Aus dem Holunderbusch auf der kleinen Freifläche leuchtet es richtiggehend. Als wenn jemand eine Kerze angesteckt hätte: Die ersten Fegestellen des Jahres, noch vor dem März. Diese Entdeckung lösen ein ähnliches Gefühl aus, wie die ersten Schwalben oder das frisches Grün im Wald. Frühlingsboten, die das Ende des Winters ankündigen und die Vorfreude auf eine farbenfrohe Jahreszeit ankurbeln.
Bei einer so frühen Fegestelle mischt sich für den Jäger natürlich noch etwas mit ein: die Freude auf die nächste Jagdsaison. Der Gedanke an den 1. Mai, dem Auftakt der Bockjagd, womit für den Jäger das Jagdjahr eigentlich erst wirklich beginnt. Der 1. April ist eher ein Behördentermin.
Doch bis Mai sind die meisten Weidmänner deshalb nicht untätig. Viele sind jetzt in der „jagdfreien Zeit“ unterwegs, um im Revier nach dem Rechten zu schauen. Wie ist der Zustand der Jagdeinrichtungen, muss ausgeschnitten werden, wie machen sich die Pirschwege, und wie sieht der Wildacker vom letzten Jahr aus? Instandhaltung ist aufwändig. Noch mehr Arbeit wartet jedoch auf denjenigen, der zum 1. April ein neues Revier übernimmt. Wohl dem, der eine Helfertruppe um sich vereint. Mit vereinten Kräften kann richtig was weggeschafft werden, und das Bier schmeckt hinterher in der Freundesrunde nochmal so gut.
Wer jetzt also viel draußen ist, dem fallen natürlich auch Fegestellen ins Auge. Der eine sieht nur die Baumbeschädigung, der andere den Einstand. Wald vor Wild oder Wald mit Wild – es ist eben eine Frage der Einstellung, ob man das Rehwild noch bejagen oder nur töten will.
Auch wenn es beim Rehwild mehr Ausnahmen als Regeln gibt: Ein Bock, der um die Monatswende Februar/März bereits seinen Bast loswerden will, zählt mit Sicherheit zur Senioren-Riege. Glücklicherweise ist ein alter Herr ausgesprochen territorial. Deshalb sollte man sich das Umfeld vormerken, wie auch beim „Holunderbock“. Schön wäre ja, wenn er sich ausschließlich auf diese Weichhölzer konzentrieren würde. Doch leider reibt er sich auch an der einen oder anderen Jung-Douglasie.
Das Fegen, Plätzen und Markieren wird bei den Rehböcken durch einen erhöhten Testosteron-Spiegel angetrieben. Das bewirkt auch allgemein eine erhöhte Aktivität der erwachsenen Rehböcke. Eine gute Gelegenheit, die umtriebigen Gesellen näher ins Auge zu fassen. Im Wald hat der Jäger jetzt noch einen besseren Ein- und Durchblick. Irgendwann wird alles zum grünen Dschungel, und auch im Feld schlucken Raps und Getreide bald unsere kleinen „Antilopen“.
Es macht einfach Spaß, in dieser aufblühenden Zeit zu schauen, die Reviermarkierungen „zu lesen“, herauszufinden, was die Böcke dieses Jahr draufhaben. Gibt es eine Überraschung? Ist vielleicht ein interessanter Abnormer dabei? Und wo verstecken sich die Knopfböcke und schwachen Schmalrehe. Mit jedem Tag draußen wächst die Vorfreude auf den 1. Mai – wenn man mehr als nur die Abschusszahl erfüllen will. Erlebnisse passieren nicht nur einfach, man kann sie vorbereiten, planen, und schließlich richtig genießen. Es liegt an jedem Jäger selbst, was er daraus macht.