Die Zeit vor Weihnachten ist eine Zeit alter Bräuche. Neben Adventskalender, Nikolaus und Weihnachtsbaum gibt es auch viele jagdliche Bräuche, die man sich in der staden Zeit einmal in Erinnerung rufen kann. Dazu gehören auch die Bruchzeichen, von denen die meisten Jäger gerade einmal den Erlegerbruch und den letzten Bissen kennen.
Dabei gibt es viele mehr – abhängig von ihrer Aufgabe lassen sie sich in Mitteilungsbrüche und Brauchtumsbrüche einteilen. Mit Mitteilungsbrüchen konnte der Jäger auch ohne WhatsApp, SMS, oder verwaschenen Zetteln Nachrichten übermitteln. Brauchtumsbrüche werden dagegen bei bestimmten Anlässen verwendet.
Um einen Bruch zu gewinnen, bedient sich der Jäger den Materialien vor Ort. Obwohl es für die Botschaft des Bruchs keinen Unterschied macht, dürfen nur bestimmte Baumarten verwendet werden, die sogenannten gerechten Holzarten. „Gerecht“ bedeutet im jagdlichen Zusammenhang immer, dass etwas den Regeln des Waidwerks entspricht. Zu den gerechten Baumarten zählen bei den Nadelbäumen die Tanne, die Fichte und die Kiefer; bei den Laubbäumen sind es nur die Eiche und die Erle. Ist aber weit und breit keiner dieser Bäume zu finden, darf es auch eine andere Holzart sein. Nur für den Festtagsbruch und den Trauerbruch sind die gerechten Holzarten zwingend.
Hat der Jäger die Baumart korrekt angesprochen, bricht er ein Zweigchen ab. Denn ein „Bruch“ ist – wie der Name schon sagt – immer ein abgebrochenes Stück Holz. Es wird nie abgeschnitten, allenfalls mit dem Messer bearbeitet, sofern dies die Art des Bruchs erfordert: Der Warnbruch ist so ein Fall.
Die Mitteilungs- bzw. Verständigungsbrüche
Hauptbruch:
Aufgabe: Aufmerksamkeitserregung
Aussehen: armlanger Zweig, ohne Rinde zwischen den Blättern oder Nadeln, wird auf den Boden gelegt oder aufgehängt.
Leitbruch:
Aufgabe: Richtungsanzeige
Aussehen: Einseitig ohne Rinde, liegt auf dem Boden, gewachsene Spitze zeigt zum Zielpunkt.
Anschussbruch:
Aufgabe: Kennzeichnet den Anschuss für eine Nachsuche.
Aussehen: Senkrecht in den Boden gesteckter, unbearbeiteter Zweig.
Fährtenbruch
Aufgabe: Liegt beim Anschussbruch auf dem Boden und zeigt die Fluchtrichtung des beschossenen Stücks an.
Aussehen: halbarmlanger Zweig, nichtbefegt, aber angespitzt. Das angespitzte Ende zeigt die Fluchtrichtung des Wildes an. Soll das Geschlecht des beschossenen Stücks deutlich werden, muss der Fährtenbruch geäftert werden, das heißt ein kleiner Querbruch (Afterbruch) hinter ihn gelegt werden. Bei männlichem Wild kennzeichnet dann das angespitzte Ende die Fluchtrichtung, bei weiblichem Wild das gewachsenen Ende.
Standplatzbruch
Aufgabe: Markiert die Stelle, die einem Schützen auf einer Gesellschaftsjagd zugewiesen wird. Manchmal liegt ein zusätzlicher Leitbruch daneben, der dem Jäger zeigt, in welche Richtung er nach Beendigung der Jagd seinen Stand verlassen soll.
Aussehen: Alle Seitentriebe sind entfernt. Steckt senkrecht im Boden.
Warnbruch
Aufgabe: Kennzeichnet eine Gefahrenstelle.
Aussehen: Ein zum Kreis gebundener Zweig, von dem alle Seitenäste und die Rinde entfernt wurde.
Wartebruch
Aufgabe: Kennzeichnung eines Sammel- oder Warteplatzes.
Aussehen: Zwei armlange, kreuzförmig übereinander gelegte Zweige.
Die Brauchtumsbrüche
Inbesitznahmebruch
Aufgabe: Kennzeichnet das bisher herrenlose Wild als Eigentum des Erlegers.
Aussehen: Unbearbeiteter Zweig, der auf dem Wildkörper liegt. Bei männlichen Stücken zeigt das gebrochene Ende zum Haupt, bei weiblichen Stücken die gewachsene Spitze. Meistens wird der Ein- bzw. Ausschuss mit dem Bruch verdeckt.
