FRANKONIA – Träumen, Staunen, Erleben

Nach über 100 Jahren schließt die FRANKONIA Filiale in Würzburg und bereitet sich auf den Umzug nach Rottendorf vor, wo Ende September der neue Flagship-Store eröffnet wird – die Ära des Stammhauses geht zu Ende. Heiko Hornung, Chefredakteur der Wild und Hund, nimmt den geschichtsträchtigen Moment zum Anlass, um zurückzublicken und gibt einen persönlichen Einblick, wie er den Filialbesuch als Elfjähriger erlebt hat.

Der Besuch im „Schlösschen“ war wie ein Gottesdienst. Er kam nicht so oft vor und wurde ein bisschen wie Weihnachten herbeigesehnt. Ehrfürchtig schritt ich als elfjähriger Bub mit meinem Vater in der Randersackerer Straße in Würzburg über einige Stufen auf die Glastür mit schmiedeeisernen Ornamenten zu. Als sich ihre Flügel öffneten, tat sich drinnen eine Welt aus Wünschen auf. Im Stammhaus von FRANKONIA gab es alles, was das junge Jägerherz höherschlagen ließ. An den Wänden hingen Trophäen, die auf geschnitzten Schilden aufgesetzt waren. Barocke Hirschköpfe, seltene Ridinger-Stiche mit jagdlichen Szenen und Präparate dekorierten im warmen Licht geschmackvoll die Wände, wie in einem herrschaftlichen Anwesen. Das ganze Ladengeschäft auf rund 1.500 Quadratmetern atmete Größe und das edle Waidwerk.

Der rote Teppich führte im Erdgeschoss zur Bekleidung. Jede Jägersgattin, die etwas auf sich hielt, kaufte dort für einen festlichen Anlass Kleid, Rock, Bluse oder Dirndl. Selbst Schmuck fand die anspruchsvolle Gemahlin. Für die Herren – Damen waren auf der Jagd eher selten anzutreffen – gab es schon seit Anfang der 1970er Jahre nicht nur die jagdliche Funktionsbekleidung, sondern Anzüge, Janker und edle Mäntel. Mein Großvater trug einen solchen Lodenmantel aus Würzburg, und den nur sonntags und in der Kirche. Für die Jagd war er bei Gott zu schade.

Viel spannender war für mich jedoch als Bub eines unterfränkischen Jägers die leicht gewendete Treppe in den ersten Stock. Denn dort oben standen die Gestalt gewordenen Träume aus Stahl und Holz, die Produkte hoher Büchsenmacherkunst. Edle Kombinierte aus Ferlach, Ulm, Suhl und Eckernförde in beleuchteten Vitrinen, die Schäfte in grüne Säckchen gehüllt, damit sie keine Kratzer erhielten. Über allem ein Hauch von Waffenöl. Hier gab es alles, was der Waidmann an Ausrüstung brauchte und wonach er sich sehnte. Für den einen war es die Brünner ZH, eine Bockbüchsflinte mit Bockdoppelflinten-Wechsellauf, oder der bis heute beliebte eigens gefertigte 98er-Favorit-Repetierer, für den anderen eine besondere Büchsflinte oder Flinte mit edlen Seitenschlossen samt Gravur. Faszinierend waren auch all die Säbel, Vorderlader und das Rüstzeug für Waffensammler. Es war ein Streifen durch die Gänge, ein Staunen und ehrfürchtiges Betasten. Fast schmerzhaft wünschte ich als Junge den Jagdschein herbei, um eines der Stücke aus diesem umfangreichen Sortiment nach Hause führen zu dürfen.

