Biotopbäume – unersetzlicher Lebensraum

Biotopbäume gelten als Hotspot der Biodiversität. Im Ökosystem Wald bilden solche Bäume Mikrohabitate für unterschiedliche Arten der Flora und Fauna und zählen daher als besonders  wertvolle Lebensräume.  Sie werden von Moosen, Flechten, Efeu und zersetzenden Pilzen besiedelt und bieten einer Vielzahl von Insekten, Vögeln und Säugetieren Nahrung und Lebensraum. Je älter ein Baum ist, umso höher ist sein ökologischer Wert.

Raufußkauz (©E.Thielscher/piclease)
Raufußkauz (©E.Thielscher/piclease)

Was zeichnet solche Bäume aus? Häufig weisen sie Stammverletzungen und Stammfäule auf. Pilzbefall im Holzkörper und unter der Borke ist längst vor Ausbildung der äußeren Fruchtköper erfolgt. Als unsichtbare Wegbereiter erschließen sie das Holz als Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten und andere Bewohner. Auch lebende Bäume haben im Kronenbereich oft schon Totholzäste. Diese besonders sonnigen Plätze sind bei wärmeliebenden Käfern aber auch Vogelarten wie Mittel- und Kleinspecht beliebt.

Kronentotholz
Die sonnigen Plätze in abgestorbenen Bäumen sind besonders beliebt

Höhlenbäume sind als Biotopbäume vielen bekannt. Natürliche Astlöcher oder Spechthöhlen bieten auch einer Vielzahl von Nachmietern, wie Singvögeln oder Eulen, aber auch Bilchen, Fledermäusen oder dem Baummarder Wohnstuben – sei es für die Aufzucht der Jungen oder als Schlafplätze. Greifvögel wie Rotmilan oder Wespenbussard oder auch der Schwarzstorch errichten ihre Horste in alten Baumkronen. Nur Bäume mit kräftigen Ästen können die oft meterdicken Horste tragen, die dann über viele Jahre hinweg genutzt werden.

Schwarzstorch am Nest (©H.J.Fünfstück/piclease)
Schwarzstorch am Nest (©H.J.Fünfstück/piclease)

Uralte Bäume, oft als Methusalems bezeichnet, sind durch vielfältige Strukturen wie dicke Borken, Rindenspalten, Mulmhöhlen am Stammfuß oder Totholzästen gekennzeichnet, die als besonders wertvolle Lebensraumstrukturen gelten. Besonders in der laubfreien Zeit lassen sich manche dieser Strukturen besonders gut feststellen. Und nicht zuletzt sollte stehendes oder liegendes Totholz, also der letzte Abschnitt im langen Leben eines Baumes elementarer Bestandteil unserer Wälder sein. Der Kreislauf schließt sich, wenn am Ende des Zersetzungsprozesses die Nährstoffe und Spurenelemente wieder mineralisiert und dem Boden zugefügt sind.

Heldbock (©A.Zehm/piclease)
Heldbock (©A.Zehm/piclease)

In Mitteleuropa sind allein rund 1.350 verschiedene Käferarten bekannt, die Totholz bewohnen oder abbauen. Zahlreiche weitere Gliedertiere wie Spinnen, Fliegen, Wildbienen oder Hundertfüßler nutzen Biotopbäume als Lebensraum. Etwa 1.500 verschiedene Großpilzarten sind am oder im Totholz zu finden. Von den waldgebundenen Vogelarten nutzen neben den Spechten auch viele Nachmieter wie Eulen und Singvögel das Höhlenangebot. Auch Bilche und Fledermäuse sind typische Höhlen- und Rindenspaltenbewohner. Die vielfältigen Strukturen der Biotopbäume werden auch von Baummarder und Wildkatze genutzt.

Spechtlöcher und Zunderschwämme an Buche (©K.Reitmeier_piclease)
Spechtlöcher und Zunderschwämme an Buche (©K.Reitmeier_piclease)

Viele Jäger sind zugleich Waldbesitzer und können durch einen Nutzungsverzicht einen Beitrag leisten, diese wertvollen Biotopbäume zum Erhalt der Biodiversität zu schonen und zu schützen. Natürlich müssen dabei Gefahren für Waldarbeiter oder Aspekte der Verkehrssicherheit entlang von öffentlichen Straßen und Plätzen berücksichtigt werden. Bestimmte Arten fallen als Habitatbäume auch unter gesetzlichen Schutz. Die zuständigen Forstdienststellen können Sie über Fördermöglichkeiten beraten. So sind beispielsweise in Bayern Biotopbäume und Totholz über das Vertragsnaturschutzprogramm-Wald förderfähig.

Birkenstamm mit Baumpilzen (©R.Achtziger/piclease)
Abgestorbener Birkenstamm mit Baumpilzen (©R.Achtziger/piclease)
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