Letzter Bissen
Aufgabe: Ehrfurcht vor der Schöpfung. Symbolisiert die letzte Mahlzeit vor dem Tode.
Aussehen: Kleiner, unbearbeiteter Zweig, der dem erlegten Wild quer in den Äser gelegt wird.
Erlegerbruch
Aufgabe: Zeigt anderen Jäger an, dass der Träger des Bruchs Wild erlegt hat.
Aussehen: Ein unbearbeiteter Zweig, der mit etwas Schweiß vom erlegten Stück benetzt wird. Ist der Jäger alleine, bricht er sich selbst den Erlegerbruch. Ansonsten überreicht der Jagdleiter, Revierinhaber oder ein Jagdkamerad den Erlegerbruch auf seinem abgenommenen Hut oder auf der Klinge des Jagdnickers oder Hirschfängers. Dabei wünscht er dem Erleger mit einem Händedruck „Waidmannsheil“ während der Schütze den Bruch mit der linken Hand entgegennimmt, um ihn dann auf die rechte Hutseite zu stecken. Ein Erlegerbruch wird für folgende Wildarten überreicht: alles Schalenwild, Fuchs, Murmeltier und Raufußhühner.
Nachsuchebruch
Aufgabe: Zeigt, dass ein Jagdhund das nachgesuchte Stück gefunden hat.
Aussehen: Es handelt sich im einen Erlegerbruch, der dem Schützen vom Nachsuchenführer überreicht wird. Der Bruch wird dann geteilt und die andere Hälfte dem Hund an die Halsung gesteckt.
Festtagsbruch
Aufgabe: Als Hutschmuck bei festlichen Anlässen.
Aussehen: Wie der Erlegerbruch, jedoch ohne Benetzung mit Schweiß
Trauerbruch
Aufgabe: Ausdruck der Trauer um einen verstorbenen Jagdkameraden.
Aussehen: Der Bruch wird an der linken Hutseite getragen. Dabei zeigt die Nadel- bzw. Blattunterseite nach außen. Der Bruch wird mit einem „Waidmannsdank“ ins offene Grab geworfen.
Bett:
Aufgabe: Ehrerbietung vor dem erlegten Wild.
Aussehen: Die Strecke wird am Sammelplatz auf ein Bett von Brüchen gelegt.
7 Antworten
Als alter Jäger bin ich sehr für Brauchtum, besonders für die Beibehaltung der Jägersprache. Zu den hier in Erinnerung gebrachten Brüchen muss ich allerdings sagen, dass sie in der Praxis heute unrealistisch sind. Früher war der Wald sauber aufgeräumt. Losholzsammler räumten jeden Zweig oder Ast auf, um damit den Ofen zu füttern. Da fiel ein Bruch schon auf. Heute liegen überall Äste und Zweige aller Größenordnungen herum. Wer soll da einen Bruch finden?? Da lob ich mir eine Rolle Klopapier oder buntes Flatterband. Abgesehen von den Möglichkeiten des GPS, das inzwischen wohl jeder mit dem Smartphone dabei hat.
Wenn Sie ein alter Jäger sind, werden sie doch wohl die verschiedenen Brueche auseinander halten koennen.Unglaublich, sich soweit herunter fallen zu lassen,mit dieser Aussage von Ihnen.Da werden sie die Brucharten gar nicht so richtig kennen,laut ihrer Aussage.Wenn mit offenen Sinnen durch die Natur gestreift wird kann sehr vieles erkannt werden-so auch die Brucharten.Gelernt ist gelernt.
Ich glaube der einzige Bruch der mir eventuell auffallen würde, wäre der Warnbruch – vermutlich war das auch so beabsichtigt – Man darf den Zweig ja immerhin mit dem Messer bearbeiten 🙂 Einen Leistenbruch würde ich auch noch bemerken, aber dann hört es bei mir auch schon auf.
-Ö,Ö-
Hallo Frank,
habe schon seit Jahren zwei Leistenbrüche, der Arzt erinnert mich immer wieder daran, bemerken tu ich nichts davon. 😉
Nutze selbst nur noch den Anschussbruch (falls mal ein Stück nicht liegt). Ein senkrecht in der Erde steckender Zweig fällt eigentlich immer auf und erleichtert mir in jedem Fall das Wiederfinden der richtigen Stelle zum Ansetzen meines Hundes.
Wald aufgeräumt oder nicht, der Anschussbruch macht einfach Sinn. !!!
ich habe die Brüche alle von meinem Lehrmeister gelernt.Ebenso viele hirschgerechte Zeichen. Unser Jägerlehrgang dauerte auch Monate und nicht nur Wochen. Ist aber auch schon lange her.
mich interessieren besonders die „hirschgerechten Zeichen“ welche gibts denn da???