Das Frühjahr 2021 hatte uns nicht gerade mit Wärme verwöhnt und nach draußen gelockt. Doch jetzt – mit Abflachen der dritten Corona-Welle – ist die erste Hitzewelle da und wir beschäftigen uns wieder mit Themen wie Klimawandel und Trockenheit. Wir wissen: Auch die Wildtiere haben teilweise erheblich unter den langanhaltenden Hitzewellen zu leiden – von der Waldbrandgefahr in den Einständen ganz abgesehen.
Wasserstellen im Revier
Da ist es von Vorteil, wenn es im Revier Wasserstellen gibt, die zum Schöpfen wie zum Baden einladen. Bei kleineren Tümpeln/Suhlen kann der Jäger nachhelfen, indem durch einen freundlichen Landwirt versiegendes Nass wieder auffüllen lässt. So wie es die Bauern auch mit großen Fässern für ihr Vieh auf der Weide praktizieren. Welche Art von Gewässer bevorzugt das Schalenwild?
Flach und schlammig soll es sein
Nicht die großen Seen sind in erster Linie für sie interessant, sondern geschützte Wasseransammlungen mit flach auslaufenden Zonen. Kleine Schlammstellen und Suhlen bieten das von Haus aus, größere Gewässer nicht unbedingt. Hier lohnt es sich, an einigen Stellen nachzuhelfen und flache Auslaufzonen zu schaffen. Die müssen gar nicht groß sein. Vor allem die Freunde anhaftender Fangopackungen, wie Schwarz- und Rotwild, werden dankend in diesen Bereich eintauchen.
Kleiner Tümpel, kleiner Aufwand
Was tun, wenn solche Gelegenheit für das Wild nicht in natürlicher Form vorhanden sind? Der Aufwand, einen Mini-Spa-Bereich im Revier anzulegen, ist gar nicht so groß, und eine offizielle Genehmigung meistens erst ab einer Größe von 200 Quadratmeter notwendig, so zum Beispiel in Bayern. Insofern lieber klein bleiben und sich den ganzen Papierkram sparen. Im Zweifel sollte man aber das Okay vom Grundstückseigentümer einholen, falls man nicht selber den Grund und Boden besitzt.
Lieber Folie oder Lehm?
Eine Möglichkeit, das Versickern des Nass nach unten zu verhindern, ist eine Teichfolie. Dann sollten aber keine Bäume in der Nähe stehen oder gepflanzt werden, deren Wurzelwerk diese Abdichtung kaputtmachen kann. Schöner wäre eine Auskofferung mit Lehm. Dadurch wird gleich die Schlammpackung als therapeutische Dosis mitgeliefert. Wer eine lehmige Stelle bereits im Revier hat, ist natürlich am besten dran. Wenn möglich, sollte das zukünftige Wohlfühlzentrum fürs Wild in einer Geländemulde gegründet werden. Dann füllt sich die neue Nasszelle nicht nur durch Feuchtigkeit von oben, sondern auch durch Zulauf aus dem Gelände.
Eine Wasserkirrung im Feld
Eine ganz raffinierte Variation ist eine „Wasserkirrung“. Im großen Mais- oder Rapsacker wird in Randnähe eine flache Mulde geschoben und mit einer Folie ausgelegt. Im Schutz des Felddschungels fühlen sich die Sauen sicher, stillen dort ihren Durst und nehmen auch mal ein erfrischendes Bad – meistens über Tage bei bestem Licht. Ein Leiterchen gedeckt in den letzten Maisreihen gibt alle Möglichkeiten der Beobachtung und des Beutemachens. Mit einer Wildkamera ist schnell festzustellen, wann die Borstigen Lust auf einen Kneipp-Ausflug haben.
Eine Belebung von Flora und Fauna
Ein schöner Nebeneffekt all dieser kleinen Wasserstellen ist die allgemeine Belebung der Flora und Fauna auf kleinstem Raum. Enten und Gänse, wenn’s ein bisschen mehr Fläche hat, Ringeltaube, Marder, Waschbär sind Dauergäste, Frösche, Unken, Libellen stellen sich gern ein, und selbst die „Großen“, wie Schwarzstorch oder Reiher fischen gern mal hier im Trüben. Letzteres natürlich vor allem, wenn sich Fische im Gewässer aufhalten. Dafür muss eine gewisse Wassertiefe vorhanden sein, damit der Tümpel nicht im Sommer austrocknet oder im Winter durchfriert.
Entenbraten inklusive
Nebenbei: Wenn im Herbst regelmäßig Enten auf dem Gewässer einfallen, spricht nichts dagegen, ein paar Breitschnäbel abzupassen. Eine der wenigen Gelegenheiten, in heutiger Zeit die Finte aus dem Waffenschrank zu holen . Und der Hund kann ebenfalls beweisen, ob er das Fach Bringen aus dem Wasser noch beherrscht.
In den letzten 100 Jahren sind ¾ unserer Kleingewässer laut einer Bundesstatistik verschwunden. Und damit auch viele Kleinode in unserer Landschaft. Es wäre eine schöne Aufgabe, wenn Jäger vermehrt dafür sorgen, dass ein paar von diesen wertvollen Landschaftselementen wieder zurückgewonnen werden können.