Jägerin des Monats: Sarah Baumgartner

Servus mitanand! Mein Name ist Sarah Baumgartner, ich bin 26 Jahre alt und lebe auf einem Einödhof im Herzen des Bayerischen Waldes in der Gemeinde Blaibach. Ich habe das Glück, aus dem Fenster blicken zu können und einer meiner größten Leidenschaften auf vier Beinen mit Wuschelohren beim Grasen zusehen zu können – aber dazu später mehr. Beruflich arbeite ich als Wirtschaftsfachwirtin in einer Steuerkanzlei und jongliere Zahlen, Daten und Fakten. Seit zehn Jahren habe ich nun das Privileg, die Jagd ausüben zu dürfen und das voller Leidenschaft – ich bin eine Jägerin mit fünf Facetten. Dabei begleitet mich mein treuer Kleiner Münsterländer Rüde Oryx von der Pixelerheide.

Mit Mutterkühen auf der Weide

Die Verbundenheit zur Natur und zu Tieren wurde mir in die Wiege gelegt. Aufgewachsen auf einem Hof mit Damwild und Schafen in den Sommermonaten kam ich schon als Kind mit der Tierhaltung und dem damit verbundenen Tierwohl in Kontakt. Im Jahr 2018 bin ich durch einen sehr guten Jagdfreund, nach einer Treibjagd mit traditionellem Schüsseltreiben, auf die Mutterkuhhaltung aufmerksam geworden. Bei einem Rundgang auf seinen Weiden habe ich mich in die Galloways „schockverliebt“. Kurzerhand entschloss ich mich – naja, es dauerte eine Weile, meinen Vater zu überzeugen – die Flächen von ihm zu pachten und gründete am 01.10.2018 mit drei Galloway-Tieren meinen kleinen eigenen Betrieb „Galloways vom Gänsberg“. Wie es so kommt, wuchs die Herde immer weiter, Flächen wurden dazu gepachtet und die Nachfrage nach Galloway-Genussfleisch stieg. Ich holte mir die Erlaubnis für den Kugelschuss auf der Weide ein und konnte von da an meine Bullen selbst auf der Weide schießen, um ihnen somit den Stress durch den Transport zum Metzger zu ersparen. Das ist es, was ich erreichen möchte: Den Menschen bewusst machen:

„Ja, nachhaltiger und tierwohlfreundlicher
Fleischgenuss ist möglich!“

Mittlerweile bewirtschafte ich knapp 25 Hektar Fläche – unter anderem Ausgleichsflächen des Freistaates Bayern für den Naturschutz – mit meinen liebevoll genannten Wuschelohren und vermarkte das EU-BIO-zertifizierte Fleisch direkt ab Hof mit Versand nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz. Ganzjährig extensiv auf der Weide gehalten, produzieren Galloways auf der Basis von Gras und Heu sehr schmackhaftes Fleisch. Da mir von Anfang an wichtig war, alle Kundensegmente bedienen zu können, kann im Online-Shop jedes Produkt in 500 Gramm Schritten bestellt werden. Wie auch in der Jagd, lege ich großen Wert auf die Herkunft und Verarbeitung von dem Lebensmittel Fleisch. Umso schöner, wenn meine Rinder auf den eigenen Weiden aufwachsen dürfen und ihnen ein stressfreier Tod ermöglicht wird…

Mit Zahlen und Fakten in der Wirtschaft

Nach dem Ablegen des Abiturs und Abschluss der Ausbildung zur Bankkauffrau habe ich meinen Wirtschaftsfachwirt absolviert und mich im Steuerwesen wiedergefunden. Seither arbeite ich in einer Steuerkanzlei, betreue dort Mandanten in Jahresabschluss, Buchführung und steuerlichen Fragen. Es ist der Kontrast zur Mistgabel und Flinte, der mich hier glücklich macht.

Mit Bier und Hendl durch die Zelte

Als aktiver Mensch wurde ich schon als Jugendliche damit betraut gemacht, Freizeitaktivitäten kosten viel Geld. Und das musste verdient werden. Als Bedienung habe ich mehrere Restaurants, Bars und Wirtshäuser kennen und lieben gelernt. Hängen geblieben bin ich seit Jahren im traditionellen Bierzelt – allen voran die Wiesn in München. So sieht man mich in den Sommermonaten nicht nur draußen in Feld und Wald, sondern vor allem auch im Zelt mit Maßkrügen in den Armen und Hendl auf den Schultern. Im Herbst stehen die Zeichen beim Oktoberfest ganz auf Gäste zu zünftiger Blasmusik glücklich machen- wie mag es anders sein – im Armbrustschützenzelt.

Mit Rucksack in den Bergen

Wenn ich noch nicht genug unterwegs war, schnapp‘ ich mir meinen treuen Begleiter Oryx, montiere mein Dachzelt auf den jagdgrün folierten Pickup und mache mich auf in Richtung Berge. Zu Fuß über die Alpen oder eine Hüttentour durchs Steinerne Meer am Königssee – alle paar Wochen packt mich das Bergfieber und ab und zu lässt es sich mit einer Jagdreise auf Gams oder Murmel verbinden. Es ist das unbeschreibliche Gefühl des Gipfels, der einen die Welt unter sich vergessen lässt. Vielleicht ist es auch der Ort, an dem mir die vielen neuen Projekte einfallen, die ich noch umsetzen möchte.