Innerhalb von nur etwas mehr als einem Jahrzehnt hatte FRANKONIA den totalen Zusammenbruch nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur überstanden, sondern setzte mit seinem Stammhaus in Würzburg neue Maßstäbe. Sie war DER Ausrüster für den deutschen Jäger. Nachdem 1951 der Besitz und das Führen von Jagdwaffen für Deutsche wieder möglich war, gab es in der Unterfranken-Metropole bereits wieder Angebote. Und der Bedarf war groß. Denn nur Weniges wurde aus Verstecken im Wald und der Scheune wieder funktionstüchtig ausgegraben. In dieser Zeit erwarb auch mein Großvater von FRANKONIA eine 16er Flinte aus Spanien, eine Forest, die ich hingebungsvoll pflegte und noch heute selbst führe. Schon früh verstand sich das Würzburger Unternehmen auf den Import ausländischer Marken. Franchi, Antonio Zoli, Sabatti, Ruger, Colt, Marlin waren klangvolle Namen. Die Unterfranken verkauften nicht nur direkt, sondern belieferten als Generalimporteur Ausrüstung und Munition vieler Hersteller an Büchsenmacher und Händler in der gesamten Bundesrepublik, was 1968 zur Gründung der Interimport GmbH führte.

Zwischen den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kaufte die Firma über eine Viertelmillion Waffen aus aller Herren Länder. Das gipfelte in einem Deal 1991 mit der gerade selbstständig gewordenen Ukraine. In einem Salzstock waren 15.000 Waffen, hauptsächlich 98er-Repetierer, und 15.000 08-Pistolen noch aus Wehrmachtsbeständen eingelagert. Für rund 5,5 Mio US-Dollar wechselten sie den Besitzer und wurden mit einer riesigen Antonow-Frachtmaschine nach Deutschland gebracht.

In allen Geschäftsfeldern expandierte FRANKONIA. Die Würzburger gründeten Filialen in zahlreichen deutschen Städten von Darmstadt, Hannover, Stuttgart, Kassel bis Rostock. Sogar in Frankreich gab es eine Niederlassung. Großhandelsfirmen in Österreich und Ungarn kamen hinzu.

Viel zu schnell hatte mein Vater seine Einkäufe, meist von Munition und dem ein oder anderen Jagdartikel, erledigt und wir verließen voller Eindrücke diesen zauberhaften Ort wieder. Bis zum nächsten Besuch blieb einem nur der FRANKONIA Katalog.

Wenn ein Jäger auf den damals noch reichlich stattfindenden herbstlichen Treibjagden hinter vorgehaltener Hand im Hinblick auf seine Garderobe mit „sieht aus, wie aus dem FRANKONIA Katalog“ tituliert wurde, dann war er für unseren Geschmack als Bauernjägersbuben zwar etwas zu chic angezogen, hinter dem Spruch steckte aber noch viel mehr. Natürlich kannten wir das Sortiment von FRANKONIA in- und auswendig, wussten aber, dass die Ausrüstung nicht den Waidmann macht. Wenn jährlich der neue Katalog herauskam, und das tat er ja als „Ratgeber für den Jäger und Schützen“ bereits seit 1953, dann vergrub sich der jagdliche Sprössling Tage lang im Studium der Angebote. Kannte bald alle Marken von Anschütz bis Zastava, Kaliberpaletten und Preise, schließlich musste mit dem Vater über Munitionsbestände und die Ergänzung der jagdlichen Ausrüstung diskutiert werden. Noch ehe es eine Jagdmesse oder das Internet gab, bei der es möglich war, die Ware unverbindlich in die Hand zu nehmen, öffnete der FRANKONIA Katalog die Welt des jagdlichen Bedarfs. Das Bild des in dem Katalog freundlich grüßenden Alfred Hofmann, der so zünftig einen erlegten Rehbock im Rucksack auf dem Rücken trug, ist vielen Jäger sicher in lebhafter Erinnerung.

