Raubwildbejagung – reife Bälge, haarige Beute

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Wenn die Jagdzeit für den Schalenwildjäger dem Ende entgegen geht oder zu Ende ist, fängt sie für den Raubwildjäger erst richtig an. Ein Plädoyer für eine zu Unrecht vernachlässigte Jagdart.

Viele Jäger sind heutzutage so auf die Bejagung des Schalenwilds fixiert, dass andere spannende, anspruchsvolle und lohnende Jagdarten zu kurz kommen oder überhaupt nicht mehr ausgeübt werden. Das ist aus mehreren Gründen schade: Zum einen droht überliefertes jagdliches Wissen in Vergessenheit zu geraten, zum anderen beraubt man sich selbst jagdlicher Freuden. Wildschadensverhütung und Seuchenprophylaxe sind ohne Zweifel wichtige und mancherorts drängende jagdliche Aufgaben – aber das ist kein Grund, auf das Vergnügen einer herbstlichen Enten- oder Taubenjagd zu verzichten oder sich den leckeren Gänse- oder Fasanenbraten aus eigenem Abschuss zu versagen.

In noch größerem Maße gilt das Gesagte für die Bejagung des Raubwilds, die vielerorts gar nicht mehr oder nur noch ganz nebenbei betrieben wird. Dabei ist die Raubwildjagd, ob mit der Büchse oder mit der Falle, eine interessante und bereichernde jagdliche Herausforderung. So wie der Schalenwildjäger stolz auf das von ihm erzeugte hochwertige Wildbret sein kann, so erzeugt auch der Raubwildjäger mit dem Pelz einen edlen, nachwachsenden Rohstoff.

Hochsitz im Winter
Der Winteransitz auf den Fuchs

Selbst verwerten oder vermarkten

Rückt der Raubwildjäger den invasiven Neubürgern wie Waschbär oder Marderhund auf den Pelz, so ist der ökologische Nutzen umso größer. Aus den gegerbten Fellen fertigen Kürschner dann zum Beispiel kleidsame Mützen oder einen wärmenden Jagdmuff, vielleicht auch eine repräsentative Decke – so etwas ist ein tolles Geschenk, aber auch eine Zierde in jedem Jägerhaushalt. Die Zeiten, in denen ein paar hochwertige Bälge den neuen Drilling finanzierten, sind leider vorbei, aber ein paar Euro für die Jagdkasse lassen sich durchaus noch damit verdienen.

Für verwertbare, reife Winterbälge von Fuchs, Waschbär oder Marderhund zahlt Fellwechsel in der Saison 2018/19 immerhin acht Euro. Es ist aber auch möglich und löblich, auf die Bezahlung zu verzichten und so ein tolles Projekt der Jägerschaft zu unterstützen. Die Fellwechsel GmbH wurde vom Deutschen Jagdverband (DJV) und dem Landesjagdverband Baden-Württemberg gegründet, um die Nutzung von Bälgen aus der Jagd aktiv zu fördern. Zum Fellwechsel-Projekt gehört eine Abbalgstation in Rastatt, in den Jägerschaften sollen Kühltruhen zum Sammeln der Bälge aufgestellt werden. Ziel von Fellwechsel ist es laut Selbstdarstellung auf der Internetseite von Fellwechsel, „hochwertige Wildpelze zu gewinnen und den Jägerinnen und Jägern für die Zulieferung entsprechend der Tierart und der Balgqualität eine Vergütung zu zahlen.“

Fuchs

Wie geht Raubwildjagd?

Die meisten Jäger bejagen Raubwild, wenn überhaupt, dann nur nebenbei: Kommt ein Fuchs oder Waschbär bei Drückjagd oder Ansitz passend, wird er halt erlegt. Abgesehen davon, dass die Raubwildstrecke auf diese Weise sehr übersichtlich bleibt, hat dieses Vorgehen weitere Nachteile: Wer mit einer großkalibrigen Jagdbüchse mit herkömmlicher Jagdmunition auf ein Stück Raubwild schießt, wird in der Regel nichts übrig behalten, was weitere Verarbeitung ermöglicht. Zu groß sind die Schäden, die für Schalenwild konzipierte Geschosse verursachen.

