Mit Nachtsichttechnik lässt sich die Effizienz der Bejagung deutlich steigern. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie das funktioniert und worauf Sie beim Kauf eines Nachtsichtgeräts oder einer Wärmebildkamera achten müssen.
Von all den technischen Neuerungen, die in letzter Zeit über die Jagd hereingebrochen sind – wie zum Beispiel bleifreie Munition, die riesigen Fortschritte bei der Hundeortung, die Freigabe von Schalldämpfern in vielen Ländern – dürften die Durchbrüche bei der Nachtsichttechnik die gravierendsten Auswirkungen auf die Jagdpraxis haben. Das gilt insbesondere für Wärmebildkameras, die in letzter Zeit deutlich leistungsfähiger und zugleich erschwinglicher geworden sind. Auch Jäger, die eigentlich wenig technikaffin sind und „den ganzen neumodischen Kram“ schon aus Prinzip erst einmal ablehnen, sind in der Regel begeistert, wenn man ihnen die Möglichkeiten, die sich mit der Wärmebildtechnik bieten, im eigenen Revier vorführt.
Sehr beeindruckend ist zum Beispiel der vorher / nachher beziehungsweise mit / ohne Vergleich: Man setzt sich wie zu einem normalen Abendansitz auf eine Kanzel, lässt die Technik erst einmal unbenutzt. Dann wird es dunkel, man wartet, bis das letzte Büchsenlicht geschwunden ist. Normalerweise würde man jetzt nach Hause gehen, vielleicht ohne auch nur Anblick gehabt zu haben. Bringt man jetzt die Nachtsichttechnik zum Einsatz, so wird einem auf frappierende Weise klar, wie viel einem bisher entgangen ist: Das Rudel Rotwild am Waldrand, die Rotte Sauen, die über den Acker zieht – wir hätten nichts davon mitbekommen, bis wir am nächsten Morgen fluchend den neuen, in der Nacht verursachten Wildschaden begutachtet hätten.
Effizienz steigern, Wildschaden verhindern
Für wildschadensgeplagte Jäger ist Nachtsichttechnik geradezu ein Muss. Doch auch, wenn es gilt, im Zuge der ASP-Prophylaxe die Schwarzwildbestände abzusenken, ist Nachtsichttechnik ein wertvolles, ja, unentbehrliches Hilfsmittel. Darüber hinaus eröffnet die Anwendung von Nachtsichtgeräten neue, effiziente Jagdmethoden. Die mit erfolglosem Ansitzen verbrachte Zeit lässt sich dramatisch verkürzen, die Effizienz der Jagd auf spannende Weise deutlich erhöhen. Das muss nicht jedem Waidmann gefallen, doch gerade für aktive Jäger stellt das eine ziemlich verlockende neue Jagdstrategie dar. Dazu später mehr, zunächst sollen kurz die grundsätzlichen technischen Unterschiede und daraus resultierenden unterschiedlichen Anwendungsgebiete verschiedener Nachtsichtgeräte geklärt werden.
Voll auf meiner Wellenlänge – Wärmebild und Nachtsicht
Zunächst einmal zur Gemeinsamkeit von Wärmebild- und Nachtsichtgeräten: mit beiden kann man nachts sehen. Es gibt jedoch einen wesentlichen technischen Unterschied zwischen der Nachtsicht- und der Wärmebildtechnik: Nachtsichtgeräte verstärken entweder das vorhandene Licht (Restlichtverstärker) oder wandeln Licht im für Menschen unsichtbaren Infrarotbereich elektronisch in sichtbares Licht (Bildwandler) um, wobei auch ein Infrarotstrahler (IR-Strahler) als eine Art unsichtbare Taschenlampe zum Einsatz kommen kann. Wärmebildkameras hingegen wandeln eine andere Art der Infrarotstrahlung, nämlich Wärmestrahlung, in sichtbares Licht um.
Auch die Ergebnisse sind entsprechend unterschiedlich: In Nachtsichtgeräten verstärkt eine Elektronenröhre das einfallende Licht und erzeugt auf einem Leuchtschirm ein monochromes Bild mit charakteristischem Grünton. Der Bildeindruck entspricht ungefähr dem eines alten Schwarzweiß-Fernsehers mit deutlichem Farbstich. Inzwischen gibt es auch Nachtsichtgeräte mit schwarz/weiß-Bild, also ohne Grünstich.
