Es stimmt schon, das Jagdjahr beginnt offiziell am 1. April. Doch der wirkliche Einstieg in die neue Jagdsaison findet am 1. Mai statt, mit dem Beginn der Bockjagd. Das war nicht immer so. Vor gut zwei Jahrzehnten lag der Beginn einen halben Monat später, nämlich am 16. Mai. Die Vorverlegung hat viele Vorteile: Durch den Klimawandel ist die Vegetation früher dran, so dass Mitte Mai die Feldfrüchte schon reichlich Deckung bieten, und auch die Bodenvegetation im Wald verschließt des Jägers Blick.
„Ein jagdlicher Feiertag“
Und noch ein Plus: Der 1. Mai ist stets ein Feiertag. Damit ist es fast allen Grünröcken möglich, den Auftakt aktiv zu nutzen. Das kann solo geschehen oder auch in Form gemeinsamer Bockansitze im Revier mit anschließendem Frühstück in fröhlicher Runde. Solche Verabredungen haben unterdessen vielerorts Tradition. Wenn dazu noch die Sonne scheint und der Ehepartner zum Abholen vom grünen Meeting bereit ist, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Es stehen nicht nur Böcke auf dem Programm
Der Mai gilt traditionell als Bockauftakt. Aber er ist mehr. Schwache Schmalrehe, die zu diesem Zeitpunkt von den meistens noch hochbeschlagenen Ricken gut zu unterscheiden sind, sollten ebenso auf dem jagdlichen Programm stehen. Auch die „Schmalis“ bei Rot- und Damwild sind in vielen Bundesländern frei. Und Sauen können natürlich immer kommen. Eine sinnvolle Regelung, denn wenn der Jäger sowieso draußen ist, drängt sich der Eingriff in die Jugendklasse des gesamten Schalenwildes einfach auf. Dadurch werden die guten Möglichkeiten, in die Jugendklasse einzugreifen, komplett genutzt. Ab Juni wird das deutlich schwieriger.
Vorsicht bei weiblichem Wild!
Beim Jagen des weiblichen Wildes lastet auf dem Jäger allerdings eine besondere Verantwortung. Er muss genau hinschauen, um nicht ein führendes Mutterstück der Kugel verfallen zu lassen. Wenn der Nachwuchs gerade seinen Durst gestillt hat, ist die Spinne nur schwer zu erkennen. Bei den „niedrig gelegten“ Sauen wird das Gesäuge und im Zweifel auch der gestreifte Nachwuchs unter Umständen vom Bodenbewuchs verdeckt. „Im Zweifel für den Angeklagten“ – wer sich an diese einfache Regel hält, bewahrt sich und den Nachwuchs vor schlimmem Leid!
Was schießen zu Beginn der Jagdzeit?
Doch kommen wir zu den Rehen zurück, die quasi in jedem Revier ihre Fährte ziehen. Es ist eine immerwährende Diskussion, wie zu Beginn der Jagdzeit bei den Böcken eingegriffen werden soll. Früher galt die Regel, nur die schwachveranlagten Jährlinge zu strecken und die starken Böcke erst nach der Blattzeit. Natürlich ist der frühe Eingriff in die Jugendklasse sinnvoll. Vor allem wenn das Jährlinge schwach im Wildbret sind und wenig aufhaben.
Wer allerdings die starken Vertreter dieser Altersklasse im Revier halten will, muss auch für freie Territorien sorgen. Denn gerade die starken Youngster suchen früh ein eigenes Terrain. Und wenn sie es nicht im Umkreis finden, gehen sie auf Wanderschaft. Deshalb erscheint es durchaus sinnvoll, auch den einen oder anderen Älteren zu entnehmen. Vor allem in der Nähe von Straßen.
Nicht nur schießen, sondern jagen
Wenn wir an die Probleme mit dem Absatz von Sauen denken, ist es erfreulich, das für Rehwild sich immer noch gut Abnehmer für sauber geschossene Stücke finden. Und das auch noch zu einem vertretbaren Preis. Die meisten Jäger schätzen die behutsame Jagd auf unsere zierlichen Waldgazellen. Ein wunderbarer Einstieg in das neue Jagdjahr, wenn man sich Mühe gibt, selektiv zu jagen und sie nicht nur als Waldschädlinge betrachtet, die man einfach nur weg haben will. Es geht ja nicht nur ums Schießen, sondern ums Jagen. Das bedeutet sorgfältiges Ansprechen und überlegte Auswahl und nicht Strecke um jeden Preis. Dann darf der Erleger auf seine Beute stolz sein.
Der Mai macht alles neu, heißt es so schön. Für Jäger gilt das ganz besonders. Weidmannsheil!
Eine Antwort
alles bestens, danke für die schönen bilder.