Im Vorteil sind hier Jäger, die kombinierte Waffen führen, denn mit Schrot lässt sich Raubwild balgschonend erlegen – aber nur auf kurze Distanz. Wer Raubwild auf weitere Distanzen – und damit mit größerer Aussicht auf Erfolg – bejagen will, wird seine Ausrüstung entsprechend ergänzen müssen.

Drilling
Früher häufig geführt, heute leider nur noch eine Randerscheinung: der Drilling

Waffe und Munition für die Raubwildbejagung

Raubwildjäger, die für wirklich alle Eventualitäten gerüstet sein wollen, schwören immer noch auf den Drilling mit Einstecklauf. Mit großer Kugel, kleiner Kugel und Schrot sind alle Entfernungen und alle Wildarten – einschließlich des beim Ansitz auf den Winterfuchs anwechselnden starken Keilers – abgedeckt. Aber man muss mit dem Drilling wirklich vertraut sein oder sehr viel üben, um das Risiko von Fehlbedienungen zu minimieren.

Wer keine kombinierte Waffe mehr führen möchte, kann mit seiner gewohnten Jagdbüchse Raubwild bejagen, wenn Vollmantelmunition verwendet wird. Aber wirklich optimal ist die Kombination Vollmantel und Großkaliber für diesen Zweck nicht. Je nach Treffersitz können die Balgentwertung oder auch die Fluchtstrecke ziemlich üppig ausfallen. Weitaus besser bedient ist man in einer sogenannten Schonzeitbüchse in einem für die Bejagung kleinerer Beutetiere geeigneten Kaliber.

Munition
Kaliber .22 Hornet oder Schrot – es kommt auf die Schussentfernung an

In letzter Zeit ist um die .17 HMR ein ziemlicher Hype entfacht worden. Diese erstaunlich leistungsfähige kleine Patrone hat aber für die hiesige Raubwildbejagung ihre Schwächen. Man sollte bedenken, dass dieses Kaliber sich vor allem bei der Varmint-Jagd in Amerika großer Beliebtheit erfreut und die Beutetiere wie Squirrel (Eichhörnchen) oder Prairie Dog (eine Erdhörnchenart) sehr klein sind. Schüsse auf Füchse oder gar Kojoten sind mit Vorbehalt zu sehen. Für Winterfüchse oder gar schussharte Dachse ist die .17 HMR nicht zu empfehlen. Hinzu kommt die hohe Windempfindlichkeit des sehr leichten Geschosses.

Mit einer Waffe aus der bewährten .22-Kalibergruppe wie den bewährten .22 Hornet oder .22 lfb ist man besser und universeller ausgerüstet. Verwendet man eine Hornet mit Hohlspitzgeschossen, so liegt erfahrungsgemäß jeder Fuchs im Knall – und das ideal balgschonend oft ohne Ausschuss.Die gute Nachricht: Kleinkalibergewehre sind relativ preiswert und auch gebraucht in großer Zahl verfügbar.

Jagdarten

Neben Ansitz und Baujagd (letztere stellt spezielle und weitgehende Anforderungen und würde hier den Rahmen sprengen) ist vor allem die Lock- und Fangjagd bei der Bejagung des Raubwilds von Bedeutung. Bei der Lockjagd ist vor allem die Verwendung akustischer Lockmittel zu erwähnen. Das Mauspfeifchen, Vogelangstgeschrei oder die Hasenklage gehören beim winterlichen Ansitz einfach dazu. Die Wirksamkeit akustischer Lockrufe lässt sich durch Kombination mit einem visuellen Reiz, etwa mit dem Raubwildmagneten, erheblich steigern.

Lockjagd Fuchs
Die Lockjagd ist eine besonders reizvolle Jagdart

Das gilt auch für Geruchsreize. Es muss kein aufwändiger (und in dicht besiedelten Gebieten problematischer) Luderschacht sein. Regelmäßiges Kirren oder gezogene Schleppen wirken Wunder. Bei der Verwendung von Kirrgut sind die Landesjagdgesetze zu beachten. Hochwirksame Lockmittel wie Reste von Räucherfisch sind nicht überall erlaubt. Aber auch mit Resten vom Aufbruch wie zum Beispiel Pansen lassen sich gute Erfolge beim weiträumigen Anlocken von Füchsen erzielen.

