Gamsjagd: „Nicht nur die körperliche Anstrengung sorgte für Herzklopfen.“

Die Bergjagd ist für jeden Jäger eine Herausforderung aber ganz besonders für uns „Flachlandtiroler“, denn: Die Bedingungen sind völlig anders als wir es gewohnt sind. Es ist nicht nur die körperliche Anstrengung beim Aufstieg, gegebenenfalls auch der beschwerliche Abstieg mit der erlegten Beute, sondern – je nach Lage – auch eine ungewohnt große Schussentfernung. Hinzu kommen die dünne Luft und eine kaum kalkulierbare Wetterlage.
Bereits vor einigen Jahren bot sich die Möglichkeit einer Gamsjagd im Winter, aber diesmal sollte es eine Pirsch im frühen Herbst parallel zur Hirschbrunft werden.

Um bei der Bergjagd Erfolg zu haben, sollte man sich gut vorbereiten. Dies gilt nicht nur für die richtige Auswahl der Ausrüstung, sondern auch für die körperliche Fitness. Bei der Wahl des Kalibers bzw. der Waffe sollte bedacht werden, dass die Schussentfernung durchaus auch über die günstigste Einschussentfernung (GEE) hinausgehen kann. Ein Einschießen auf die GEE ist auf jeden Fall zu empfehlen, da sich dies bei der Bergjagd als deutlich besser erwiesen hat als vier Zentimeter Hochschuss auf 100 Meter. Nutzer eines Zielfernrohres mit Absehenschnellverstellung sollten möglichst vorab überprüfen, ob die Herstellerangaben mit der gewählten Kombination aus Waffe, Munition und Optik mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Das ist übrigens eine sehr gute Möglichkeit, seine Schießfertigkeiten ausgiebig zu trainieren – am besten kombiniert mit einer körperlichen Belastung und heftigem Herzklopfen. Wer im Besitz eines Entfernungsmessers ist, sollte ihn keinesfalls daheim vergessen. Die Wahl der Kleidung ist nicht so einfach. Wie man in unserem Film sehen kann, sollte man für alle Wetterlagen gerüstet sein. Angefangen von hochsommerlichen Temperaturen bis hin zum Neuschnee ist alles möglich.

Früh morgens um 5 Uhr klingelte der Wecker. Im Vergleich zu den tollen Temperaturen vom Vortag stellte die schnell wechselnde Wetterlage bei unserem Jagdabenteuer jedoch die größte Herausforderung für uns dar. Eiskalter Wind, dichter Nebel und strömender Regen – es kam einfach das gesamte Repertoire auf uns zu. Und dabei sollten 400 Höhenmeter bezwungen werden. Wir dachten bereits ans Aufgeben, aber die Aussage des Pirschführers, dass sich eine gute Fernsicht bieten würde, sobald sich der Nebel lichtet, gab uns den erforderlichen Willen, dem Wetter zu trotzen. Nach drei Stunden Aufstieg hatten wir ein Plateau erreicht und der erfahrene Bergführer hatte recht: Wie durch Zauberhand rollten die letzten Nebelschwaden über die vor uns liegende Kuppe und bei klarer Luft lag ein fantastisches Panorama vor uns. Aber nicht nur das! In einer Entfernung von ca. 400 Metern entdeckten wir einen für uns passenden Gamsbock.

Für einen waidgerechten Schuss war es definitiv zu weit, sodass wir beschlossen, die Gams gegen den Wind, und von Felsbrocken gedeckt, anzugehen. Die letzten Meter krochen wir auf allen Vieren, um eine gute Schussposition zu erreichen. Bis auf 100 Meter kamen wir heran, ohne entdeckt zu werden. Der Bock stand nun tief unter uns. Mit dem Rucksack bauten wir uns eine stabile Gewehrauflage. Jetzt galt es, den Puls herunterzubekommen. Nicht nur die körperliche Anstrengung und Kälte sorgten für heftiges Herzklopfen, sondern auch das Jagdfieber. Ja, richtig gelesen, auch bei uns gibt es das zum Glück noch – trotz jahrzehntelanger Erfahrung.

Als das Absehen ruhig und ohne zu zittern auf dem Blatt lag, war die Kugel raus. Ich repetierte sofort durch und blieb nach dem Treffer auf dem Ziel, denn Gämsen sind hart im Nehmen und Nachsuchen in dem bergigen Gelände sind extrem schwierig. Der Gamsbock, auf dem Blatt getroffen, lag jedoch im Knall – eine Situation, die man sich nicht nur bei der Bergjagd wünscht.

Unendliche Freude, Jagdstolz, aber auch Erleichterung ergriff uns alle. Die Brüche am erlegten Stück wurden gereicht. Dann begann die richtige Arbeit bei der Bergjagd: Die Bergung des Wildes, das traditionell vom Erleger ins Tal gebracht wird – bei ca. 26 kg auf der Kraxe keine leichte Aufgabe. Bevor wir uns an den Abstieg machten, genossen wir ein letztes Mal den traumhaft schönen Anblick dieser Berglandschaft im schönen Salzburger Land.

Waidmannsheil vom Team Winz

Komplettes Jagderlebnis auf YouTube

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Wissenswertes über Gämsen

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