Der Inhaber war ein Stück Legende. Seine sieben goldenen Regeln für Mitarbeiter, in denen er beschrieb, wie der Kunde zu behandeln, zu beraten und die 270 Mitarbeiter fortzubilden seien, prägten und prägen noch heute die Firmen-DNA. Auch wenn die Inhaberfamilie, die 1908 den Munitions- und Waffenhandel im unterfränkischen Eichfeld ins Leben rief, nicht mehr die Geschicke der Firma selbst leitet, und Anfang des neuen Jahrtausends FRANKONIA ein Teil der Otto-Group wurde, so sind die Vision, die Mission und Grundwerte ihrer Gründer noch immer lebendig: Am Kunden hart arbeiten, sich dessen Vertrauen verdienen, ihm nicht selbstzufrieden etwas aufschwätzen und die angebotene Ware selbst ausprobieren, um beraten zu können – bei FRANKONIA arbeiten eben Jäger.

Die digitale Welt hat auch den Handel vor komplett neue Herausforderungen gestellt. Diesem Wandel stellt sich das Traditionsunternehmen wie schon so oft in seiner 115-jährigen Geschichte. 2006 eröffnete es einen Online-Shop mit dem kompletten FRANKONIA Angebot und entwickelt diesen stets weiter. Seine Filialen – heute sind es 24 – blieben in der Fläche erhalten. Neue FRANKONIA Jagdcenter entstanden in den vergangenen Jahren in Nürnberg (2017), Wustermark (2017), Mühlheim-Kärlich (2019), Kaltenkirchen (2019), Hohenwarsleben (2020), Kerpen (2022) und Mönchengladbach (2023). Mit der 25. Filiale in Leipzig im November 2023 ist das Traditionsunternehmen in allen Flächen-Bundesländern vertreten. Eine persönliche Kundenansprache und -beratung sowie solides Büchsenmacherhandwerk sind nach wie vor von großer Bedeutung.

Mit der Eröffnung des FRANKONIA Flagship-Stores nahe der Firmenzentrale in Rottendorf schlägt das Unternehmen am 21. September 2023 ein neues Kapitel auf. Auf rund 2.500 Quadratmetern entsteht auf zwei Etagen eine vollkommen neue Einkaufserlebniswelt mit einem Full-HD-Schießkino, Schießröhre, einer Büchsenmacherwerkstatt und modernen Seminarräumen. Das komplette Sortiment lässt sich drinnen und draußen erproben, anfassen und spüren. Der Natur nachempfundene Designelemente erinnern an einen Waldspaziergang, der alles bereithält.

Tradition und Handwerk treffen auf digitalen Fortschritt

Bei aller Modernität und Design bleibt sich das Unternehmen treu und vergisst seine Wurzeln nicht: „Wir leben die Liebe und Leidenschaft für die Natur und die Jagd in unserem täglichen Tun und Handeln. Unseren Kunden bieten wir zuverlässig Service, kompetente Beratung und kurze Wege. Bei uns trifft Tradition und Handwerk auf digitalen Fortschritt, stets geleitet von Verantwortung und Respekt“, so der FRANKONIA Leitsatz.

Durch den Eingang des neuen Flagship-Stores wird wie vor fast 50 Jahren wieder ein kleines jagdlich passioniertes Kind mit großen Augen treten, und es wird träumen, staunen und erleben…

Autor: Heiko Hornung

12 Antworten

  1. Herr Hornung hat seine Eindrücke von den ersten Besuchen im Stammhaus sehr treffend geschildert.
    Mir ging es vor bald vier Jahrzehnten ähnlich und der Duft von Waffen und Schaftöl ist auch mir noch immer in angenehmer Erinnerung.
    Frankonia wünsche ich auch nach 115 Jahren wechselhafter Firmengeschichte noch eine lange erfolgreiche Geschichte als der Tradition verbundenes und der Zukunft zugewandtes Unternehmen.
    Viel Erfolg im neuen Flagshipstore, den ich sicher genauso gerne besuchen und bewundern werde wie damals als junger Mann das Stammhaus.
    Waidmannsheil aus dem Taunus
    Thomas Stauder

    1. Hallo Herr Stauder,
      vielen Dank für Ihre langjährige Treue. Wir freuen uns sehr, Sie in Kürze im neuen Flagshipstore begrüßen zu dürfen.

      Viele Grüße und Waidmannsheil
      Ihr FRANKONIA Team

  2. Liebe Frankonia,
    ein markantes Bauwerk und Zeichen eines erfolgreichen Unternehmertums!
    Gerne hätte ich das Stammhaus kennenglernt, hätte es mich einmal nach Würzburg verschlagen. So vermitteln Fotos einen bleibenden Eindruck.
    Viel Erfolg am neuen Standort!
    MC

  3. Liebes Frankonia Team, meine herzlichen Glückwünsche zur neuen Filiale, die ich auf alle Fälle besuchen werde.
    Seid nunmehr 25 Jahren begleitet mich Frankonia auf der Jagd, beim Wiederladen und allem was mit Ausrüstung fürs Waidwerk zu tun hat. Erst in Hannover und dann in Bielefeld fand ich immer einen kompetenten Ansprechpartner und fühlte mich herzlich Willkommen.

    Ich hoffe für uns alle, dass die Politik und damit die Waffenbehörden der Länder und Kreise, das Waffengesetz nicht weiterhin verkomplizieren
    und sich endlich auf die wirklich illegalen Waffen
    in Deutschland konzentrieren, anstatt uns Jägern , dem Büchsenmacherhandwerk-
    und- Handel das Leben zu erschweren.

    In dem Sinne wünsche ich Ihnen mindestens für die nächsten 115 Jahre gute Geschäfte und viele treue Kunden, so wie ich einer bin.

    Waidmannsheil aus OWL

    1. Lieber Herr Wehrmann,
      vielen Dank, dass Sie uns so viele Jahre und auch schon in verschiedenen Filialen die Treue gehalten haben. Wir freuen uns mit der Eröffnung des neuen Flagshipstores schon sehr auf diesen nächsten großen Schritt in unserer Firmengeschichte und begrüßen Sie ganz herzlich am neuen Standort!

      Viele Grüße und Waidmannsheil
      Ihr FRANKONIA Team

  4. Seit mehr als 30 Jahren gehört Frankonia als Jagdausrüster zu unserer Familie.
    Wir kannten die Ladengeschäfte in Darmstadt, jetzt Weiterstadt und auch in Würzburg und Rottendorf waren wir schon.
    Ganz sicher werden wir den neuen Standort besuchen; wir freuen uns schon.
    Grüße aus Hessen,
    Familie Scholl

    1. Es freut und sehr, dass Sie uns in all den Jahren schon an so vielen FRANKONIA Standorten besucht haben. Wir heißen Sie auch im neuen Flagshipstore ganz herzlich willkommen. Und eines können wir Ihnen jetzt schon versprechen: Der Besuch wird sich lohnen! Wir haben uns einige ganz besondere Ausstattungsdetails einfallen lassen 🙂

      Schöne Grüße
      Ihr FRANKONIA Team

  5. Ein gelungener Frankonia Store hier in Rottendorf. Alles Gute und viel Erfokg für die Zukunft. Mittlerweile rüstet sich mein Sohn, Jäger in 3. Generation hier mit Allem aus und fühlt sich sehr wohl beim Einkaufem.

  6. Hallo
    war Früher Kunde war immer zufrieden über das Personal und das was verkauft wurde immer bestes Material
    und jetzt habe ich noch ein Anliege
    ich habe eine Marlin Firearms Modell 25 MN kal c22WMR und da brauche ich Magazine wenn geht 10
    Grüße
    klaus Tremmel

    1. Guten Tag Herr Tremmel,
      vielen Dank für Ihr Interesse an Marlin Magazinen. Wir haben Ihre Anfrage weitergeleitet.
      Die Kollegen aus der Kundenbetreuung werden sich mit Ihnen in Verbindung setzen.

      Viele Grüße
      Ihr FRANKONIA Team

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