Bist du fit für die Drückjagd?

Wenn ein Schütze auf der Drückjagd eine oder zwei Sauen sauber rollieren lässt, sieht das, von außen betrachtet, alles ganz einfach aus. Doch Meisterschützen fallen nicht vom Himmel. Ihr Können ist eine Mischung aus intensivem Training, praktischer Erfahrung und gesundem Selbstbewusstsein. Nur so verschmelzen sie mit ihrer Waffe zu einer effektiven Einheit. Das Selbstvertrauen aus einer guten Vorbereitung und Fitness lässt diese Jäger zu sicheren und deshalb auf Drückjagden gern gesehenen Gästen werden.

So schön in Reihe kommt das Rotwild auf Drückjagden eher selten. Eine gute Chance bei ausreichend Kugelfang.

Drückjagd stellt erhöhte Anforderungen an den Schützen

Ein Führerschein-Neuling ist nicht gleich ein kompletter Autofahrer, und für die Teilnahme an einem sportlichen Autowettbewerb müsste er auch nochmal reichlich trainieren, um mithalten zu können. Für die Jagd gilt Ähnliches. Eine normale Jagdausbildung reicht zunächst gerade dafür aus, einen gezielten Schuss vom Hochsitz aus abzugeben. Eine Drückjagd, auf der blitzschnell angesprochen und auf flüchtiges Wild geschossen werden muss, ist nur etwas für Fortgeschrittene. Deshalb ist es notwendig, dass jeder, der an einer Drückjagd teilnehmen will, sich entsprechend vorbereitet. Sinnvollerweise verlangen viele Staats- und Privatforsten einen entsprechenden Schießnachweis als Voraussetzung für die Teilnahme an ihren Drückjagden.

Wenn es nur wenig Platz für einen Schuss gibt, müssen Anschlag und Bewegungsablauf auf Anhieb sitzen

Übungen auf den DJV-Schießständen

Die Bedingungen für einen Schießnachweis sind jedoch höchstens als Pflichtprogramm einzustufen. Wer wirklich gut werden will, wer den Ehrgeiz hat, ein meisterlicher Schütze zu werden, der muss mehr tun. Dafür stehen heute eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung: Der laufende Keiler (oder Überläufer) auf DJV-Ständen ist immerhin ein guter Einstieg. Allerdings mit zwei Nachteilen: Oft kann nicht mit dem Gewehr, das auf der Drückjagd benutzt wird, geübt werden, sondern nur mit kleinkalibrigen Waffen. Und eigentlich ist die Entfernung mit 50 bis 60 Meter eigentlich schon recht groß. Das lässt sich besser lösen: Auf einem Schießstand in Norddeutschland hat man deshalb einen laufenden Frischling auf 30 Meter in einen Pistolenstand integriert, den man auch mit Großkaliber unter Feuer nehmen kann. Das entspricht wesentlich mehr der Revierpraxis.

Als Übung für die Praxis ausgesprochen wertvoll: Laufender Frischling auf 30 Meter

Schießkinos mit realen Jagdszenen

Großen Zuspruchs erfreuen sich Schießkinos. Verschiedene Wildszenen aus der Praxis werden auf einer Leinwand abgespielt und können mit großkalibrigen Drückjagdwaffen beschossen werden. Außerdem darf hier statt Einzelfeuer auch ein ganzes Magazin verfeuert werden. Ein weiterer Pluspunkt in Hinblick auf Praxisnähe. Wer hier nicht nur schießt, sondern sich die Mühe macht zu selektieren, also zum Beispiel führende Stücke passieren lässt und nicht einfach ins Rudel ballert, bereitet sich auch mental auf die richtige Art für die realen Situationen im Revier vor.

Der Besuch eines Schießkinos gehört zu den besten Möglichkeiten, sich auf die Drückjagdsaison vorzubereiten.