Eine Wärmebildkamera dagegen funktioniert im Prinzip wie eine Digitalkamera, nur dass der verwendete Sensor nicht für sichtbares Licht, sondern für Wärme- bzw. Infrarotstrahlung empfindlich ist. Der Sensor (Mikrobolometer) einer Wärmebildkamera besteht aus einer Vielzahl wärmeempfindlicher Pixel. Das sind wenige Quadratmikrometer kleine und hauchdünne Detektoren, die die beispielsweise von einem Wildschwein freigesetzte Wärmestrahlung in ein sichtbares Bild umwandeln. Allerdings ist die Auflösung der im Handel erhältlichen Wärmebildkameras bislang noch ziemlich gering, so dass ein Wildschwein auf größere Entfernung möglicherweise nur als wahlweise schwarz, weiß oder rot leuchtender Klumpen dargestellt wird.
Man muss also gegebenenfalls näher an das Objekt heran kommen, um Details erkennen zu können. Höherwertige Wärmebildgeräte verfügen aber auch häufig über eine Vergrößerungs- bzw. Zoom-Funktion. Hinzu kommt, dass die Erzeugung von Bildern aus Wärmestrahlung an Grenzen stößt, wenn die Temperaturunterschiede zwischen den betrachteten Objekten gering sind oder durch Störgrößen wie dichten Nebel beeinflusst werden. Daher sind zum Beispiel Geweihe durch Wärmebildkameras nur schwer zu erkennen. Auch an sehr heißen Tagen nimmt der Kontrast deutlich ab.
Trotz dieser in der Jagdpraxis leicht zu verschmerzenden Einschränkungen sind Wärmebildkameras ein geniales Werkzeug, weil sie einen blitzschnellen Überblick verschaffen: Ein Blick durchs Okular, und in deutlichem Kontrast zeichnet sich der Wildkörper auf der Wiese ab – an der Kamera einstellbar als weißes, schwarzes oder rotes Objekt. Im Vergleich dazu ist es weitaus langwieriger und schwieriger, ein Objekt mit einem IR-Nachtsichtgerät zu finden und zu erkennen.
Die Wärmebildkamera für den schnellen Überblick, das Nachtsichtgerät für genaues Ansprechen – so lässt sich der unterschiedliche Einsatzbereich in etwa beschreiben. Wer daher überlegt, ob er sich ein Nachtsichtgerät oder eine Wärmebildkamera zulegt, sollte sich stets für letztere entscheiden. Denn man muss das Wild überhaupt erst einmal entdeckt haben, bevor man es genauer ansprechen kann. Dazu kommt, dass sich die aus der relativ niedrigen Auflösung resultierenden Probleme relativieren, wenn man mit der Technik vertraut ist und sein Revier kennt: In der Regel ist es dann schon aufgrund des Größenunterschieds sehr leicht möglich einzuschätzen, ob etwa da hinten am Waldrand Rehe oder ein Rudel Rotwild stehen.
Ein echter Zugewinn an Sicherheit
Doch nicht nur beim Aufspüren von Wild leisten Wärmebildkameras wertvolle Dienste. Zwar ersetzt eine Wärmebildkamera garantiert kein Nachsuchengespann, aber auf der Nachsuche können Wärmebildkameras wertvolle Hilfsmittel darstellen. Und die eine oder andere Nachsuche machen sie vielleicht überflüssig, weil das frisch erlegte Stück im Sucher der Wärmebildkamera deutlich zu sehen ist. Auch manche brenzlige Situation lässt sich dank Wärmebildkamera vermeiden: Der nächtliche Geocacher, Jogger oder Reiter, das Auto mit dem Liebespärchen darin, bleiben einem nicht verborgen. So gesehen stellt eine Wärmebildkamera einen echten Zugewinn an Sicherheit dar.
Legal – aber auch waidgerecht?
Der Einsatz von Nachtsicht- und Wärmebildtechnik zu Beobachtungszwecken ist legal. Nicht legal sind Nachtzielgeräte, auch wenn in einigen Bundesländern Vorsatzgeräte für das Zielfernrohr vor dem Hintergrund der drohenden Afrikanischen Schweinepest zeitlich befristet genehmigt werden. Eine legale Variante stellt aber die Verwendung nachtsichttauglicher Visierungen (wie zum Beispiel ein entsprechendes Rotpunktvisier) in Verbindung mit einer Nachtsichtbrille dar.
Auch wenn der Einsatz von Nachtsichttechnik und Wärmebildkameras zur Beobachtung legal ist – das heißt noch lange nicht, dass dieser auch tierschutzkonform oder waidgerecht ist. Auch der glühendste Verfechter von Nachtsichttechnik wird einräumen müssen, dass es nicht völlig unproblematisch ist, wenn Wildtiere, denen durch menschliche Aktivitäten und Nachstellungen ein nachtaktives Dasein aufgezwungen wurde, sich nun auch in der dunkelsten Neumondnacht keine Sekunde mehr sicher fühlen können.