Ab in die Falle

Die effizienteste Art der Raubwildbejagung ist aber unbestritten die Fallenjagd. Zum Einsatz kommen dabei Fallen für den Lebendfang wie Holz- oder Drahtkastenfallen oder Totschlagfallen, wobei Totschlagfallen nicht in allen Bundesländern erlaubt sind. Der Umgang mit Fallen setzt einiges an Können, Sachkunde und Verantwortungsbewusstsein voraus. Die Vermittlung des notwendigen Wissens erfolgt in den Fallenlehrgängen der Landesjagdverbände, sofern das nicht bereits bei der Jagdausbildung erfolgt ist. Ohne diesen Nachweis darf kein Jäger eine Falle aufstellen.

Zugelassene Totschlagfallen töten bei richtiger Anwendung schnell und tierschutzkonform. Durch den Einsatz in entsprechend gestalteten Fangbunkern oder Fangkästen lassen sich die Beutetiere zuverlässig selektieren. Connibear-Fallen sind zwar ein sehr erfolgreiche Fallentyp, allerdings bei falscher Anwendung auch besonders kritisch zu sehen, weil sie sowohl bei Zug als auch bei Druck auf den Köder auslösen. Dadurch kann es zu schweren Verletzungen kommen, vor allem an den Pfoten. Um solche Verletzungen zu verhindern, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass Connibear-Fallen in einem Fallenkasten verbaut sind. Köder und Auslösemechanismus dürfen dabei nicht miteinander verbunden sein. Nur so ist sichergestellt, dass sich das Tier bei Auslösung der Falle in der Mitte befindet und sofort verendet. Frankonia empfiehlt den Einsatz von Connibear-Fallen nur denjenigen Jäger, die mit dem richtigen Umgang dieser Fallenart vertraut sind.

Fallenjagd
Die Fallenjagd erfordert einiges an Fachkenntnis

Auch der Einsatz von Lebendfangfallen ist mit einigem Aufwand verbunden. Das fängt bei Bau oder Anschaffung der nicht gerade billigen Fallen an und endet nicht damit, dass die Fallen mindestens zwei Mal am Tag kontrolliert werden müssen. Elektronische Helfer zur Fallenkontrolle wie das Jägerhandy sind eine willkommene Erleichterung für den Fallenjäger. Nicht zuletzt dienen sie dem Tierschutz, da die Zeit zwischen Fang und Erlegung abgekürzt wird.

Knifflige Standortwahl

Die Auswahl der richtigen Standorte der Fallen erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl – nicht nur weil manche Stellen fängisch sind, andere nicht. Ein Problem stellen zunehmend auch Diebstahl und Zerstörung von Fallen dar. Es gilt also, Fallenstandorte zu finden, die fängisch, dabei aber zugleich einigermaßen unauffällig und mit vertretbarem Aufwand vom Fallenjäger zu kontrollieren sind. Das ist gar nicht so einfach.

Aber für Aufwand und Mühe entschädigt einen in der Regel der Fangerfolg: Gerade Waschbären, die sich als invasive Nesträuber verheerend auf die Artenvielfalt auswirken, lassen sich mit Kasten- oder Betonrohrenfallen hervorragend fangen. Auch Kastenfallen funktionieren gut, wobei Holzfallen in der Regel fängischer sind als solche aus Draht. Zu beachten ist auch, dass Drahtfallen aus Tierschutzgründen nur verblendet verwendet werden dürfen. Als Köder haben sich für Waschbären Süßigkeiten wie Obst, Backpflaumen oder auch Nutella bestens bewährt. Füchse sind schlauer und entsprechend schwieriger zu fangen. Aber auch Füchse fängt man weit eher, als man sie schießt.

Tierschutzgerecht töten

Die Jagdgesetze schreiben vernünftigerweise vor, dass in Lebendfangfallen gefangene Tiere nur mit Schusswaffen getötet werden dürfen. Ideal geeignet sind kleinkalibrige Pistolen oder Revolver zum Beispiel in .22 lfb. Diese sind einigermaßen leise und weisen eine angemessene Mündungsenergie auf. Bekanntlich werden Jägern nur zwei Kurzwaffen zugestanden. Wer nicht eine davon für eine kleinkalibrige Waffe drangeben will, sollte die Anschaffung einer Pistole erwägen, für die es KK-Wechselsysteme gibt. Hohlspitzmunition ist auch für Fangschüsse optimal geeignet.

