Auch wenn die Jägerzahlen kontinuierlich zunehmen, die Stellung der Jagd in der deutschen Gesellschaft hat keinen einfachen Stand. Mit Schusswaffen Tiere töten, das stößt bei einem Großteil der (städtischen) Bevölkerung auf Ablehnung. Leider verstellt diese oberflächliche Betrachtung den Blick auf den Gesamtkomplex jagdlicher Betätigung. Jäger wissen, JAGD ist MEHR. Jagd ist Biotopgestaltung, Naturbewahrung, Wildschutz, Traditionspflege und vieles mehr. Doch wenn Jäger sich nur auf ihre Aufgaben in der Natur beschränken, werden sie in einer modernen Gesellschaft immer mehr an Zustimmung verlieren. Deshalb ist es heute notwendig, sich auch in der Öffentlichkeit für eine Sache, die einem am Herzen liegt, einzusetzen. Wer etwas bewegen will, muss sich einbringen. Dafür gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten.
Hegeringe und Hegegemeinschaften
Die Basis der Verbandsarbeit findet in Hegeringen statt. Darin sind die Jäger auf regionaler Ebene organisiert. Der Zuschnitt dieser Vereinigungen ist so gewählt, dass die örtlichen Einstandsgebiete erfasst werden. Das bezieht sich vorwiegend auf das Niederwild, einschließlich Rehwild.
Wo Hochwild vorkommt, werden Hegegemeinschaften gebildet, die das großräumige Vorkommen von Rot-, Dam- und Schwarzwild berücksichtigt. Es ist zwar nur eine Faustzahl, aber Hegegemeinschaften sind von der Fläche her etwa zehn Mal so groß wie Hegeringe.
Kreisgruppen und Jägervereinigungen
Eine Stufe höher sind die Kreisjägervereinigungen angesiedelt. Sie nennen sich je nach Bundesland Kreisgruppen, Kreisjagdvereine, Jägervereinigungen, Jägerschaften oder Jagdclubs. Gemeinsam ist ihnen, dass sie meist die Jäger eines Landkreises vertreten, also die Plattform widerspiegeln, die auch für die meisten administrativen Angelegenheiten zuständig ist (Ordnungsamt, Jagd- und Naturschutzbehörde usw.)
Landesjagdverband mit Geschäftsstelle
Darüber liegt die Landesebene. Hier gibt es eine professionelle Ausstattung mit hauptamtlichen Geschäftsführern und einer Geschäftsstelle, deren Größe sich nach der des Landesjagdverbandes richtet. Zu der Jahresversammlung entsenden die darunter angesiedelten Organisationen Delegierte entsprechend ihrer Mitgliederstärke.
Der Deutsche Jagdverband (DJV)
Nach dem gleichen Prinzip werden die Teilnehmer an der Delegiertenversammlung des Dachverbandes ausgewählt. Die mit Abstand größte Organisation ist der Deutsche Jagdverband (früher Deutscher Jagdschutzverband) mit rund 250.000 Mitgliedern, das sind etwa 70 Prozent aller gut 400.000 Jagdscheininhaber. Darin enthalten sind auch die rund 50.000 Jagdscheininhaber aus Bayern. Der Bayerische Jagdverband e.V. ist aus der Allianz mit dem Deutschen Jagdverband 2010 ausgetreten.
Die jagdliche Interessensvertretung in Europa
Auch europäisch gibt es einen Dachverband, die 1977 gegründete FACE (Federation of Associations for Hunting and Conservation of the EU) mit Sitz in Brüssel. Sie vertritt 36 Organisationen mit 7 Millionen Mitgliedern. Hauptsächlich handelt es sich um die nationalen Jagdverbände Westeuropas von Albanien über Island bis Zypern. Die Gründung erfolgte, um mit einer gemeinsamen Stimme die Interessen von Naturschutz und Jagd in Europa zu vertreten, da auf dieser Ebene heute viele wichtige Entscheidungen zu diesen Themen erfolgen.
Dachverband des deutschen Jagdhundewesens
So vielfältig wie die Bereiche der Jagd selbst, sind auch die Betätigungsmöglichkeiten in speziellen Interessengebieten. Das sind zunächst die sehr aktiven Jagdhundeverbände. Unter dem Dach des Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV) sind die Rassevereine zusammengeschlossen, die sich auf die Ausbildung und Prüfung von Jagdhunden konzentrieren. Dazu gehört auch der Betrieb von Schliefanlagen oder Schwarzwildgattern.
Das jagdliche Schießen
Eine weitere spezielle Sparte ist das jagdliche Schießen. Es dient der Jägerausbildung und der Überprüfung von Schussfertigkeit der Jäger und ihren Waffen. Wer Gefallen an diesen Übungen findet, kann sich in Einzel- und Mannschaftswettbewerben bis hin zur Teilnahme an Landes- und Bundesmeisterschaften steigern. Falls jemand die Sache auch sportlich betreiben will, tritt er in den Deutschen Schützenbund (DSB) ein – mit 1,3 Millionen Mitgliedern eine beeindruckend starke Organisation.
Jagdhornblasen als wichtiges Brauchtum
Das Jagdhornblasen hat eine lange Tradition, die auch heute noch intensiv gepflegt wird. In Gruppen wird geübt, um Jagd oder öffentliche Veranstaltungen musikalisch zu begleiten. Auf Landes- und Bundesebene werden Wettbewerbe abgehalten. Für junge Jäger wurden ebenfalls Organisationen geschaffen, die auf eigenen Treffen ihre Erfahrungen austauschen können. 2018 ist zudem ein Jägerinnen-Forum beim DJV eingerichtet worden, um dem steigenden Anteil von Waidfrauen Rechnung zu tragen. Auch die Landesjagdverbände haben hierfür Plattformen geschaffen.
Jagdausbildung und Öffentlichkeitsarbeit
Ein wesentlicher Auftrag der Jagdverbände ist die Jagdausbildung. Kreisgruppen und Verbände bieten entsprechende Lehrgänge an und engagieren sich auch bei der Prüfung. Hierfür werden stets Fachleute für das breite Spektrum der Lehrfächer gesucht. Ein fester Pfeiler der Öffentlichkeitsarbeit ist die Initiative „Lernort Natur“, mit der vor allem jungen Menschen unter Anleitung der Zugang zur natürlichen Umwelt angeboten wird. Betreut werden diese Natur-Unterrichtsstunden von ehrenamtlichen Jägerinnen und Jägern.
Die Kunst, mit Vögeln zu jagen
Eine kleine, sehr spezielle Gruppe bilden Falkner, die Greifvögel dazu trainieren, in „Zusammenarbeit“ mit dem Menschen Beute zu machen. Eine uralte Jagdmethode im eurasischen Raum, die eine spezielle Prüfung zusätzlich zum Jagdschein braucht. Es gibt eine Reihe traditionsreicher Verbände, die sich um dieses Thema kümmern. Der bekannteste ist der Deutsche Falkenorden (DFO).
DJV-Handbuch: Der kleine Jagd-Almanach
Im jährlich herausgegeben DJV-Handbuch lassen sich eine Menge weiterer Anregungen und Adressen finden, um sich für Natur und Jagd zu engagieren. Das Betätigungsfeld ist groß. Dementsprechend groß ist auch der Bedarf an Unterstützern und Helfern.
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“
Ein erfolgreicher Jäger wird heute nicht nur an seiner Treffsicherheit und erfolgreichen Abschüssen gemessen. Es darf von ihm auch erwartet werden, dass er sich für das Ansehen der Jagd in der Öffentlichkeit engagiert. Bei einem Anteil von 0,4 Prozent an der Gesamtbevölkerung sind wir darauf angewiesen, Akzeptanz oder zumindest Toleranz für unser Wirken in Wald und Flur zu finden. Mit einem fairen und freundlichen Umgang mit anderen Naturnutzern fängt es an. Aber da lässt sich noch mehr machen. Engagement für eine gute Jagd ist gefragt. Die aufgezeigten Möglichkeiten sollen dazu anregen. Folgen wir Erich Kästner, der sagte „es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“
Wildbret baut Brücken
Die Direktvermarktung von Wildbret bietet eine besonders gute Möglichkeit, die Jagd in ein gutes Licht zu rücken. Denn nicht nur Liebe geht durch den Magen, auch ein leckeres Rehrückenfilet kann Glücksgefühle freisetzen.
Im direkten Kundenkontakt können Sie auf die regionale Herkunft, die hohe Fleischqualität und das tierschutzgerechte Leben der Tiere hinweisen. Damit verschaffen Sie den Kunden nicht nur ein gutes Gewissen und damit verbunden einen guten Appetit, sondern der Jagd ihren berechtigten Stellenwert.
Doch wie finden die Parteien zusammen? Hier hilft ein neues Tool, die Waldfleisch App. Jäger können sich dort kostenlos registrieren und schon werden sie von Interessenten in der Nähe gefunden.
Engagement beginnt mit dem Bekenntnis zur Jagd
Ein erster kleiner Schritt im Engagement für die Jagd könnte sein, die Petition der FACE aufzurufen und zu unterschreiben. Damit setzen Sie sich mit Ihrer Stimme für die Zukunft der Jagd ein!
Eine Antwort
„Tue Gutes und sprich darüber!“ Dieser Grundsatz wird von vielen Organisationen und längst auch von Konzernen bis hinunter zu Einzelunternehmen konsequent umgesetzt, um sich in einer medienorientierten Gesellschaft positiv zu positionieren.
Gerade die Jägerschaft hat in dieser Hinsicht zwar viel Potential im Themenumfeld Naturschutz und Nachhaltigkeit, aber noch viel zu wenig professionelle Öffentlichkeitsarbeit. Insbesondere die kleinen Einheiten wie Hegeringe oder Hegegemeinschaften bedürfen vielerorts der engagierten Unterstützung durch kompetente Personen, die beispielsweise auf Ebene der Landesjagdverbände als Ansprechpartner und Mentoren zum Aufbau einer qualifizierten, verständlichen und positiven Berichterstattung fungieren könnten.