Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) gehört, wie die Haselmaus und der Siebenschläfer, zur Familie der Bilche. Das Fell des faustgroßen Tiers ist rötlichbraun bis grau. Besonders auffällig ist die schwarze Maske um die großen, dunklen Augen. Der lange behaarte Schwanz endet in einer schwarz-weißen Quaste.
Sie möchten einen Gartenschläfer in echt sehen? In diesem Livestream können Sie die seltenen Gartenschläfer an einer Fütterungsstelle im Nachttierhaus des Tierparks Nordhorn beobachten.
Leben in zwei Welten
Der ursprüngliche Lebensraum des Gartenschläfers sind dichte Nadel- und Mischwälder mit hohem Felsenanteil, einer ausgeprägten Strauchschicht und beerentragenden Sträuchern in Bergregionen. Als Kulturfolger ist er, insbesondere im Südwesten Deutschlands, auch in Gärten, auf Streuobstwiesen und sogar in der Stadt anzutreffen.
Ein Allesfresser
Der nachtaktive Bilch ist ein Allesfresser. Auf seinem Speiseplan steht tierische Kost wie Insekten oder Schnecken an erster Stelle, aber auch Beeren und Samen sind für ihn wichtig. Auf der Suche nach Nahrung bewegt sich der Gartenschläfer geschickt durch Sträucher und Felsspalten. Die meiste Zeit seiner nächtlichen Aktivitätsphase verbringt er jedoch in Bodennähe. Im Spätsommer frisst er sich eine Fettschicht an, um genug Energiereserven für den Winterschlaf von Oktober bis April zu haben.
Eine Plaudertasche
In seinem natürlichen Lebensraum bekommt man das versteckt lebende, nachtaktive Tier nur selten zu Gesicht. In den Gärten mancher Städte lässt es sich aber hin und wieder beobachten. Auf jeden Fall macht der kleine Bilch mit seinem lauten Rufen in lauen Sommernächten auf sich aufmerksam. Insbesondere während ihrer Paarungszeit im Frühjahr sind Gartenschläfer äußerst mitteilsam. Sie beherrschen ein großes Lautrepertoire von Murmeln über Quieken und Keckern bis Pfeifen.
Ein Generalist
Der Gartenschläfer ist ein Generalist, weil seine Ernährung sehr breit gefächert ist und er in vielen unterschiedlichen Lebensräumen zurechtkommt. Trotzdem ist er stark gefährdet. Darauf macht die Deutsche Wildtier Stiftung in diesem Jahr mit dem Titel „Tier des Jahres“ aufmerksam. Das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Europa ist in den letzten drei Jahrzehnten um circa 50 Prozent geschrumpft. Aus vielen Regionen ist er bereits verschwunden. Warum, das ist immer noch unklar. Sicher ist, dass sich sein ursprünglicher Lebensraum stark verändert. In strukturarmen Wäldern wie Fichtenmonokulturen kann der Gartenschläfer nicht überleben.
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So fühlt sich der Gartenschläfer in Ihrem Garten wohl
Damit ein Lebensraum für Gartenschläfer geeignet ist, müssen ausreichend Versteckmöglichkeiten und Nahrungsquellen vorhanden sein. In naturnahen und strukturreichen Gärten fühlen sich die Bilche daher besonders wohl. In dichten Hecken, Fassadenbegrünungen und Steinhaufen finden sie Unterschlupf. Dort tummeln sich auch viele Insekten – sie sind eine wichtige Nahrungsquelle. Auch Beeren von Sträuchern wie Himbeere, Brombeere und Johannisbeere fressen Gartenschläfer gerne. Helfen Sie ihnen, indem Sie diese Sträucher pflanzen.
Schaffen Sie einen sicheren Lebensraum
Verzichten Sie bitte auf Rattengift und Insektizide, um den Gartenschläfer und seinen Nachwuchs zu schützen. Regentonnen können tödliche Fallen für die Tiere sein. Bilche müssen viel Wasser zu sich nehmen. Viele von ihnen stürzen bei dem Versuch, ihren Durst zu stillen, in die Tonne und ertrinken. Mit einem Deckel können Sie das leicht verhindern. Legen Sie kleine Wasserstellen an, aus denen die Tiere stattdessen trinken können.
Baumhöhlen oder Nistkästen als Bilchquartiere
Alte Obstbäume sind sehr wertvoll für Bilche. In den Baumhöhlen finden sie sichere Tagesquartiere und Nistmöglichkeiten, und die Früchte dienen ihnen als Futter. Fraßschutznetze an Obstbäumen werden Gartenschläfern leicht zum Verhängnis. Verwenden Sie sie daher besser nicht.
Nistkästen nehmen Gartenschläfer meist gut an. Hängen Sie sie in anderthalb bis zwei Metern Höhe an Bäumen auf. Es gibt auch spezielle Bilch-Nistkästen, die das Eingangsloch auf der Rückseite haben. Damit vermeiden Sie, dass Gartenschläfer mit anderen Arten in Konkurrenz um die besten Verstecke und Nistplätze treten müssen.
Übrigens: Mit einem naturnahen, bilchfreundlichen Garten helfen Sie nicht nur dem Gartenschläfer. Auch andere Wildtiere wie Wildbienen, Igel oder Schmetterlinge fühlen sich dort wohl.
Gemeinsam aktiv für unsere Wildtiere
Werden auch Sie Teil der Unterstützergemeinschaft der Deutschen Wildtier Stiftung und stimmen Sie ab: Als Spenderin oder Spender wählen Sie das Tier des Jahres und entscheiden mit darüber, für welche Art wir uns im kommenden Jahr ganz besonders einsetzen – wie in diesem Jahr für den Gartenschläfer.
Obwohl der kleine Bilch sich an unterschiedliche Lebensräume anpassen kann, ist er stark gefährdet und aus vielen Regionen Deutschlands bereits verschwunden. In Sachsen-Anhalt gibt es jetzt vielversprechende Hinweise auf Gartenschläfer-Vorkommen. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie, dass wir dort mit Wildkameras und Spurentunneln auf die Suche gehen und uns für konkrete Schutzmaßnahmen einsetzen. Bitte unterstützen Sie uns dabei!
Seit mehr als 30 Jahren macht sich die gemeinnützige Deutsche Wildtier Stiftung für den Natur- und Artenschutz in Deutschland stark. Um Lebensräume für bedrohte Tierarten schaffen und langfristige Artenschutzprogramme erarbeiten zu können, sind wir auf die Spenden engagierter Naturfreunde angewiesen.
Gemeinsam können wir mehr für den Schutz unserer faszinierenden heimischen Tierwelt erreichen. Danke, dass Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende unterstützen!