Winterzeit: Achtung Wildwechsel!

In der Nacht auf den 26. Oktober wird die Zeit von drei auf zwei Uhr zurückgestellt. Für uns Menschen bedeutet das: eine Stunde mehr Schlaf. Für Wildtiere dagegen beginnt eine gefährliche Zeit, denn der Berufsverkehr verschiebt sich in ihre aktivste Phase des Tages. Um Unfälle zu vermeiden, sollten Autofahrer jetzt besonders achtsam sein.

Wenn die Sommerzeit endet, stellen wir die Uhren um eine Stunde zurück. Unsere Aktivitäten finden danach zur gewohnten Uhrzeit statt, nur bei anderen Lichtverhältnissen. Bei Wildtieren ist es umgekehrt: Rehe, Wildschweine und andere Arten orientieren sich nicht an der Uhr, sondern am Licht. Wenn sie am frühen Morgen oder in der Abenddämmerung auf Nahrungssuche gehen, geschieht das weiterhin zu den gleichen Lichtverhältnissen wie zuvor. Doch mit der Zeitumstellung fällt nun der Berufsverkehr genau in diese Phase – die Gefahr von Wildunfällen steigt.

Im Herbst kracht es besonders oft

Häufig kommt es in zerschnittenen Lebensräumen mit vielen Straßenübergängen oder in der Nähe von Feldern, Wäldern und Siedlungsrändern zu Unfällen. Die Wildtiere überqueren zum Teil Kreis- und Bundesstraßen, manchmal sogar die Autobahn. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden rund 280.000 Wildunfälle pro Jahr registriert. Von Oktober bis Dezember, wenn Nässe und Bodenfrost den Bremsweg verlängern, ist die Gefahr besonders hoch. Wenn es kracht, wird es außerdem teuer: Der durchschnittliche Schaden nach einem Wildunfall beträgt laut GDV knapp 4.000 Euro. Kein Wunder, denn die Aufprallwirkung entspricht einem deutlich höheren Gewicht als dem des Tieres vor dem Auto. So wird ein Wildschwein an der Stoßstange plötzlich zum Nashorn und ein Damhirsch zum Nilpferd.

Aus dem Rothirsch einen Elefanten machen: Schon bei Tempo 60 ist die Aufprallwirkung so, als wäre das Auto mit einem viel größeren Tier kollidiert. (Quelle: www.jagdverband.de)

Aufmerksam sein, bremsbereit fahren

Um Unfälle zu vermeiden, sollten Autofahrer Wildwarnschilder ernst nehmen. Wo sie stehen, ist mit regelmäßigem Wildwechsel zu rechnen – und das nicht nur in den Herbstmonaten. Wer in solchen Gebieten unterwegs ist, sollte ausreichend Abstand zu vorausfahrenden Autos halten und die Geschwindigkeit reduzieren. Ab etwa 80 Stundenkilometern ist der Anhalteweg in der Regel zu lang, um eine Kollision zu verhindern. Ein wichtiges Gebot lautet daher auch Aufmerksamkeit, denn das erste, was man von einem Wildtier sieht, sind zwei reflektierende Augen. Tauchen sie oder eine Tiersilhouette auf, gilt es mit Bedacht zu bremsen und nicht auszuweichen. Außerdem sollte man immer mit Nachzüglern rechnen: Wo ein Tier die Straße überquert, folgen nicht selten weitere.

Erhöhtes Risiko: Wo Warnschilder auf Wildwechsel hinweisen, ist das ganze Jahr über besondere Vorsicht geboten. (Foto: iStock / BitsAndSplits)

Was tun bei einem Unfall?

Kommt es zu einem Wildunfall, heißt es: Ruhe bewahren, Warnblinkanlage einschalten, Unfallstelle mit einem Warndreieck sichern und die 110 anrufen. Die Polizei weiß, wo der nächste zuständige Förster oder Jagdpächter für das Revier zu erreichen ist. Polizei oder Jäger stellen eine Unfallbescheinigung für die Kfz-Versicherung aus. Wichtig: Niemals einem verletzten Wildtier hinterherlaufen oder es anfassen – das ist gefährlich und stresst das Tier. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat eine Notfallkarte fürs Handschuhfach entwickelt, die über das richtige Verhalten bei Wildunfällen und in Risikogebieten informiert.

Hier hat es gekracht: Fährt das Auto zu schnell, lassen sich Wildunfälle – wie hier mit einem Frischling – kaum vermeiden. (Foto: iStock / Piotr Wytrazek)

Hier können Sie die Notfallkarte der Deutschen Wildtier Stiftung herunterladen, die bequem ins Handschuhfach passt und mit der Sie für den Fall der Fälle gewappnet sind. >>> Bitte etwas nach unten scrollen zu „Jetzt kostenlos downloaden“

Wer zahlt für den Schaden?

Für Schäden am eigenen Fahrzeug kommt die Kaskoversicherung auf. Einige Tarife zahlen die Kosten nur, wenn es sich um einen Unfall mit Haarwild, also zum Beispiel Rehwild, Rotwild, Schwarzwild oder Raubwild handelt. Schäden durch Kühe, Pferde, Hunde, Katzen oder Vögel werden in der Regel nicht übernommen. Die Haftpflichtversicherung übernimmt nur Schäden, die durch den Wildunfall bei anderen Verkehrsteilnehmern oder an Leitplanken oder Straßenschildern entstanden sind.

Gemeinsam aktiv für unsere Wildtiere

Auch wenn es immer wieder zu Verkehrsunfällen durch Wildwechsel kommt: Wildtiere gehören zu Deutschland. Einzelne Tierarten erfüllen oft ganz bestimmte, auf den ersten Blick kaum sichtbare Funktionen im Beziehungsgeflecht der Natur. Der Mensch ist deshalb darauf angewiesen, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt, denn nur artenreiche Ökosysteme sind widerstandfähig.

Schrumpfender Lebensraum: Der Feldhase leidet, wie viele andere Wildarten, unter der Zerschneidung der Landschaft durch Straßen. (Foto: imageBROKER.com / Christoph Ruisz)

Doch die Realität ist ernst: Auch in Deutschland hat sich das Artensterben stark beschleunigt. Etwa ein Drittel aller heimischen Tier- und Pflanzenarten gelten derzeit als gefährdet oder sind vom Aussterben bedroht. Das geht aus den Roten Listen hervor, die das Bundesamt für Naturschutz regelmäßig veröffentlicht. Deswegen setzt sich die gemeinnützige Deutsche Wildtier Stiftung seit über 30 Jahren dafür ein, Lebensräume für die heimische Tierwelt zu erhalten und zu schaffen, um so die Artenvielfalt zu schützen. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, dass die Vielfalt der Wildtiere in Deutschland für zukünftige Generationen bewahrt bleibt.

Text: Deutsche Wildtier Stiftung

Titelfoto: Leicht zu übersehen: In der Dämmerung sind Wildtiere nahezu unsichtbar. Am häufigsten werden Rehe auf den Straßen von Autos erwischt. (Foto: iStock / photography-wildlife-de)

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