Mit Hund auf der Jagd

Meine allergrößte Leidenschaft und Passion ist die Jagd. Im Kindesalter in Gummistiefel gesteckt, Papas grüne Schießweste angezogen und einen Stock in der Hand, ging‘s mit Papa raus auf den Hochsitz hinter dem Haus, um das Wild zu beobachten. Ein Genuss, den Rehen beim Äsen zusehen zu können und Opa später voller Aufregung am Telefon beschreiben zu können, welcher Bock diesmal im Anblick war.

Am 05.06.2014 durfte ich mein grünes Abitur ablegen und es war der Startschuss zu allem, was darauf folgen sollte. Derzeit jage ich in Papas kleinem Niederwildrevier und betreibe dort die Hege und Jungwildrettung. Vor sechs Jahren durfte der Kleine Münsterländer Rüde Oryx einziehen und ist in der ersten Sekunde zu meinem Lebensbegleiter geworden. Gemeinsam jagen wir im Norden Deutschlands mit guten Freunden bei Treibjagden und im Süden gehen wir zusammen auf Ansitz.

Jagdliches Brauchtum hat bei mir eine große Bedeutung. Sei es der Bruch, die Hornsignale oder das gemütliche Beisammensein – waidgerecht zu jagen wurde mir gelehrt.  Jagd ohne Hund ist Schund – während der Ausbildung von Oryx habe ich immer mehr das Interesse am Prüfungswesen entdeckt. Ich habe die Ausbildung zur Verbandsrichterin im Jagdgebrauchshundeverband gemacht, um all diejenigen zu unterstützen, die sich die Arbeit aufbürden einen jagdlich brauchbaren Hund auszubilden und das Recht haben, fair gerichtet zu werden. Wir brauchen die Hunde mehr denn je in unserem Waidwerk, also lasst uns hier zusammen an einem Strang ziehen.  

Apropos an einem Strang ziehen: Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung in der breiten Bevölkerung liegen mir sehr am Herzen. Durch meine jahrelange Tätigkeit in der Steuerkanzlei beim Bayerischen Bauernverband sind mir die Differenzen zwischen Bauerntum und Jägerschaft täglich aufgezeigt worden. Ich durfte in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband 18 Monate über die positiven Beispiele vorbildlicher Zusammenarbeit zwischen Jäger und Landwirt in der Filmreihe „Partner der Natur“  berichten. Sei es bei der Rotwildfütterung im Winter, der Jungwildrettung im Mai oder beim Managen der Krähenpopulation. Ich will zeigen, dass unser aller Ziel das gleiche ist: Jagd und Landwirtschaft in Einklang zu bringen.

„In modernen Zeiten wie diesen, in denen alle Augen auf uns Jäger gerichtet sind, müssen wir zeigen, dass wir aktiven Naturschutz betreiben und dabei mit Leib und Seele zur Jagd gehen.“

Ich bin sehr dankbar, das facettenreiche Brauchtum mit vielen Freunden teilen zu dürfen und freue mich über jede lehrreiche Begegnung draußen in Feld und Wald. Natürlich freut es mich nach der Hege und Pflege, Jungwildrettung und täglichen Revierarbeit, Aufklärungsarbeit und dem Vereinswesen ein passendes Stück erlegen zu dürfen und dies in geselliger Runde ehren zu können, denn das sind die Gänsehautmomente, die mich daran erinnern, warum ich Jägerin geworden bin.

Welche Waffe führst du und warum?

Ich führe eine Blaser R8 Custom im Kaliber .308. Für dieser Waffe habe ich mich nach dem Erlegen meines ersten Damkniepers zusammen mit Freuden entschieden. Ich durfte dabei die R8 eines guten Freundes nutzen und war von der Sicherheit, Führigkeit und Ergonomie begeistert. Auf die Spange habe ich in Erinnerung an meinen Großvater „propter amorem venandi“ gravieren lassen: Aus Liebe zur Jagd!

Welche Munition bevorzugst du und warum?

Derzeit verwende ich die Patrone Barnes Vor-TX EURO TTSX im Kaliber .308 mit 8,5g Geschossgewicht. Das gute Ansprechverhalten trotz bleifreiem Geschoss, sowie die exzellente Tiefenwirkung sind zwei entscheidende Vorteile. Zudem erzeugt die Patrone einen guten Ausschuss, jedoch mit geringer Wildbretentwertung, da kaum eine Hämatombildung erzeugt wird.

Womit gehst du immer zur Jagd?

Wenn ich zur Jagd aufbreche, darf in keinem Fall mein Hund Oryx als Begleitung fehlen. Jedoch habe ich auch immer meinen Zielstock dabei, da er für einen sauberen Schuss vom Hochsitz als Ellenbogenauflage dienen kann und natürlich auch, sofern es das Gelände zulässt, für eine kurze Pirsch unumgänglich ist.

Was wird deine nächste jagdliche Anschaffung?

Durch einen langjährigen Freund im Norden kam ich in den Genuss Treibjagden zu besuchen und stellte bald bei den dazugehörigen Flintentrainings am Schießstand fest, dass die für mich passende Waffe noch fehlt. Die nächste Anschaffung wird sich daher auf eine Jagd- bzw. Sportflinte belaufen.

2 Antworten

  1. Es freut mich sehr das Frauen und Mädchen immer mehr in die Jagd interessiert sind, auch in den
    Niederlanden !

    Harry Moerkamp (82)
    Niederlande

    goedemorgen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert