Wenn man den Kuckuck das erste Mal im Jahr rufen hört, soll man Geld im Sacke haben und damit scheppern, dann wird es das ganze Jahr nicht weniger. So lautet eine bekannte Volksweisheit. Selbst im Zeitalter der Kreditkarten hat dieser Aberglaube noch Konjunktur. Pünktlich meldete sich der Vogel mit der Sperberbrust auch dieses Jahr wieder Mitte bis Ende April mit seinem unverwechselbaren Ruf in unseren Landen.
Der Kuckuck kommt zu spät
Allerdings ist es für seine spezielle Art von Brutgeschäft, die Biologen nennen es „Brutschmarotzertum“, in heutiger Zeit häufig schon zu spät. Aufgrund der milden Winter haben seine „Opfer“ schon früh mit Eiablage und Brut begonnen. Selbst wenn der Kuckuck seine Eier noch erfolgreich in die Nester von Grasmücke, Ammer oder Rotschwanz geschmuggelt hat, werden sie nicht mehr ausgebrütet. Der Wald- und Wiesenvogel muss sich zeitlich umstellen, wenn er nicht zum Verlierer der Erderwärmung werden will. Auch der Kuckuck hat mit dem Klimawandel zu kämpfen.
Ein anderer Rhythmus
Für den Jäger ist erkennbar, dass der Jahresablauf in der Natur einen anderen Rhythmus bekommt. Das wirkt sich auch auf die Jagdausübung aus. Milde, schneearme Winter außerhalb der Gebirgswelt sind ja schon fast Standard. Ein Abfährten im Winter, eine Schneenacht bei Mond haben Seltenheitswert. Dafür startet das Frühjahr eben auch früher durch. Das schöne frische Buchengrün, ein vitaler Frühlingskünder, brach dieses Jahr schon Anfang April auf. Bald darauf zeigte sich schon das erste Rapsgelb. Bereits Anfang Mai präsentierte sich der Winterweizen im Ährenstadium. Veränderungen, die nicht mehr zu übersehen sind.
Die Tierwelt reagiert
Offensichtlich wirken sich diese Frühzündungen auch auf die Wildtiere aus. Viele Hirsche warfen schon in der zweiten Januarhälfte ihr Geweih ab, die Mehrzahl der Böcke fing sehr früh an zu fegen und ihre Revier zu markieren. Fotos von den ersten Kitzen kursierten bereits am 10. April im Netz.
Nur ein paar Tage später folgten Aufnahmen von Kranichen mit ihren Jungen. Sicherlich hier und da ein paar Ausreißer, aber die häufigen Bestätigungen in der Folge widerlegen die Annahme, es handele sich nur um Einzelfälle. Im letzten Jahr fingen bereits in der zweiten Junihälfte die alten Hirsche an, ihr Geweih blank zu machen. Und auch jetzt, Mitte Mai, sind bereits einige alte Herren mit dem Schieben komplett fertig.
Jagdlich darauf einstellen
Wie man es auch immer bewerten will, der Jäger muss sich auf diese Veränderungen einstellen. Für den Feldjäger schließen sich noch früher die Feldflächen, so dass Reh und Sau darin wunderbar abtauchen können. Der flott austreibende Unterwuchs im Wald verbirgt das Wild schon sehr früh. Das Sehen und Ansprechen wird dadurch nicht leichter. Das Wild muss sich nur noch wenig bewegen, um an Nahrung und Äsung zu kommen. Fazit: Gleich zu Beginn der Jagdzeit aktiv sein, bevor die „grünen Jalousien“ heruntergehen. Der Jäger muss sich – genauso wie sein Wild – auf die geänderten Verhältnisse einstellen.