Andererseits ist es gerade unter Tierschutzaspekten ein unbestreitbarer Vorteil, wenn durch Nachtsichttechnik Licht in die Dunkelheit gebracht wird: So unterbleiben Schüsse auf den sprichwörtlichen „schwarzen Klumpen“, der sich dann post mortem als dicke Bache mit angesogenen Strichen erweist: Weil man sich mit einem Blick durch die Wärmebildkamera oder das Nachtsichtgerät davon überzeugen konnte, dass da noch eine Menge kleinerer Punkte rumwuseln, die wohl Frischlinge sein müssen. Oder es unterbleiben die Verwechslungen von vorne und hinten, von denen jeder Nachsuchenführer ein Lied singen kann und die in schmerzhaften Schüssen durch die Keulen resultieren. Und das wäre doch auf jeden Fall zu begrüßen, oder?
So ist es mit der Nachtsichttechnik wie mit so vielen Dingen bei der Jagd: Sie kann von großem Nutzen sein, sie kann, falsch angewendet und in unverantwortlichen Händen, sicherlich auch Schaden anrichten. Es kommt halt darauf an, was man daraus macht.
Schneller jagen
Es gibt etliche Untersuchungen zur Effizienz der Ansitzjagd. Häufig ist eine hohe Anzahl von mehrstündigen Ansitzen erforderlich, um ein Stück zu erbeuten. Wer die Zeit hat, das Ausharren auf dem Hochsitz liebt oder gar braucht, um „runterzukommen“ und sich an der Natur erfreut – bitteschön, es sei ihm gegönnt. Wenn es jedoch zum Beispiel um die Abwendung existenzgefährdender Wildschäden geht, sieht die Sache anders aus: MUSS man jede Nacht sitzen, um die Privatinsolvenz zu vermeiden, stehen bald die Ehe und / oder die Gesundheit des Jägers auf dem Spiel. Nachtsichttechnik und insbesondere Wärmebildkameras stellen in diesem Fall – oder auch zur Senkung des ASP-Risikos – eine höchst willkommene Möglichkeit dar, die Effizienz der Jagd deutlich zu steigern und den für die Erlegung eines Stücks erforderlichen Zeitaufwand entsprechend zu reduzieren.
Der Trick besteht darin, sich halt nicht das Hinterteil stundenlang auf einer Kanzel platt zu sitzen, und, wenn die Sauen sich nicht die Ehre geben, vorbei zu schauen, frustriert nach Hause zu gehen. Stattdessen fährt man (nach Möglichkeit) sein Revier ab und sucht Äcker und Wiesen und andere gut einsehbare Revierteile mit der Wärmebildkamera ab. Auf diese Weise kann ein einzelner Jäger eine wesentlich größere Fläche im Auge behalten. Sind die Sauen ausgemacht, so ist zu überlegen, wie der Wind geht und wie man sie angehen kann. Wie gesagt: Nicht für jeden geeignet, aber für Jäger, die auf Action stehen, eine spannende und lohnende Angelegenheit. Auch beim Pirschen erhöht Nachtsichttechnik die Aussicht auf Erfolg.
Wer billig kauft…
Wenn die Dinger nur nicht so teuer wären – das denkt vielleicht der eine oder andere, der nach der Lektüre dieses Beitrags schon auf den entsprechenden Produktseiten im Frankonia-Katalog oder der Frankonia-Internetseite geblättert hat. Die Leistungsfähigkeit von Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten ist dabei eben so unterschiedlich wie der Preis. Beim Kauf von Billiggeräten ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Da empfiehlt es sich, lieber noch ein bisschen zu warten oder auf Auctronia nach einem Gebrauchtgerät Ausschau zu halten. Dabei muss man sagen, dass auch Wärmebildkameras immer leistungsfähiger werden und man immer mehr Technik für immer weniger Geld bekommt.
Tipp: Im Frankonia Online-Shop finden sich in den Kategorien Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräte Antworten auf viele FAQs, die eine wertvolle Kaufberatung darstellen.
6 Antworten
Hallo liebes Frankonia Team, oder hallo Frankonia – die Jagd nach dem Echten!
Schön wäre es, wenn wir im Block auch jeweils den Namen des Verfassers hätten, denn zum Einen hieße es dann nicht „Frankonia hat gesagt…“ und zum Anderen ließen sich mit unterschiedlichen Autoren auch unterschiedliche Standpunkte oder Schwerpunkte setzen.
