Ich bin Annelie, 55 Jahre alt und jage seit 20 Jahren. Ich stamme aus einem kleinen Dorf im Vorharz, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Im damaligen Zonenrandgebiet war es ruhig und geradezu idyllisch. Unsere DD-Hündin konnte ungestört auf der Dorfstraße liegen und holte mich mittags vom Schulbus ab. Die Jagd war ein ganz selbstverständlicher Teil unseres Dorflebens. Wenn die Treibjagd-Saison begann, zogen auch wir Dorfkinder zum Sammelplatz, um uns für einen Tag als Treiber zu verdingen. Wir durften zwischen den Jägern auf den Hängern sitzen, die von Schleppern aufs Feld gezogen wurden. Allein das war schon aufregend. Dann wurde die bunte Kinderschar für das Kesseltreiben eingeteilt und nach den traditionellen Hundebeißereien ging es los.
Ich erinnere mich noch, dass unter meinen gelben Gummistiefeln nach wenigen Schritten der halbe Acker klebte. Das Glücksgefühl, wenn ein Schütze neben mir Beute gemacht hatte, legte sich, wenn die Hasen immer schwerer wurden. Trotzdem waren das unvergesslich schöne Erlebnisse. Als Lohn erhielten wir meistens auch noch ein/zwei Mark. Wir waren dann Krösus, bis unser Bäckerladen den Wohlstand in Süßigkeiten tauschte. Ganz nach altem Brauch nahm mein Vater den älteren Bruder oft mit auf den Ansitz, mich aber nie. Ich fand das überhaupt nicht schlimm, denn bei uns jagte nicht eine einzige Frau.
Zur eigenen Jagdpassion bin ich erst durch meinen Mann gekommen. Ich legte die Prüfung ab und führte meinen eigenen Dackel zur Verbandsschweißprüfung. Was ich mit diesem kleinen Kameraden schon alles erlebt habe, würde ganze Kolumnen füllen … Auch unsere beiden Kinder jagen und dann und wann geht es auf Jagdreise. Besonders liebe ich dabei das Gebirge, denn es ist landschaftlich wunderschön, herausfordernd und sportlich.
Mit meiner besten Freundin geht es jedes Jahr auf eine jagdliche Exkursion. Natürlich machen wir auch Beute, aber genauso können wir uns über eine schöne Blume freuen, die dann idealerweise später am Jagdhut getragen wird. Es ist etwas Besonderes mit der Freundin zu jagen und unsere ganz spezielle „Girlstime“ zu haben.
Seit 2020 engagiere ich mich ehrenamtlich im Vorstand der Stiftung „Wald und Wild in Mecklenburg- Vorpommern“. Als eines von vielen Stiftungszielen möchte ich die Naturbildung herausheben. Außerdem planen wir den Bau eines Naturbildungszentrums bei Zarrentin. Wir hoffen demnächst mit dem Bau beginnen zu können und ab 2025 dort Fortbildungsveranstaltungen für Jäger und andere Naturfreunde anzubieten.
Welche Waffe führst du und warum?
Meine Lieblingswaffe ist eine K 77 von Blaser, die mir mein Vater zur bestandenen Jägerprüfung geschenkt hat. Sie hat Wechselläufe in 7 x 65 R und 8 x 75 RS.
Welche Munition bevorzugst du und warum?
Ganz ehrlich: Gespräche über Kaliber und Geschosse interessieren mich absolut nicht. Im Gewehrschrank stehen zwei Packungen, die ich erkenne: 7 x 65 R von RWS mit HIT-Geschoss und 8 x 75 RS mit Teilmantel spitz.
Womit gehst du immer zur Jagd?
Nie ohne Dackel.
Was wird deine nächste jagdliche Anschaffung sein?
Ein spontaner „Lustkauf“. Vielleicht bei Frankonia?