Fangjagd – eine wertvolle Stütze des Artenschutzes

Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort – so einfach hört sich die Formel erfolgreichen Jagens an. Alle Jünger der grünen Zunft wissen allerdings, so einfach, wie sich das anhört, ist es in der Praxis leider nicht. Waidfrauen und Waidmänner verfügen zunächst mal nur über eine begrenzte Zeit zum Jagen. Wetter, Wind, Wildaktivitäten, Störungen und vieles mehr begrenzen ihre Möglichkeiten. Die größte Einschränkung entsteht durch das fehlende Licht, das die Wildtiere gerade in der Jagdzeit mehr als die Hälfte des Tages schützt. Raubwildjäger nutzen deshalb gern eine uralte Jagdmethode: die Fangjagd.

Demonstration einer Schwarzwildfalle.

Eine der ältesten Jagdarten

Die Jagd mit der Falle gehört zu den ältesten Jagdmethoden der Menschheit. Schon aus frühesten Zeiten sind Fallenanlagen bekannt. Meistens handelte es sich um Fallgruben, in denen selbst große Tiere erbeutet wurden. Die Entwicklung von Speer, Pfeil und Bogen oder Armbrust untergruben nicht die enorme Bedeutung der Fangjagd in der Menschheitsgeschichte. Selbst mit dem Aufkommen von Schusswaffen blieb vor allem für Raubwildjäger die Fallenjagd das Mittel der Wahl. Denn diese Jagdmethode hat einen unschlagbaren Vorteil: Die Falle wartet gespannt 24 Stunden am Tag auf Beute, ohne dass der Jäger anwesend sein muss. Da das meiste Raubwild vorwiegend nachtaktiv ist, ermöglicht sie ganz andere Erfolge als bei der Jagd mit Büchse und Flinte.

Mit gut gepflegten Betonrohrfallen ist vor allem den Füchsen gut beizukommen.

Raubwild im menschlichen Siedlungsbereich

Die Einstellung der Bevölkerung zur Raubwildbejagung hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts erheblich verändert. Früher, als noch viel Tierhaltung im Wohnhausbereich üblich war, wurden Fuchs oder Marder nicht geduldet und mit allen Mitteln bekämpft. Heute findet auch die dominierende Meinungsbildung zum Thema Jagd und Tierschutz in Städten statt. Ihre Bewohner können sich eine große Toleranz leisten, da sie meistens keine direkten Berührungspunkte mit diesen kleinen Räubern haben. Dringen jedoch Marder oder Waschbär in ihren Wohnbereich, poltern auf dem Dachboden oder zerbeißen die Kabel im Auto, wird sofort nach Abhilfe geschrien. Ein intensives Betätigungsfeld für Stadtjäger mit der Falle. 

Vielerorts haben die Baummarder wieder erheblich zugenommen.

Der Wertewandel des Pelzes

Pelz wird heute gesellschaftlich geächtet, wodurch auch die Balgpreise in den Keller gingen. Vor dem Krieg reichten noch drei hochwertige Fuchsbälge aus, um sich einen Drilling zu kaufen. Und hochwertig waren die Bälge nur, wenn sie keine Löcher von Kugel oder Schrot aufwiesen. Das machte vor allem die preußisch-sparsam besoldeten Förster zu erfolgreichen Fallenstellern. Heute rümpfen sie eher die Nase, wenn jemand auf der Drückjagd Reineke zur Strecke bringt.

Fuchs
Früher waren dichte Winterbälge sehr gefragt.

Die Fallenjagd hat sich angepasst

Die Fallenjagd hatte eine ganze Zeit damit zu kämpfen, grausam und nicht waidgerecht zu sein. Das liegt auch daran, dass sich im Laufe der Jahre die Einstellung zum Tier geändert hat. Auch auf die Verletzungsgefahr durch Dritte in der viel belaufenen Landschaft wird heute zurecht mehr Rücksicht genommen. Schlageisen müssen zertifiziert und in Bunker gestellt werden, und durch elektronische Fallenmelder wird heute der Jäger sofort informiert, wenn seine Falle ausgelöst wurde. Auch der Jagdschein allein reicht nicht mehr aus, um Fallenjagd zu betreiben. Interessierte müssen sich einer Zusatzausbildung und Prüfung unterziehen, bevor sie eine Laufbahn als „Trapper“ starten. Viele Verbesserungen also im Sinne einer waidgerechten Jagd und des Tierschutzes. Trotzdem fordern viele Tier- und Naturschutzverbände ein totales Verbot der Fallenjagd.

