ANIKA KENNAUGH | KOOPERATIONEN

Was hat Corona mit deinem Jagdschein zu tun?

2020 – Corona – Hausarrest. Monatelanges Homeoffice. Stundenlanges Bildschirmgestarre und abertausende Tastenanschläge, die so ein Bürojob nun mal mit sich bringen. Manche backten Bananenbrot, andere staubten ihr Fahrrad ab. Ich machte den Jagdschein. Das Rauschen der Blätter statt White Noise vom Bildschirm, Wald statt Rauhfasertapete.

Du hast du den Fußball gegen die Büchse getauscht. Wie kam es dazu?

Jägerin sein, Botschafterin der Jagd, ging so schnell in mein Wesen über, nahm mich so in Gefangenschaft, dass ich nach 10 Jahren Fussballmanagerin bei adidas meine neue Heimat 2022 bei Frankonia fand. Dort kann ich als Kooperationsleiterin Gleichgesinnte vernetzen, Synergien schaffen und von erfahreneren Jägern lernen.

Du hast dir die Sinnfrage gestellt? Was bedeutet das?

Die eigentliche Inspiration zum Jagdschein kam mit einer mich schon länger begleitenden Frage: Kann ich ein Tier töten, um Fleisch zu konsumieren? Und, wenn ich es nicht kann, müsste ich dann nicht vegetarisch leben? So war der Jagdschein für mich nicht nur, um sich englischer Modewörter zu bedienen, Escapism – Ausflucht aus den eigenen vier Wänden und des immer enger werdenden Korsetts der Pandemie – sondern auch Soul Searching, die Frage und die Suche nach meinem Ich und meiner Wahrheit. Jeder Ansitz begleitet mich auf diesem Weg, das Packen des Jagdrucksacks fast wie Meditation, der Moment, in dem man vor erlegtem Wild steht eine Andacht, und das Zubereiten des Wildbrets eine Feier des Lebens. Mein jagdliches Highlight findet also in der Küche statt, wenn ich das Geschenk des Tieres würdig im Kreise meiner Liebsten zelebrieren kann. Waidgerechtigkeit, Brauchtum und Verantwortung sind hierbei nicht nur leere Worthülsen, sondern gelebte und fest mit meinem Tun verbundene Begriffe.