Tier des Jahres 2024: Der Igel als stacheliger Stadtbewohner

Der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) ist Nachtwanderer, Einzelgänger und Winterschläfer. Einst ein echtes Landtier, ist er inzwischen wesentlich häufiger in Gärten und Parks von Städten als in ländlichen Gegenden zu finden.

Vom Feld in den Garten

In England heißt der Igel hedgehog – Heckenschwein. Denn sein natürlicher Lebensraum sind Heckenlandschaften, Grasland und offene Laubwälder. Dort findet er Nahrung, Nistplätze und Verstecke. Auch Sträucher, Totholz und wild wuchernde Staudenfluren sind ideal für den Igel. Doch solche Strukturen sind selten geworden in unseren Agrarlandschaften. In menschlichen Siedlungsräumen findet das Stacheltier mittlerweile meist bessere Lebensbedingungen. Und so ist der Igel zum Städter geworden.

An jedem Stachel ein Muskel

Das auffälligste Merkmal des Igels sind ohne Frage seine Stacheln, mit denen er sich gegen Feinde verteidigt und vor Stürzen schützt. Ein ausgewachsener Igel besitzt im Schnitt 5.000 bis 7.000 dieser verhornten Haare. An jedem einzelnen sitzt ein eigener Muskel. An Kopf, Bauch und Beinen haben Igel ein weiches Fell. Auf dem Rücken fehlt ihnen ein wärmendes Haarkleid. Ein gut gedämmtes Winterschlafquartier ist daher überlebenswichtig.

Augen auf bei der Partnersuche! Von April bis September ist Paarungszeit bei den Igeln. Hat ein Männchen ein Igelweibchen gefunden, umkreist es die potenzielle Partnerin. Dieses Balzverhalten wird Igelkarussell genannt und kann sich über Stunden hinziehen. (Foto: imageBROKER.com / Kevin Sawford)

Meilenweit für einen Käfer

Igel sind nachtaktiv und haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn, der ihnen beim Aufstöbern ihrer Nahrung hilft. Auf dem Speiseplan stehen Insekten wie Laufkäfer und Raupen von Nacht- oder Tagfaltern, außerdem Regenwürmer und Schnecken. Gelegentlich fressen Igel auch Spinnen und Vogeleier. Fallobst knabbern sie höchstens, um an die Würmer und Larven darin zu gelangen. Nach Einbruch der Dunkelheit durchstreifen Igel auf der Suche nach Futter oder einem geeigneten Unterschlupf ihre Reviere. Dabei legen sie oft mehrere Kilometer pro Nacht zurück.

Hier komme ich! Igel sind sehr geräuschvolle Tiere. Man hört sie bei der Nahrungssuche rascheln. (Foto: imageBROKER.com / Kevin Sawford)

Gefährliche Umwege

Auf ihren ausgedehnten Wanderungen sind die Stachelträger immer wieder gezwungen, an undurchdringlichen Zäunen entlangzulaufen oder Straßen zu überqueren. Das erfordert weite Umwege und kostet viel Energie. Viele Igel fallen dem Straßenverkehr zum Opfer. Die größte Bedrohung für den Igel sind also nicht seine natürlichen Feinde Dachs und Uhu. Es ist – direkt oder indirekt – der Mensch.

Wilde Ecken im Garten

Wer das Tier des Jahres 2024 im eigenen Garten unterstützen möchte, sollte hier und da Blätter und Totholz liegen lassen. Dort findet der Igel Nahrung. Haufen aus Laub und Reisig dienen dem Stachelträger als Versteck und Schlafplatz.

Hecken statt Zäune

Allzu oft versperre Mauern oder Zäune Igeln den Weg auf ihrer nächtlichen Nahrungssuche. Wer nicht auf eine Abgrenzung verzichten mag, sollte ein mindestens 13 mal 13 Zentimeter großes Loch im Zaun lassen. Besser als Zäune sind Hecken. Sie bieten nicht nur natürliche Lücken für wandernde Tiere, viele Arten finden in ihnen auch Nahrung und Unterschlupf.

Immer der Nase nach! Igel können ihre Beute aus bis zu einem Meter Entfernung riechen. (Foto: imageBROKER.com / Maciej Olszewski)

Achtung bei Mährobotern und Rasentrimmern

Mähroboter sollten Sie, wenn überhaupt, nur tagsüber für sich arbeiten lassen. Nachts werden sie Igeln zum Verhängnis. Und Rasentrimmer können Igel verletzen, die tagsüber an Heckensäumen und Strauchrändern schlafen. Pestizide sind in einem igelfreundlichen Garten natürlich ganzjährig tabu.

Wann brauchen Igel Hilfe?

Wenn ein Igel stark abgemagert oder verletzt ist, sollte man eine Igelstation oder einen Tierarzt kontaktieren. Sie können einschätzen, ob Hilfe nötig ist. Eine Schale mit frischem Wasser ist immer gut für Wildtiere. Im Notfall kann Katzenfutter gegen Unterernährung helfen.

Die größte Bedrohung für den Igel ist der Mensch. Unsere eintönige Kulturlandschaft bietet kaum noch Nahrung und Rückzugsorte. (Foto: imageBROKER.com / Kevin Sawford)

Wildtiere gehören zu Deutschland. Sie in ihrem natürlichen ­Lebensumfeld zu beobachten, macht Freude. Doch Wildtiere wie der Igel finden in unserem dicht besiedelten Land immer weniger Nahrungsangebot und Versteckmöglichkeiten. Das müssen wir ändern.

Die gemeinnützige Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich daher seit über 30 Jahren dafür ein, Lebensräume für die heimische Tierwelt zu bewahren und die Artenvielfalt zu erhalten. Regelmäßige Überprüfungen belegen den Erfolg unserer Artenschutzmaßnahmen. Daher gilt es, weiterzumachen und unsere Bemühungen mit Ihrer Hilfe sogar noch zu verstärken.

Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, damit wir unsere zahl­reichen Projekte weiter umsetzen können! So helfen Sie mit, einen einzigartigen Naturschatz zu bewahren.

Unsere Spenderinnen und Spender haben den Igel zum Tier des Jahres 2024 gewählt. Werden Sie jetzt Teil unserer Unterstützergemeinschaft und bestimmen Sie mit, welche Tierart 2025 im ­Fokus stehen soll.

Webinar-Angebot der Deutschen Wildtier Stiftung

Am Mittwoch, den 21.02.2024 findet ab 18 Uhr ein Wildtier-Webinar zum Igel statt. Lea-Carina Mendel, Mitarbeiterin im Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung, berichtet im Webinar über die Lebensweise des Igels, der ursprünglich in Heckenlandschaften, feuchtem Grasland und offenen Laubwäldern zu Hause war. Hier können Sie sich kostenlos anmelden.

Titelbild: Rühr mich nicht an! Durch ein kompliziertes Zusammenspiel der kleinen Muskeln an den Stacheln kann der Igel sich einrollen, um sich vor Feinden oder Stürzen zu schützen. (Foto: Ingo Arndt)

Text: Deutsche Wildtier Stiftung

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