Unter Jägern wird gern diskutiert, welches Revier mehr Vorteile bietet – ein Feld- oder ein Waldrevier. Die Unterschiede können erheblich sein, und deshalb hat die „Revier-Medaille“ zwei Seiten.
Fangen wir mal mit dem Feldrevier an: Ein großer Vorteil ist die Abwechslung. Durch den Anbau befindet sich die jagdliche Fläche in einem dauernden Wandel – von der Bestellung über das Heranreifen der Feldfrüchte bis zur Ernte. Das Grünland wird mal beweidet, mal für den Grasschnitt unberührt gelassen. Das Wild und somit auch der Jäger müssen sich auf diese ständigen Wechsel einstellen. Mal dominiert der blanke Acker, mal verschwinden die wilden Tiere komplett in der Deckung von Raps oder Mais. Das sind echte jagdliche Herausforderungen. Anstrengend, aber nie eintönig.
Interessante Feldfrüchte ziehen Wild auch über weite Entfernungen an. Das erhöht des Waidmanns Chancen auf attraktive Beute. Aber in diesem Plus schlummert auch ein Risiko: Und das trägt den Namen Wildschaden. Kein Pächter hat Interesse daran, dass die Löcher in der Jagdkasse genauso groß werden wie im Milchhafer oder Mais.
Ein Vorteil hat der Feldjäger auch dadurch, dass der Aufwand für Jagdeinrichtungen in der offenen Flur deutlich geringer ausfällt. Die Übersichtlichkeit lässt es zu, sich auf wenige Hochsitze zu beschränken. Wild kann auf weite Entfernungen ausgemacht werden. Und falls es zu weit für einen sicheren Schuss sein sollte, kann der Jäger sich heranpirschen. Die Jagd zu Fuß ist im Feldrevier grundsätzlich unproblematischer, da das Wild durch die bäuerlichen Aktivitäten an menschliche Anwesenheit gewöhnt ist. Im Wald stört das Herumlaufen viel mehr und die Gefahr, vom Wild entdeckt zu werden, ist deutlich größer.
Für eventuelle Schäden im Feld gibt es einen Ausgleich in der Erntezeit. Wer den Zeitpunkt mit den Landwirten gut abstimmt und eine vernünftige Truppe zusammenbekommt, kann in dieser Periode nochmal richtig Strecke machen. Danach verschwindet zumindest das Hochwild im Wald und kehrt meistens nur noch bei Mond zur Nachlese zurück.
Was den Schaden angeht, ist der Waldjäger schon mal klar im Vorteil. Es sei denn, er hat sich auf einen Schadensausgleich des Verpächters eingelassen, die sehr viel Interpretationsspielraum bei der Bewertung zulässt. Das kann dann unter Umständen sehr teuer werden!
Ansonsten ist es im Wald erfreulich friedlich, falls nicht das Wort „Erholung“ davor steht. Dann herrscht nicht nur Unruhe, sondern auch große Unsicherheit, wenn ein Schuss abgegeben werden kann. Denn „im Busch“ kann man einfach nicht so weit gucken. Um ohne viel rumzulaufen die Hotspots zu nutzen, müssen deutlich mehr jagdliche Einrichtungen errichtet (und unterhalten!) werden.
Zu Hochsitzen, Leitern oder Schirmen gehören auch Pirschwege. Beim abendlichen Abbaumen oder morgendlichen Angehen bringt man ansonsten nur das Wild auf Trab, aber nicht in Anblick. Der Aufwand in dieser Form ist also größer.
Saisonale Höhepunkte gibt es im Wald eher nicht, es sei denn eine Baummast lockt das Wild unter Eiche und Buche. In den letzten Jahren kommt das ziemlich häufig vor. Dickungskomplexe, Buchenrauschen oder Bruchwald bieten dem Wild Einstände. Das wissen Waldjäger zu schätzen. Wichtigste Regel: Die Einstände in Ruhe lassen. Mit genügend Abstand dazu jagen, sonst sind die Refugien fürs Wild bald keine mehr.
Glücklicherweise sind ein Großteil der Privatreviere in Deutschland Feld/Wald-Reviere. Das heißt, auf der Jagdfläche sind beide Elemente vertreten und erlauben verschiedene Jagdstrategien. Das gefällt dem Wild, und damit ist auch die Vielfalt, die die Jagd ausmacht, gewährleistet. Wer also die ganze Bandbreite des Jagens auskosten möchte, sollte nach einem solchen Gemisch von Feld und Wald Ausschau halten.