Winterstrategien unserer Wildtiere

Dickes Fell, viel Ruhe und Kuscheln

Nicht nur wir Menschen sparen in diesem Winter Energie, auch die Wildtiere müssen mit knappen Ressourcen über die Runden kommen. Sie sind es gewohnt, in der kalten Jahreszeit auf Sparflamme zu schalten. Der Stoffwechsel läuft jetzt langsamer, das Herz schlägt nicht mehr so schnell, der Atem wird ruhiger.

Natürliche Isolierung: Feldhasen lassen sich in ihrer Sasse einschneien und nutzen den Schnee als Dämmung. Foto: imageBROKER.com/FLPA/Paul Sawer

Wildschweine sorgen vor – mit Pölsterchen aus Luft und Speck

Das Schwarzwild (Sus scrofa) ist ein Tausendsassa – durch seine Anpassungsfähigkeit kommt es mit der kalten Jahreszeit in der Regel bestens zurecht. Mit ihren feinen Nasen erschnüffeln die Schweine Eicheln, Pilze und Wurzeln auch unter einer Schneedecke. Wenn es friert, nehmen sie auch mit Aas oder Abfall vorlieb. Außerdem sorgen sie bereits im Herbst vor und legen sich ein Speckpolster zu. Im Dezember ist dann auch der Fellwechsel bei Wildschweinen abgeschlossen: Dicke Winterborsten schützen sie nun vor niedrigen Temperaturen. Zwischen den einzelnen Haaren sorgen Luftkammern für eine gute Isolierung. Unter den Borsten liegt dichte Unterwolle, auch sie hält Nässe und Kälte ab. Wird es in einem Winter sehr eisig, kuscheln sich die Nichten, Tanten und Schwestern einer Rotte im Unterholz aneinander und wärmen sich. Die Anpassung der Wildschweine an die kalte Jahreszeit ist so erfolgreich, dass im ausgehenden Winter sogar die meisten Frischlinge zur Welt kommen können.

Dicke Schwarte: Winterborsten schützen Wildschweine vor Kälte. Foto: imageBROKER.com/A. von Düren

Rothirsche dürfen keine Kalorie verschwenden

Sobald die Temperaturen unter null Grad sinken, ist für den Rothirsch (Cervus elaphus) absolute Ruhe angesagt. Aktivität verbraucht Energie in Form von Kalorien, doch der Hirsch, ein Pflanzenfresser, findet im Winter nur wenig bis gar nichts zu futtern. Die Tiere scharren die letzten Baumfrüchte aus dem harten Boden. Sie fahren ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunter. Ihr Herz schlägt nur noch 40- statt 70-mal in der Minute. Die Atmung verlangsamt sich, der Magen schrumpft. Weil der Hirsch im Energiesparmodus ist, verharrt er jetzt oft bewegungslos im Wald. Der Vegetarier darf nun keine Kalorie unnötig verschwenden. Die Deutsche Wildtier Stiftung bittet Jäger und Naturliebhaber daher: Vermeiden Sie möglichst alle Störungen nach dem Jahreswechsel! Jede Flucht kostet das Rotwild Energie, das es bei einem langen Winter noch dringend braucht.

Rehe futtern weniger

Bedingt durch die knappe Nahrung schrumpft der Reh-Pansen im Winter um etwa 20 Prozent. Darum können Fütterungen schaden: Das Verdauungssystem der Tiere könnte einen Großteil der Nahrung nicht verarbeiten, sie würden krank werden.

Reh (Capreolus capreolus) Foto: imageBROKER.com/Erhard Nerger

Füchse jagen Mäuse auch im Schnee

Wie alle Hundeartigen kann der Fuchs (Vulpes vulpes) ausgezeichnet riechen und hören. Das macht ihn selbst bei geschlossener Schneedecke zum effektiven Mäusejäger. 15 Mäuse sind seine durchschnittliche Tagesration – es dürfen auch gern mehr sein. Der Fuchs braucht nun besonders viel Energie: Im Januar steht die anstrengende Paarungszeit an. Die Rüden müssen dann nicht nur eine Partnerin finden, sondern auch ihre Konkurrenten vertreiben. Ist keine Maus mehr zu kriegen, steht für den opportunistischen Beutegreifer aber auch Aas und Abfall auf dem Speiseplan. Seine Anpassungsfähigkeit führt den Fuchs bis in die Großstädte. Hier findet er auch an kalten Tagen Nahrung und Unterschlupf.

Heiße Phase in der kalten Jahreszeit: Füchse paaren sich im Januar und Februar. Foto: imageBROKER.com/Bernd Zoller

Rebhühner bilden Ketten

Das Rebhuhn ist ein etwa taubengroßer Hühnervogel, der kaum vor seinen Feinden fliehen kann. Darum setzt er auf die perfekte Tarnung. Im Schnee aber wird das Rebhuhn für seine Fressfeinde sichtbar. Ein wenig Schutz bietet ihm die Bildung sogenannter Ketten: Kleine Gruppen, die entweder aus einem Elternpaar mit seinen erwachsenen Jungvögeln des vorangegangenen Sommers oder aus Rebhühnern ohne Bruterfolg bestehen. Hecken und strukturreiche Blühflächen als Versteck sind für das Rebhuhn im Winter überlebenswichtig.

Rebhuhn (Perdix perdix) Foto: imageBROKER.com/M. Delpho

Gemeinsam aktiv für unsere Wildtiere

Die Deutsche Wildtier Stiftung ist gemeinnützig und setzt sich seit mittlerweile 30 Jahren für den Natur- und Artenschutz in Deutschland ein. Wir schaffen Lebensräume für bedrohte Tierarten und betreuen langfristige Artenschutzprogramme. Das gilt für das Rebhuhn und den Feldhasen ebenso wie für den Rothirsch und die Gämse.
 
Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie zum Beispiel die Anlage von Blühflächen und Hecken, die nicht nur im Winter für das Rebhuhn überlebenswichtig sind. So tragen Sie zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt bei.
 
Gemeinsam können wir mehr bewegen. Bitte unterstützen Sie unsere Projekte mit Ihrer Spende!

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