Jägerin des Monats: Luisa Schleicher

Mein Name ist Luisa Schleicher und ich bin 25 Jahre alt. Bereits seit meinem dritten Lebensjahr begleite ich meinen Opa zur Jagd und erinnere mich an viele tolle Jagderlebnisse zurück. Besonders gern erinnere ich mich an den Ansitz in der Nacht meines siebten Geburtstages. Damals hat mir mein Opa um 0 Uhr auf dem Hochsitz gratuliert und mit einer Sau das aller größte Geburtstagsgeschenk gemacht! Immer mit dabei war ein kleines Plastikgewehr. Mein siebenjähriges Ich würde wohl vor Stolz platzen, wenn es wüsste, dass ich das kleine Plastikgewehr gegen ein Echtes getauscht habe.

Doch obwohl meine Kindheit so jagdlich geprägt war, habe ich meinen Jagdschein tatsächlich erst im Alter von 22 Jahren gemacht. In der Pubertät erschienen andere Dinge wichtiger und ich verlor die Jagd zwar nie ganz aus den Augen, setzte meine Prioritäten aber anders. Erst mit 20 kam das Interesse an der Jagd zurück. Im Jahr 2021 meldete ich mich in der hiesigen Kreisjägerschaft zum Jagdkurs an und lernte das nötige Fachwissen für das grüne Abitur. Im April 2022 konnte ich dann mit Erfolg die Jägerprüfung ablegen und knapp zwei Wochen später erlegte ich meinen ersten Bock.

Mein erster Bock

Ich erinnere mich an die gemischten Gefühle dabei. An das Herzklopfen, als der Bock aus dem Bestand zog. An meine zitternden Hände, bevor ich die Kugel fliegen ließ. An die Freude und Erleichterung, als er im Knall lag. Aber auch an das mulmige Bewusstsein darüber, dass ich gerade ein Leben beendet hatte. Wenn ein Nichtjäger ein Erlegerfoto sieht, sieht er einen Menschen, der grinsend neben einem toten Tier kniet. Ich verstehe gut, dass das Thema Jagd so bei vielen auf Unverständnis stößt, da diese nicht sehen, was für Emotionen oder Beweggründe für den Erleger dahinterstehen. Für viele Menschen gibt es bei dieser Thematik nur schwarz oder weiß. Wir Jäger müssen behutsam mit dem Thema umgehen und sollten Nichtjägern die Notwendigkeit der Jagd näherbringen und unser Handeln stets reflektieren. Die Außenwirkung bei der Jagd ist einfach enorm.

Für mich persönlich ist Jagd angewandter Naturschutz, die Gewinnung wertvoller regionaler Lebensmittel und sichert den Bestand der Arten untereinander und des Waldes. Sicher ist das nicht für alle Jäger so und jeder hat unterschiedliche Beweggründe für sein Tun. Doch ich hoffe, dass jeder Jäger mit Herz darüber nachdenkt und am Ende des Tages die richtigen Schlüsse zieht.

Erinnerungen, die für immer bleiben

… davon konnte ich in meinem recht kurzen Jägerleben doch schon einige sammeln. 

Besonders dankbar bin ich darüber, dass ich die meisten davon im heimischen Revier direkt vor der Haustür sammeln konnte. Das ist ein riesiges Privileg und ich bin sehr froh, diese Möglichkeit zu haben. Von meinen Mitjägern hier habe ich in der Ausbildung zur Jägerin immer viel Unterstützung bekommen und sie stellten sich gerne all meinen Fragen. Mein wohl schönstes Jagderlebnis durfte ich aber in Österreich machen. Mein Opa pflegt schon über 30 Jahre eine Jagdfreundschaft nach Österreich. Unsere Freunde kommen mindestens einmal im Jahr zu uns, um auf Schwarzwild zu jagen. Als ich die Jägerprüfung bestand, wurde ich also ins schöne Zillertal eingeladen, wo ich meine erste Gams erlegen sollte. Im September 2023 war es dann so weit und ich durfte drei Tage lang eine ganz andere Jagd kennenlernen. In 2170m Höhe schoss ich auf 274m, eine Entfernung, die mir von zuhause gänzlich unbekannt ist. Dass es dann direkt mit einem Gamsbock gepasst hat, machte es zu einem Jagderlebnis wie im Bilderbuch. Die spannende Jagd in so vielen Höhenmetern auf diese faszinierende Wildart ließ mein Herz einfach höherschlagen. An diese drei Tage mit Freunden auf einer urigen Jagdhütte mitten in den Bergen denke ich noch sehr oft zurück.

