„Nichts fördert mehr den Erfolg beim Schießen als das Treffen“, dieser Ausspruch vom Grandseigneurs des Flintenschießens, Gustav Frhr. v. Fürstenberg, klingt zunächst recht banal. Der bereits verstorbene Inhaber einer Flintenschule, war nicht nur ein Meister seines Fachs, sondern auch ein guter Psychologe und wusste, nur mit dem ausgeprägten Glauben an das eigene Können und stabilem Selbstbewusstsein lassen sich gute Leistungen auf dem Parcours wie im Revier erzielen.
Schießtechnik als Grundlage
Keine Frage, dass zunächst gutes Material dem Schützen angepasst werden muss. Gerade beim Flüchtigschießen, dass geschmeidig aus der Bewegung erfolgt, ist das eine ganz wesentliche Voraussetzung. Auch das edelste Pärchen aus England oder Italien oder die Hightech-Büchse nützen nichts, wenn der Besitzer damit nicht zurechtkommt. Doch das allein reicht noch nicht. Wenn der Schütze die Technik des Schießens grundsätzlich beherrscht, hängt das Treffen auch ganz entscheidend von seiner nervlichen Verfassung ab.
Wer gut trifft, entwickelt Selbstvertrauen
Wer an sich glaubt, wer weiß, dass er dieses Handwerk „eigentlich“ beherrscht, wird wenig Fehler machen und und durch gute Ergebnisse überzeugen. Von Haus aus „freche“ Jäger-Typen profitieren von einer selbstbewussten Einstellung. Sie verlassen sich auf ihr Können und trauen sich auch schwierige Schüsse zu. Selbst wenn diese mal nicht gelingen, lassen sie sich in ihrem Selbstvertrauen nicht irritieren. Aber es gibt auch Grenzen. Die hohe Kunst ist, das eigene Vermögen richtig einzuschätzen. Wenn ständig Unmögliches versucht wird, artet es zu einer wilden Schießerei aus.
Wenn Zweifel im Kopf entstehen
Ob beim Trainingsschießen auf dem Stand oder in der Praxis – jedem ist bestimmt auch schon mal aufgefallen, dass es häufig beim Schießen Serien gibt – im Guten wie im Schlechten. Da schießt jemand beispielsweise 10 Tauben mit Treffer 1 und plötzlich die 11 vorbei. Das wär vielleicht nicht so schlimm, aber nicht selten folgen dann auch noch Fehler bei der 12. und 13.
Das ist vorwiegend eine Kopfsache. Der Denkapparat fängt nach dem 1. Fehler an zu arbeiten, will korrigieren, und der natürliche Schwung ist raus.
Auf der Welle des Erfolgs
Bei gut bestückten Niederwildjagden (heute nur in wenigen Revieren Deutschlands oder im Ausland möglich) ist dieses Phänomen gut zu beobachten. Wenn es reichlich Gelegenheit git und es richtig flutscht, gelingen die schwierigsten Schüsse. Der Schütze wird von einer Welle der Euphorie getragen und fühlt sich jeder Herausforderung gewachsen – bis das Unfehlbarkeitsprinzip plötzlich durchbrochen wird. Wenn dann Zweifel hochkommen, und der Kopf zwanghaft versucht, die Fehlerquelle rational zu erschließen, haben wir die besten Voraussetzungen für ein „Schießkrise“.
Ein freier Kopf ist wichtig
Auf diese mentale Seite weist auch Augustinus v. Papen, der Neffe des legendären Flintenpapstes Gustav v. Fürstenberg, hin: „Ich sehe schon daran, wie die Leute vorfahren und aus dem Auto steigen, wen ich vor mir habe“, sagt der erfahrene Schießlehrer aus dem hessischen Leun. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für gutes Schießen mit Flinte oder Büchse sei ein freier Kopf. „Wer die Sache als Problem angeht und zu sehr verkrampft, wird nie den Olymp der Schießfreuden erreichen“, lautet sein Credo.
Nicht übers Ziel hinausschießen
Viel häufiger als früher wird heute mit der Kugelwaffe geweidwerkt. Auf der Einzeljagd und in den letzten Jahrzehnten zunehmend auf Gesellschaftsjagden. Heute haben häufig viele junge Jäger schon reichlich Schalenwild zur Strecke gebracht, aber noch keinen Hasen oder Fasan. Gute Flintenschützen sind meistens auch firm mit der Büchse auf Drückjagden. Das intuitive Schwingen ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Das wichtigste Kriterium: Die eigenen Grenzen zu erkennen und nicht „übers Ziel hinauszuschießen“. Wer das beherrscht, baut sich das notwendige Selbstvertrauen auf. Das bedeutet aber auch, den Finger bei attraktivem Wildanblick gerade zu lassen, wenn es zu weit ist oder der Winkel nicht passt. Denn hier wird wird nicht auf Tontauben oder Pappscheiben gefeuert, sondern auf lebendiges Wild.
Gute Schütze sind gefragt
Deshalb ist der einzig sinnvolle Weg, sich das notwendige Können und Selbstvertrauen für das Schießen auf der Jagd auf dem Schießstand zu holen. Wurftaubenanlage, Schießstand und Schießkino bieten genügend Gelegenheit, sich mit der eigenen Waffe fit für die Jagdpraxis zu machen. Dafür bietet sich gerade die Sommerzeit an. Wer sich dadurch sicher sein Handwerk beherrscht, wird auch draußen im Revier Anständiges leisten. Und gute und zuverlässige Schützen sind heute noch mehr denn je gefragt.