System Markmann zeichnet komplett auf

Fast lautlos, nämlich nur mit Laser, arbeitet das Computer-System Markmann. Auf der Leinwand wird die Bewegung des Laufes vom Anschlagen bis zum Schuss aufgezeichnet und lässt sich so genau nachvollziehen. Eine ausgeklügelte Möglichkeit, um den gesamten Anschlagsablauf von Anfang bis zum Schuss zu dokumentieren und so eventuelle Fehler zu erkennen und abzustellen. Unterdessen werden auch Online-Lehrgänge für den bewegten Schuss angeboten, wie zum Beispiel von der E-Learning-Plattform Jägerschmiede. Eine sinnvolle Unterstützung, um sich auf Drückjagden vorzubereiten.

Man kann auch zuhause trainieren

Eine ganz einfache Trainingsmethode, die jederzeit im häuslichen Umfeld vollzogen werden kann, ist eine reine Anschlagübung. Man sucht sich einen Fixpunkt in der Wohnung und versucht, genau dort drauf zu sein, wenn die Büchse schussbereit in die Schulter geglitten ist. Am besten zieht man sich obenherum so an, wie man auch auf den Drückjagdstand gehen würde. So stellt man auch fest, ob Schaftkappe und Kleidung reibungslos aneinandergleiten. Als Steigerung praktiziert man diese Übung mit geschlossen Augen und kontrolliert, ob der Zielpunkt regelmäßig an der gewünschten Position landet. Auf diese Art werden die Abläufe automatisiert, und man stellt fest, ob alles wie gewünscht zusammenpasst. Wer gerade auf seine Büchse einen Schalldämpfer installiert hat, wird feststellen, dass sich die Balance an der gewohnten Waffe verändert. Diese Trockenübungen sind ein gutes Mittel, um wieder das richtige Anschlaggefühl zu bekommen.

Im Zeitalter des Schalldämpfers sind solche Mündungsfeuer nicht mehr zu befürchten

Die eigenen Grenzen erkennen

Die Fähigkeit auf flüchtiges Wild gut schießen zu können, ist eine Sache. Verantwortungsvoll mit dieser Fähigkeit in der Praxis umzugehen, eine andere. Als Maßstab sollte gelten, dass der Schütze das Gefühl hat, richtig angesprochen zu haben und sicher treffen zu können. Sonst muss er den Finger gerade lassen, denn im Gegensatz zum Training geht es jetzt um lebende Wesen. „Nicht geschossen ist auch vorbei“, dieser unselige Spruch darf nicht der Maßstab sein. Ebensowenig die Formulierung „Es war weit, aber ich habe es mal versucht“. Zu einem meisterlichen Drückjagdschützen gehört auch, die eigenen Grenzen zu erkennen und kein unnötiges Risiko zu Lasten des Wildes einzugehen.

Gute Strecke in schwierigem Gelände – das schaffen nur firme Schützen

4 Antworten

  1. Sehr wertvoller Beitrag.
    Besonders hat mir der Schütze auf dem zweiten Bild gefallen, der ohne Signalweste und Hutband an einer Drückjagd teilnimmt.

    1. Hallo Herr Kuska,
      vielen Dank für Ihre Zustimmung zum Beitrag. Das zweite Bild dürfte wohl schon etwas älter sein. Heutzutage wird überall eine Signaljacke oder Signalweste gefordert, um den Unfallverhütungsvorschriften gerecht zu werden.

      Viele Grüße
      Ihr FRANKONIA Team

  2. erst kürzlich beobachtete ich auf einem LJV-Schießstand eine Jägerin, die mit einer großkalibrigen Waffe völlig überfordert war. Selbst im Stehen schoß sie in den Alurahmen und von den anderen beiden Schüssen war auch keiner auf der Scheibe gelandet. Hoffentlich hat sie erkannt, dass sie so eine große Gefahr ist. Der echte Schuß ist schon auch wichtig.
    Üben und Fehler ausmerzen läßt sich sehr gut auf einer Markmann-Anlage machen. Entfernungen und Geschwindigkeit lassen sich einstellen. Bilder und Fehler lassen sich beliebig wiederholen bis es zu nahezu 100 Prozent Treffern kommt. Die Kombination ist die Lösung

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