Ich konnte eine Jagd kennenlernen, die ganz anders ist, als ich sie aus unserer Region kenne. Eine Jagd, die mit viel Aufwand und Anstrengung verbunden ist und die unmittelbar dazu führt, dass man das erlegte Wild noch mehr zu schätzen lernt. Ich habe lehrreiche Erfahrungen, neue Bekanntschaften und unvergessliche Erinnerungen mitnehmen dürfen. An dieser Stelle einmal ein großes Dankeschön an meine Pirschführer, meinen Opa und meinen Freund, für dieses unvergessliche Wochenende. Jagd verbindet einfach und es gibt nichts Schöneres, als diese Leidenschaft zu teilen.

Ein Jagdhund zieht ein

Schon immer war es mein Wunsch, meine Passion mit einem treuen Begleiter auf vier Pfoten gemeinsam zu erleben. Der Wunsch wurde immer größer und im Juli 2023 zog Wilma ein. Die kleine Dackeldame heißt eigentlich „Caro vom Rosengrund I“ und ist ein dunkelsaufarbener Rauhaardackel. Lange hatte ich mir über die Rasse Gedanken gemacht und bin immer wieder beim Dackel hängen geblieben. Sie sind liebenswerte, charakterstarke Hunde, die aber auch ihren eigenen Kopf haben.

Die Vorstellung, einen Welpen zu erziehen, ist definitiv romantischer als die Realität. Beim ersten Hund hat man noch so wenig Ahnung und häufig läuft auch mal etwas schief. Nachlässigkeit bezahlt man sofort. Mit Wilma habe ich aber riesiges Glück. Sie ist sehr gutmütig und ausgeglichen und hat einen super Charakter. Die ganze Familie liebt sie und sie ist nicht mehr wegzudenken.

Dieses Jahr stehen die ersten Prüfungen für Wilma an und wir tasten uns langsam an die Schweißarbeit ran. Ich bin sehr gespannt, wo unsere Reise noch hinführen wird und bin zuversichtlich, dass wir als Team miteinander und aneinander wachsen werden.

Das Hobby zum Beruf gemacht

Als Sachbearbeiterin in einer Waffenbehörde habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, denn auch in meinem Job dreht sich alles um Waffen. Der Vorteil ist natürlich, man kennt sich immer bestens aus mit den Gesetzlichkeiten. Oftmals werde ich auch auf Jagden angesprochen und gefragt, wie man sich in verschiedenen Situationen richtig verhält. Darüber freue ich mich immer sehr, denn je mehr Verstöße im Umgang mit der Waffe vermieden werden können, desto besser. Ich gebe mein Wissen gerne weiter! Aus diesem Grund habe ich auch einen Job als Dozentin für Waffenrecht in meiner ehemaligen Jagdschule angenommen. Dort unterrichte ich zweimal pro Halbjahr in den aktuellen Kursen, was mir wirklich viel Spaß macht!

Welche Waffe führst du und warum?

Da ich mit 1,58 m recht zierlich bin, war es nicht so einfach, eine für mich passende Waffe zu finden. Ich entschied mich schlussendlich für das Modell SR30 Ranger der Firma Heym. Mit recht kurzem Lauf und Ladyschaft ist sie für mich eine sehr führige Waffe. Zusammen mit einem Schalldämpfer von A-Tec und dem Swarovski Z6i ist sie für mich das „Perfect Match“.

Welche Munition bevorzugst du und warum?

Aktuell schieße ich die Geco Plus im Kaliber .308 Win. Bisher konnte ich mit der Patrone durchweg positive Erfahrungen machen. Sie ist präzise und hat gute Stoppwirkung zu verzeichnen.

Womit gehst du immer zur Jagd?

Neben dem Standard-Equipment darf bei mir niemals ein kleiner „Ansitz-Snack“ im Jagdrucksack fehlen. Gerade im Frühjahr und Sommer gibt es für mich nichts schöneres als Abendbrot auf Ansitz.

Was wird deine nächste jagdliche Anschaffung?

Auf meiner Liste stehen tatsächlich noch einige Dinge. Zum Beispiel ein Garmin GPS-Tracker für den Dackel, ein Entfernungsmesser für die Jagd und ein Vorsatzgerät.

2 Antworten

  1. Liebe Luisa, nun haben wir dich richtig kennengelernt. Haben so viel Wissenswertes, für Leien wie uns ,mitbekommen und deine Leidenschaft gespürt. So eine unvorhersehbare, wundervolle Entwicklung, mit Herz und Verstand bist du dabei. Beeindruckende Erlebnisse schilderst du, die Gänsehaut bei mir verursachten: Vom heimischen Jagen, das ich ja vom Erzählen deines Opas, und von Fotos deiner Oma kenne, bis zum wundervollen Bergerlebnis. Einfach herrlich! Weidmanns Heil und beste Gesundheit wünschen dir Waltraud und Roland aus Gera

  2. Eine sehr schöne Beschreibung von der Jagd und den damit verbundenen Naturschutz einer Jägerin, welche sich mit Herzblut bei der Sache ist!

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