Herbst – Zeit für Drückjagden und gemeinsames Jagen

„Und könnt es Herbst im ganzen Jahre bleiben“, ist der Titel eines Buches des berühmt-berüchtigten Forstmeisters Walter Frevert, der in der Rominter Heide seine Spuren hinterlassen hat. Recht hat er: Der Herbst ist nicht nur eine unfassbar farbenfrohe Jahreszeit, sondern für Jäger auch Zeit gemeinsamen Jagens. Sei es die Einzeljagd in der Brunft von Hirsch, Widder oder Gams oder das gemeinsame Ausschwärmen auf den Drückjagden. In den mittlerweile leider wenigen guten Niederwildrevieren kommen auch noch die Flinten zu ihrem Recht.

Große Treiben beruhigen das Geschehen

Der Begriff des „Drückens“ besagt, dass durch Treiber und Hunde versucht wird, Wild geschickt aus den Einständen herauszudrücken, sodass es Schützen möglichst gut ansprechen können, um Strecke zu machen. Es ist die große Kunst der Jagdleitung, einen „wohltemperierten“ Druck im Treiben zu erzeugen. Bei zu „zarter“ Vorgehensweise lässt sich das Wild gern überlaufen, bei zu viel Druck und hochflüchtigem Wild wächst die Gefahr von Fehlansprachen und schlechten Schüssen. Je größer die Treiben angelegt sind, umso besser die Chancen, dass sich das Wild nach einer Anfangsflucht wieder beruhigt und den weiter postierten Schützen passend kommt. Entscheidend für die Bewegung im Treiben ist auch die Auswahl der Hunde. Kurzläufige, fährtenlaute Stöberhunde haben sich im Gegensatz zu Vorstehhunden dafür am besten bewährt.

Strategiespiel Drückjagd

Eine größere Drückjagd gleicht einem anspruchsvollen Strategiespiel. Bereits im Voraus bietet es sich an, verschiedene Faktoren zu klären, zum Beispiel:

  • Termin mit Reviernachbarn abstimmen
  • Sicherung öffentlicher Wege und Straßen
  • Welche Schützen einladen?
  • Hundeführer und Treiber besorgen
  • Nachsuchenführer bestellen
  • Kontakt zum Wildbrethändler
  • Tierarztversorgung
  • Ansteller einweisen
  • Jagdhornbläser
  • Stände überprüfen (Haltbarkeit und Schusszonen-Kennzeichnung)
  • Ausreichend Wildmarken besorgen
  • Begrüßung, Freigabe, Jagdscheinkontrolle
  • Schützentransporte
  • Wildbergung und -transport
  • Aufbrechmannschaft, wenn zentral aufgebrochen wird (Proben ziehen)
  • Nachsuchen-Organisation
  • Herrichten des Streckenplatzes
  • Streckenliste
  • Essensversorgung (Schüsseltreiben)

Eine großräumige konzertierte Aktion

Die Effektivität von Drückjagden lässt sich deutlich erhöhen, wenn solche Veranstaltungen revierübergreifend organisiert werden. Das Ziel revierübergreifender Drückjagden ist es, mit dieser konzertierten Aktion einen wesentlichen Teil des Abschussplanes zu erfüllen, um dem Wild danach wieder Ruhe gönnen zu können. Dazu ist eine frühzeitige Absprache notwendig. Wenn eine Rotte Sauen oder ein Rudel Rotwild gleich zu Anfang über die Grenze geht, ist noch nichts verloren – wenn man in der Lage ist, auch dem Nachbarn etwas zu gönnen. Meistens gleichen sich die Grenzübertritte im Laufe des Tages aus. Auch das Problem überjagender Hunde reduziert sich bei großräumigen Jagden. Wichtig: Aus Sicherheitsgründen müssen die grenznahen Stände abgesprochen sein.

Rotwildrudel flüchtig spitz von vorn. Nicht zu machen. Doch Nerven bewahren, vielleicht verändert sich die Situation noch zugunsten des Jägers.
Rotte Sauen, zusammengeballt im Unterholz. Toller Anblick. Aber leider in dem Moment keine Chance für einen Schuss.

An Wildbretqualität denken

Ein weiterer Aspekt von einem wirklichen Drücken ist gut verwertbares Wildbret. Wird heftiger Druck aufgebaut, mindert die hohe Stressbelastung beim Wild die Fleischqualität. Und das ist gerade vor dem Hauptgeschäft zu Weihnachten besonders ärgerlich. Zu lange Dauer der Treiben (vor allem bei zweistelligen Außentemperaturen), langwierige Wildtransporte und spätes Aufbrechen sind ebenfalls Minuspunkte für die weitere Verwertung.

Nur bei stetem Frost gelingt es, in Feuchtgebieten erfolgreich zu jagen.

Besonderheiten des Standes genau einprägen

Wenn sich viele erwartungsfrohe, bewaffnete Menschen an einem Drückjagdtag in den Wald begeben, steht nicht die Beute, sondern Sicherheit an allererster Stelle. In einem gut geführten Jagdbetrieb sollte durch die Auswahl der Stände schon entsprechend Vorsorge getroffen worden sein. Trotzdem muss jeder nach Einnahme des Standes die aktuelle Situation genau überprüfen. Neben den angezeichneten Verbotszonen (Nachbarstand) auch Kuppen und Innenhorizonte einprägen. Und bedenken, auf einem üblichen Drückjagdbock ist in der Ebene schon bei weniger als 20 Meter kein sicherer Kugelfang mehr gegeben. Das darf „im Eifer des Gefechts“ nicht vergessen werden. Schön, wenn alles zusammenpasst, aber stark sein und den Finger gerade lassen, wenn das Risiko zu groß wird. Das zeichnen einen guten und verantwortungsvollen Drückjagd-Teilnehmer und eine waidgerechte Jagd aus!


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