Verbreitet sich kontinuierlich über ganz Westeuropa: Der Enok oder Marderhund.

Auch der Naturschutz bedient sich der Falle

Das tun sie, obwohl sie die Möglichkeiten und Kenntnisse zur Fallenjagd selber einsetzen, wenn es um ihre Belange geht. Zum Markieren für die Telemetrie nutzen sie Fallensysteme, auch zum Beispiel eine Soft-Variante des Tellereisens (Leg-Hold-Traps) für den Wolfsfang. Zum Schutz von Wiesenbrütern und Vogelkolonien greifen sie ebenfalls auf die Grundlagen der Fallenjagd zurück. Und das Fangen von Singvögeln mit Japannetzen fällt ebenfalls in diesen Bereich. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es eben noch lange nicht dasselbe. Kooperation auf diesem Gebiet wäre sicher besser als Konfrontation.

Waschbär (©A.Brillen/piclease)
In manchen Gegenden sind Waschbären zur Plage geworden.

Ein Beitrag zum Artenschutz

Denn mit der Fallenjagd lässt sich viel im Sinne des Artenschutzes bewirken. Neben dem Fuchs hilft die Falle nachhaltig, gerade die stark wachsenden Besätze von Waschbär und Marderhund in Grenzen zu halten. Vor allem diese beiden Neozoen greifen erheblich in die Population der Vogelwelt und Kleintiersäuger ein. Der aus Nordamerika stammende Kleinbär hat aktuell eine Strecke von über 200.000 Exemplaren erreicht. Das ist mehr als das Zehnfache gegenüber der Jahrtausendwende. Seine Geschicklichkeit und Anpassungsfähigkeit lässt ihn zu einer immer größer werdenden Gefahr für viele stark gefährdete Wildtierarten werden. Ein Grund mehr, das Wissen um die Fallenjagd lebendig zu erhalten.

Wer den Verlierern des landwirtschaftlichen Strukturwandels helfen will, kommt um die Bejagung von Raubwild nicht herum.

Die Schwierigkeiten der Verwertung

Was sich alle Raubwildjäger wünschen, wäre eine höhere Wertschätzung für reife Bälge. Beutestücke aus freier Wildbahn sind anders einzustufen als Felle aus Massen-Käfighaltungen. Das muss auf jeden Fall deutlich voneinander getrennt werden. Eine Marder- oder Waschbärmütze, deren Material selbst erbeutet wurde, ist ein echtes Naturprodukt und darf mit Stolz getragen werden. Und die Ökobilanz einer solchen Kopfbedeckung ist einem Kunstpelz eindeutig überlegen. Deshalb ist Fangjagd traditionelles Jägerhandwerk allererster Güte und ein sinnvoller Dienst an der Artenvielfalt, von der auch der Naturschutz profitiert. Für die Zukunft ist es deshalb wichtig, dass Jäger, Naturschützer und Tierschützer an einem Strang ziehen, denn eigentlich haben alle das gleiche Ziel: eine Natur mit hoher Biodiversität, in der auch seltene Tierarten ihre Nische zum (Über-)Leben finden. Eine sinnvolle, nachhaltige Nutzung von Bälgen ermöglicht die Initiative Fellwechsel

3 Antworten

  1. Die Formulierung „Tellereisen oder Scherenfallen, früher akzeptierter Standard…“ ist etwas irreführend. Legt sie doch nahe, dass dies noch vor kurzem etablierte und häufig anzutreffende Verfahrensweisen waren. Tellereisen sind jedoch seit 1934 in Deutschland verboten. Im Sinne der Kernaussage des Textes, wäre eine redaktionelle Änderung in „Abzugeisen“ fachlich wohl glücklicher.

    1. Vielen Dank für den Hinweis. Sie haben völlig Recht, die Bezeichnung „früher“ kann alles bedeuten. Wir haben deshalb den Verweis auf diese Fallenarten entfernt.

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