Ein Großteil der Getreide- oder Rapsschläge sind bereits geräumt. Ein spannender Abschnitt steht noch bevor: das Maishäckseln. Immerhin belegen diese Süßgräser rund 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Für Jäger in jeglicher Hinsicht eine heiße Phase: Nach dem Einsatz gegen Wildschaden besteht die Chance, von den tierischen „Mietnomaden“ Tribut einzufordern.
Vorsicht ist geboten!
Das Umstellen eines Ernteschlages lässt sich nicht mit einer normalen Drückjagd gleichsetzen. Dort liegt die Organisation in jagdlicher Hand einschließlich der Auswahl des Personals (Schützen, Treiber, Hundeführer). Bei den fest terminierten herbstlichen Veranstaltungen im Walde sind die Gebiete außerdem fest umrissen und verändern ihr Aussehen nicht permanent. Der Einsatz an Getreidefeldern verläuft dagegen äußerst dynamisch: Häcksler, Treckerkolonnen, Landarbeiter und häufig noch Schaulustige sind ständig in Bewegung, ohne dass die jagdliche Seite entscheidenden Einfluss darauf nehmen kann. Das macht die Sache äußerst anstrengend und gefährlich.
Augen auf bei der Standwahl!
Erhöhte jagdliche Einrichtungen, wie sie einige Jagdgesetze vorschreiben, sollen die Gefahren bei dieser Jagdart mindern. Wer sich ein wenig mit Ballistik auskennt, weiß, dieser Höhengewinn hilft nur wenig und gaukelt eine trügerische Sicherheit vor, denn der Kugelfang verlängert sich nur um wenige Meter gegenüber einem Bodenstand.
Erste Erfahrungen auf Maisjagden lösen häufig euphorische Gefühle aus: viel Anlauf und gute Strecken. Trotz der anfänglichen Begeisterung beschleicht einen auf diesen Veranstaltungen mit der Zeit ein immer mulmigeres Gefühl, da oft zunehmend hemmungslos „geballert“ wird, ohne Rücksicht auf Verluste bei Mensch und Tier. Es wird in den Mais gefeuert und auf irrsinnige Entfernungen hingehalten. Kugelfang? Oft Nebensache!
Konzentration und Beherrschung als unbedingtes Muss
Im Gegensatz zu den heutigen Drückjagden haben die Schützen auf Erntejagden meistens Sichtkontakt. Das heizt den Wettbewerb untereinander an. Kaum steckt die Bache den Rüssel aus den Stängeln, setzt von allen Seiten ein Feuerwerk ein. Ansprechen? Nebensache! Es scheint so, als ob diese Art der Erntejagd alle Hemmungen wegschwemmt. Obwohl Erntejagden bereits in der Unfallstatistik ganz oben rangieren, ist es verwunderlich, dass nicht noch mehr passiert. Es bedarf eines großen Maßes an Konzentration und Beherrschung der Schützen, um die vielen beweglichen Eindrücke einer solchen Jagd richtig zu verarbeiten. Und wer bereits drei Stunden in Staub und Lärm ausgeharrt hat, spürt einen starken Drang aktiv einzugreifen.
Mit den Jahren schleicht sich trotz der Erfolge häufig auch Beklemmung und Furcht ein. Nicht nur vor hitzigen Nachbarn, auch vor einem selbst, wenn man im entscheidenden Moment eine Gefahr übersehen könnte.
Gut beraten in guter Gesellschaft
Trotzdem: Wir brauchen Erntejagden, um unsere Wildbestände stabil zu halten. Vor allem in Zeiten drohender ASP. Bei keiner Jagd ist aber wichtiger, die Gefahrenaspekte hochkonzentriert im Auge zu behalten. Leider entwickeln sich manche Feldeinsätze zu „Spontis“, wo keiner wirklich weiß, was der andere tut. Und das wird dann wirklich lebensgefährlich. Deshalb sollte sich jeder genau überlegen, in welche Gesellschaft er sich bei einer solchen Jagd begibt. Es ist zu empfehlen, zu solchen Ereignissen nur los zu ziehen, wenn Vertrauen in die Jagdleitung besteht und beispielsweise ein Fernwechsel angeboten wird.