Um die Anschaffung eines Abfangkastens kommt der Fallenjäger nicht herum. Die gefangenen Tiere in der Falle zu erlegen, würde diese nicht nur mittelfristig zerstören, sondern auf längere Zeit verstänkern und unbrauchbar machen.

Selber abbalgen?

Wer es gerne komfortabel hat und auf das Geld nicht so achten muss, kann die erlegten Beutetiere im Balg einfrieren und dann an Fachbetriebe schicken, die das Abbalgen und Gerben übernehmen. Während selber Gerben aufwändig ist und das erzielte Ergebnis in puncto Qualität und Haltbarkeit nicht mit professionell gegerbten Pelzen vergleichbar ist, lohnt sich das Abbalgen. Fachbetriebe berechnen dafür je nach Tierart in der Regel zwischen 15 (z.B. Marder) und 30 Euro (Fuchs, Waschbär). Das Geld kann man sich sparen, und hat man sich erst einmal eingearbeitet, so geht das Abbalgen schnell von der Hand. Etwas fummelig ist die Feinarbeit an Pfoten und Kopf, aber mit etwas Übung ist auch das zu schaffen.

Eine hervorragende Anleitung für das Streifen eines Fuchses findet sich auf der Internetseite der Kreisgruppe Bad Staffelstein des Bayerischen Jagdverbands.

Beim Abbalgen sollten Gummihandschuhe getragen werden, beim Fuchs vorsichtshalber auch ein Mundschutz, um eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm auszuschließen. Die fertigen Bälge kann man aufspannen und trocknen oder einsalzen und einfrieren, um sie gesammelt in die Gerberei zu schicken.

Wenn nach Monaten – die Gerbprozesse dauern ihre Zeit – das Paket von der Gerberei oder dem Kürschner eintrifft, ist die Vorfreude groß: Wie selbst erzeugtes Wildbret sind auch selbst erjagte Pelze ein schönes, hochwertiges Naturprodukt – man hat nur länger etwas davon.

3 Antworten

  1. Waidmannsheil aus der jagdfreien Zeit !

    Ich finde den Artikel sachlich fachlich okay, aber der Aspekt: Außenwirkung ggb. Mitwaldnutzern fehlt…. .

    Beispiel:

    Sie haben mittels Kastenfalle ein Geheck gefangen und getötet und sind mit ihrer Beute auf dem Weg zum Auto. Fußgänger- am besten noch mit KIndern – kreuzen- wie wollen Sie denen das Gemetzel im Kasen erklären ?!

    Leider habe ich in meinem PB keine Möglichkeit auf Fuchs, da er als Mäusejäger nach Kyrill einen gewissen Nützlichkeitseffekt besitzt, aber ich würde dann die Baujagd mittels Terrier oder den Ansitz bevorzugen.

    Die zuvor genannte Bejagung ist zwar zeitlich effektiver, aber die Außendarstellung würde mehr Richtung ,,Herodes´´ laufen …. .

    WH aus dem WE – RHM Dr Georg Thielmann ,Oberveischede

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    1. Tja Herr Dr. ,

      Dann sollten Sie auch kein Schalenwild mehr bejagen, auch dieses könnte von „Mitwaldbenutzern“ gesehen werden. Allerdings gibt es auch Tragetaschen und fahrbare Wildwannen um „unsichtbar“ sein ERLEGTES (nicht getötetes) Wild zum Auto zu bekommen.
      Ich persönlich finde es immer super wenn ich Spaziergängern (vorzugsweise mit Kindern) im Revier begegne. Denn neben dem erlegen, hegen und Pflegen von Wild, erhalten von Lebensräumen usw…usw…ist es auch die Aufgabe des Jägers Aufklärungsarbeit zu leisten, den Menschen die Natur wieder näher zu bringen und Ihnen zu zeigen warum der Jäger ein wichtiger Faktor im unserer Gesellschaft ist…

      Wenn man irgendwas nicht gut findet, findet man immer irgendwas was dagegen spricht!

      Gruß & Waidmannsheil

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  2. Die Thematik zur Raubwildbejagung beschäftigt mich schon seit längerem. Deshalb bin ich echt glücklich, dass ihr mir hier weiterhelfen konntet. Jetzt weiß ich, was ich wissen muss.

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