Viele Sauen, die drohende ASP, Grünlandschäden – für die Jäger in Schwarzwildrevieren gibt es heutzutage keine Auszeit mehr. Während in früheren Jahren die Jagd meistens von Februar bis in den Frühsommer ruhte, ist heute Einsatz übers ganze Jahr nötig. Bei richtiger Vorgehensweise sind die Chancen im zweiten Quartal des Jahres jedoch gar nicht so schlecht. Aber es drohen Gefahren.
Unerfahrener Sauennachwuchs
Frischlinge werden aus den Rotten von den Bachen abgeschlagen, wenn sich ihre Mütter zum Frischen ein ruhiges und geschütztes Plätzchen suchen. Ohne die bisher gewohnte Führung durch die Mutterbachen fehlt es den Sprösslingen des Vorjahres an Erfahrung. Das erleichtert die Bejagung. Häufig wagen sich die Einjährigen schon bei gutem Licht nach draußen.
Auch Frischlinge können inne haben
Eine kleine Gruppe gleichgroßer borstiger Gesellen lässt auf führungslose Frischlinge (ab 1. April sind es offiziell bereits Überläufer) schließen. Trotzdem muss der Jäger in jedem Fall überprüfen, ob nicht kleine Streifenhörnchen dazwischen rumwuseln, denn auch die Jugendklasse kann bereits Nachwuchs bringen, obwohl Teenie-Mütter normalerweise erst später frischen. Deshalb können sich bei einem weiblichen Frischling/Überläufer bereits Föten in der Tracht befinden. Das ist beim Aufbrechen ein mieses Gefühl für den Erleger, aber fast unvermeidlich, da in diesem jungen Stadium die Geschlechter kaum zu unterscheiden sind. Wie will man sonst reduzieren? Der scharfe Eingriff in die Jugendklasse ist gefordert.
Größte Vorsicht bei einzelnen Stücken
Größte Vorsicht ist bei mittelstarken bis starken Stücken angesagt, vor allem wenn sie allein unterwegs sind. Die Bachen verlassen zu Anfang immer wieder den Wurfkessel, um Wasser und Fraß aufzunehmen. Die Chance, dass es sich bei einem großen schwarzen Klumpen um einen reifen Keiler handelt, ist verschwindend gering. Deshalb allergrößte Vorsicht! Die Vorstellung, dass bei einem voreiligen Schuss die kleinen Streifenhörnchen im Kessel elendig eingehen, sollte jeden anständigen Weidmann zur Zurückhaltung zwingen. Wer allerdings die langen Waffen aus dem Gebrech blitzen sieht, ist natürlich von diesen Sorgen befreit!
Wenn Sauen richtig äsen
Das Schwarzwild lockt das erste saftige Grün an. Wie Kühe weiden sie richtiggehend auf diesen Flächen. In der frühen Jahreszeit bestehen insgesamt deutlich bessere Chancen, den Schwarzkitteln unter den Bauch zu schauen. Damit lässt sich ausschließen, eine führende Bache von ihrem Nachwuchs wegzuschießen. Gerade bei stärkeren Stücken ist die Milchleiste eindeutig zu sehen. Schießen Gras und Feldpflanzen in die Höhe, sind diese wichtigen Ansprech-Bereiche verdeckt.
Fehlansprachen vermeiden durch moderne Technik
Den passionierten Sauenjäger stehen heute mit Nachtsicht und Wärmebild außerdem Hilfsmittel zur Verfügung, die auch unter schlechten Lichtverhältnissen eine klare Ansprache ermöglichen. Gerade bei Wärmebild fällt das gut durchblutete Gesäuge gut ins Auge.
Mutterschutz steht über allem
Die Bejagungsmöglichkeiten zu Beginn des 2. Quartals sind also gar nicht so schlecht. Die Tage werden länger, den Frischlingen/Überläufern fehlt es noch an Erfahrung, der Bewuchs ist noch nicht so hoch, und die Technik hilft beim genauen Ansprechen. Wer also mit Ausdauer und Übersicht jetzt den schwarzen Gesellen nachstellt, kann gerade in der Jugendklasse einen guten Einstieg ins neue Jagdjahr hinlegen. Nur dabei in keinem Fall den Mutterschutz vergessen. Er muss über allen jagdlichen Erfolgen stehen!
Eine Antwort
Schön, informativ und kurzweilig geschrieben! Danke!!