Wer einmal richtig den Reiz der Blattjagd genossen hat, wird sich mit Sicherheit jedes Jahr auf die Zeit zwischen Mitte Juli und Mitte August freuen – auf die Brunft unseres Rehwildes. Dann heißt es, nicht stumm warten, ob ein Rehbock zufällig ins Blickfeld wechselt, sondern der Jäger darf darauf hoffen, mit seinen Locktönen einen suchenden Bock zum Zustehen zu bewegen. Vor allem in Wäldern mit viel Unterwuchs eine der besten Möglichkeiten, einen interessanten Rehbock sichtbar werden zu lassen.

Den Platzbock herausfordern
Manche Jäger stehen etwas auf Kriegsfuß mit der Blattjagd, da sich kaum ein Erfolg einstellt. Und wenn sie es dann dann zaghaft versuchen, springen hauptsächlich junge Böcke oder Ricken. Hauptsächlich liegt es daran, dass zu leise und zu hoch geblattet wird. Natürlich fängt man auf dem Blattstand mit leiseren Tönen an, falls ein Bock sich unsichtbar in der Nähe aufhält. Doch dann darf ruhig Gas gegeben werden, es darf dramatischer werden bis hin zum Angstgeschrei. Mit einem solchen Platzkonzert erhöht man zudem deutlich die Reichweite. Imitierte Plätz- und Fegegeräusche verstärken noch den Eindruck eines heftigen Treibens. Das fordert vor allem den Platzbock heraus, der nachsehen will, wer es wagt, in seinem Hoheitsgebiet seinen Rehdamen nachzustellen.

Es darf ruhig laut werden
Üblicherweise verhält sich jeder Jäger im Revier so leise wie möglich. Hier ist das Gegenteil richtig, auch wenn es Überwindung kostet. Wenn zum Beispiel kein leises Herankommen an den Blattstand möglich ist, ist es besser, einen treibenden Bock zu imitieren und durch die Botanik zu rauschen, als ständig vorsichtig herumzuknistern. Nicht selten taucht der „Hausherr“ dann schon auf, bevor die ersten Fieptöne hervorgebracht werden.

Kein Vergrämungseffekt
Es braucht im Übrigen nicht befürchtet zu werden, mit diesem Vorgehen anderes Wild zu vergrämen. Probieren Sie es ruhig mal im Anblick von Wild aus. Weder das Rehwild selbst noch anderes Wild stört sich an den Fiepkonzerten. Sie werfen vielleicht mal auf, aber normalerweise quittieren sie die Töne vollkommen gelassen.

Wie locke ich einen treibenden Bock?
Schwierig wird es, einen treibenden Bock von seiner Herzdame wegzulocken. Mit dem normalen Töne-Repertoire gelingt das nur selten. Die beste Chance besteht mit einem Kitzfiep, sofern es sich nicht um ein Schmalreh handelt. Eine Ricke reagiert meistens sofort auf Hilferufe ihres Nachwuchses. Achtung! Das passiert manchmal so blitzschnell, dass die Rehmutter schon im nächsten Moment unter dem Hochsitz steht. Ein brunftiger Bock bleibt natürlich in ihrem Schlepptau. Deshalb muss der Jäger alles vorher gerichtet haben, damit ohne viel Bewegung schnell gehandelt werden kann. Und wenn’s schnell gehen muss, am besten durchs Zielfernrohr ansprechen.

Alte Böcke schleichen sich gerne an
Wirklich springen tun die wenigsten Böcke. Gerade „alte Kameraden“ schleichen sich eher vorsichtig an oder umschlagen, um sich Wind zu holen. Das Zielfernrohr sollte auf eine kleine Vergrößerung gestellt werden, weil die Böcke die Quelle der verlockenden Laute direkt ansteuern. Rehe können das sehr präzise orten. Im dichten Gelände stehen sie dann manchmal auf kürzeste Entfernung urplötzlich vor einem.

In die Einstände gehen
Von Vorteil ist es, wenn die Einstände der interessanten jagdbaren Böcke bekannt sind. Dann sollte man sich zum Blatten einen Platz im Abstand von 100 bis 200 Meter zu seinem bevorzugten Lebensraum suchen. Einen Bock ins Offene, ins Helle zu locken, ist deutlich schwieriger als wenn er sich durch gedecktes Gelände annähern kann. Bodenbewuchs, Kornfelder oder ein lockerer Waldbestand geben ihm mehr Sicherheit und lassen ihn vertrauter zustehen, wenn er sich nicht so „nackt“ fühlt.

Mobilität und Tarnung helfen
Zur Ausrüstung: Wer nicht nur von festen jagdlichen Einrichtungen blattet, sollte Tarnkleidung (einschließlich Handschuhe) tragen. Noch wichtiger ist es jedoch, schnelle Bewegungen zu vermeiden. Ohne Hochsitz ist ein Zielstock ausgesprochen hilfreich. Ein leichter tragbarer Ansitzschirm zusammen mit einem Sitzstock macht die Ausflüge noch ein bisschen erfolgversprechender. Ein leichtes Pirschglas komplettiert des Jägers „Blattpaket“.

Duft zieht mehr als Blattkonzerte
Wer Lust hat auf Abwechslung zum normalen Hochsitzgehocke oder nächtlichem Saueneinsatz, der sollte unbedingt die Zeit bis Mitte August für diese herrliche Jagdart nutzen. Gerade zum Ende der Brunft, wenn die meisten weiblichen Stücke bereits beschlagen wurden, die Böcke aber noch in Fahrt sind, wachsen die Chancen des Blattjägers. Das gilt besonders in Revieren mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis. Ein starker femininer Überhang bindet die Böcke lange, und gegen verlockenden Damen-Duft haben die schmeichelnden Sirenen des Blattjägers kaum eine Chance.

Große Auswahl an Rehlockern
Keine Angst vor falschen Tönen. Das mindert vielleicht den Erfolg, aber stellt nicht das gesamte Unternehmen in Frage. Kaum jemand benutzt heute noch ein Buchenblatt. Dafür gibt es ein großes Repertoire an käuflichen Rehblattern. Von Vorteil ist, wenn man mit dem Instrument die ganze Bandbreite der Laute hervorbringen kann. Mit ein bisschen Übung gelingt das eigentlich jedem. Wichtig auch: Nicht gleich nach Ende des Blattkonzertes den Stand verlassen. Die vorsichtigen Böcke lassen sich gern Zeit, sind aber jagdlich meistens die interessantesten.

Den richtigen Zeitpunkt treffen
Natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Auch Großmeister des Blattens haben sich schon ganze Tage erfolglos abgemüht. Und am nächsten Tag sprangen dann auf einem Stand gleich drei Böcke! Es gibt eben Tage, an denen nichts geht, auch nicht für Profis. Deshalb nicht entmutigen lassen, wenn’s nicht gleich auf Anhieb klappt. Irgendwann kommt die Belohnung.
