Für viele Jäger und Jägerinnen fängt jetzt eine äußerst belebte Zeit an: die Brunft des Rehwildes. Traditionell wird sie Blattzeit genannt, da in früheren Zeiten mit dem Buchen- oder Fliederblatt die Fieplaute der weiblichen Stücke zum Anlocken des Bockes nachgeahmt wurden. Es gibt in Deutschland fast kein Revier, in dem diese zierliche Wildart nicht vorkommt. Nach dem Setzen der Kitze tritt etwa 68 Tage später bei den Geißen der Eisprung ein. Durch den damit verbundenen Geruch und akustische Signale wird bei den Böcken Brunftverhalten ausgelöst. Diese Brunftphase zieht sich grob gefasst von Mitte Juli bis Mitte August hin. Der Klimawandel scheint hier allerdings auch schon zu wirken, denn das Brunfttreiben setzt unterdessen häufig Anfang Juli ein.
Jetzt kommt Bewegung in den Rehbestand
Die Blattzeit ist in vielen Revieren sehr beliebt, um vor allem den Böcken nachzustellen. Seien es die abgetauchten schwachen Jährlinge, schwache Abschussböcke oder die reifen Territorialinhaber, die sich in der Juni-Feistzeit rar gemacht haben. Auf jeden Fall kommt jetzt den ganzen Tag reichlich Bewegung in den Rehwildbestand. Das ist vor allem in Waldrevieren oder in solchen mit viel Deckung interessant, da jetzt manches vermisste Reh wieder sichtbar wird. Das kann jagdlich genutzt werden. Entweder durch häufiges Ansitzen oder Pirschen oder durch Einsatz von Lockinstrumenten, um den Bock zum Zustehen zu bewegen.
Vorbereitungen für die Blattjagd
Die „Blattkünstler“ und passionierten Rehwildjäger bereiten schon frühzeitig ihr Revier für diese Art der Jagd vor. An aussichtsreichen Ecken wird vielleicht noch rechtzeitig ein kleiner Stand errichtet, der durch einen Pirschpfad leise zu erreichen ist. Wer schon vorher ein „Brautpaar“ ausgemacht hat, sollte umgehend zur Tat schreiten, denn länger als drei bis vier Tage wird der Bock seine Auserwählte nicht umgarnen, danach schaut er sich nach einer neuen Kandidatin um. Treue Böcke gibt es nicht.
hilft ein schnell aufstellbarer Tarnschirm.
Keine Angst vor dem Vergrämungseffekt
Der Anteil der Jäger, die die Blattjagd intensiv mit viel Lust praktizieren, ist erstaunlich bescheiden. Viele zögern, weil sie befürchten, nicht den richtigen Ton zu treffen und damit das Revier unnötig mit ihrem „Krach“ zu beunruhigen. Doch weder das Rehwild noch anderes Schalenwild nimmt diese Fieptöne nachhaltig übel. Also wer sich noch nicht an diese Lockjagd ran gewagt hat, sollte es ruhig mal probieren. Natürlich funktioniert das nicht wie eine Türklingel, bei der nach dem Läuten sofort jemand kommt. Ein bisschen Ausdauer muss der Lockjäger schon mitbringen, vor allem wenn er auf einen vorsichtigen Platzbock hofft. Steht der Bock mit einem weiblichen Stück zusammen, wird dieser sowieso schwer zum „Fremdgehen“ zu überreden sein. Duft geht nun mal vor Akustik. In so einem Fall besteht am ehesten die Chance mit einem zarten Kitzfiep. Reagiert die Geiß darauf, wird der Bock mit Sicherheit an ihrer Schürze folgen.
Wann lohnt sich die Blattjagd?
Wann ist die beste Zeit, mit dem Blatter ins Revier zu ziehen? Zu Anfang der Brunft, wenn nur wenige Geißen paarungswillig sind und zum Ende der Brunft, wenn die meisten weiblichen Stücke bereits beschlagen sind. Sowie die Kurzehe mit dem jeweiligen Stück beendet ist, wird der Bock sich auf die Suche nach einer neuen Rehdame begeben. Zu dem Zeitpunkt ist er für verheißungsvolle Locktöne besonders empfänglich. Deshalb ist die Hochzeit um die Monatswende Juli/August nicht besonders aussichtsreich für den Blatter-Einsatz.
Sommerliche Jagd vom Feinsten
Wer Freude an seinem Rehwild hat und es nicht nur als schädlichen Knospenbeißer sieht, wird die Blattzeit unter sommerlichen Bedingungen in vollen Zügen genießen. Für viele ist es der Höhepunkt des Jagdjahres. Nirgendwo ist die Chance größer, Überraschungen zu erleben, denn die Rehbrunft lockt auch den vorsichtigen Altbock aus seinem Versteck. Und egal, was er auf dem Kopf hat, einen heimlichen Alten zu überlisten, streichelt doch immer die Jägerseele.
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