Nachtsichttechnik ist effizient bis auf die geäußerten Einschränkungen, vergessen wird lediglich, dass – wenn kein Wild gerade „da“ ist, also schlichtweg nicht vorhanden ist, man eben auch nichts sieht. Die Technik zaubert also kein Wild vor die Büchse, sondern macht es nur besser sichtbar.
Ein wesentlicher Punkt, der für den Einsatz einer Wärmebildkamera spricht, ist für den Niederwildjäger das Auffinden von Rehitzen, Fasanen oder jungen Hasen zur Zeit der Heumahd. Selbst wenn auch damit nicht jedes Stück Wild vor dem Mähtod gerettet werden kann, so erleichtert es zumindest die Suche. Natürlich machen wir usn etwas vor, wenn wir sagen, jedes Rehkitz im hohen, dichten Gras lässt sich damit finden: wird das Stück Wild massiv durch Buschwerk, Gras oder Bäume abgedeckt, kann die Wärmebildkamera kaum oder geringe Wärmeunterschiede darstellen.
Insgesamt ein sehr interessanter Artikel,der die wesentlichen Vor- aber auch Nachteile von Nachtsichttechnik darstellt. Wohl dem, der die Technik nicht benötigt, weil er sein Revier auch so im Griff hat oder aber eben nur bei Tage jagen „muss“ bzw. kann, denken wir da beispiuelsweise an die Auslandsjagd in den Subtropen.
Für den heimischen Jäger ist der Einsatz von Nachtsichttechnik, schon allein aus Gründen der besseren Beobachtung und der damit verbundenen größeren Sicherheit (freilaufende Hunde, Fußgänger, Radfahrer im Dunkeln ohne Beleuchtung, die Bache mit angesogenen Strichen…) nicht nur eine Bereicherung, sondern eigentlich auch eine tierschutzgerechte Verpflichtung. Außerdem verkürzt sie kurzweilig sicherlich manchen Ansitz, wenn man beispielsweise einen jagenden Marder oder Stubenkater ausgiebig beobachten kann. Mit Sicherheit gewinnt man mehr „bverwertbare“ Informationen über das eigene Revier; wie man diese dann umsetzt, bleibt jedem Jäger selbst überlassen.
Fazit: Nachtsichttechnik bringt Licht ins Dunkel, zeigt mehr als ein Nachtglas und bietet waidgerechte Chancen im Rahmen der erlaubten Nachtjagd auf Schwarz- oder Raubwild
Ich kann sowohl den Beitrag aber auch den Kommentar nur bestätigen.
Waidmannsheil
Nachtsichttechnik sollte durch den Gesetzgeber endlich zugelassen werden. Das Argument von bestimmten Jägern, dass es nicht waidgerecht sei ist Unsinn. Wie haben wir in der Jagdschule gelernt, ich muss das Wild ansprechen und kann erst dann den Finger krumm machen. Viele Jäger müssen von früh bis abends arbeiten. Mit dem Nachtsichtgerät haben sie aber eine Chance auch mal nachts in der Dunkelheit zum Jagderfolg zu kommen. Dies aber nicht jede Nacht und auch am Wochenende will man mal bei der Familie sein. Ich sehe aber auch Neid bei manchen Jägern, die sich so ein Gerät mit 4.000,- Euro und mehr sich dies nicht leisten können. Andere Andere Länder wie Polen und Tschechien haben schon längst das Nachtsichtgerät legalisiert. Welche Angst hat der deutsche Gesetzgeber?
Die Jagd verludert langsam!!! Anscheinend zählt nur noch der s schnelle Kugelschuss mit teilweise illegalen Mitteln.Sitzfleisch und faires Jagen sind leider für viele Sportjäger und Bratwurstfabrikanten ein Fremdwort.Zum Glück gibt es noch einige Inseln für unser geplagtes Wild wo noch gejagt wird wie es früher fast überall war.Wo wird die Grenze gezogen?beim Schwarzwild? beim Rehwild?beim
ROTWILD?Was wollen wir?Erlebnisse in der Natur bei denen das Wild sehr oft als Sieger des Abends ’nach Hause geht“ oder nur noch raus und S Schuss?mit waidm.Grüssen zu.fecher
das ist genau auch meine Meinung – wir sind technisch überlegen, den Vorteil der Sinne muß beim Wild bleiben , dann haben wir auch Freude am Waidwerk…
Für Nachtsichtzielgerät benutzt mein Papa Yukon Photon RT 6×50. Bei der Ansitzjagd benutze ich auch das Gerät. Ich bin in der Meinung, dass Nachtsichttechnik für aktive Jäger das eine verlockende neue Jagdstrategie darstellt.