Immer mehr Kinder verbringen ihre Freizeit nicht mehr in der Natur, sondern drinnen am Handy, am Computer oder der Spielkonsole. Dabei gibt es in Wald und Feld so viel Großartiges zu entdecken und zu erleben, das Kinder – sind sie erst einmal auf den Geschmack gekommen – zu wissbegierigen Forschern und Abenteurern werden lässt. Sicher ist dem ein oder anderen dabei schon mal ein Reh begegnet oder er hat einen Hasen weg hoppeln sehen.
Natur statt Spielkonsole
Ich – „Netti“ – bin als leidenschaftliche Jägerin täglich im Wald. Im Rahmen meines Herzensprojekts „Nettis Naturkinder“ habe ich viel mit Kindern zu tun, die sich in den sozialen Medien bestens auskennen, aber nicht wissen, welche Tiere bei uns heimisch sind. Als Waldpädagogin sehe ich es als meine Pflicht, den Kindern wieder ein Stück Natur näher zu bringen – mit naturbildenden Maßnahmen und natürlich ganz viel Spaß!
Ende Juni ging ich daher mit einer kleinen Gruppe Kids in den Wald, um spielerisch etwas über unser heimisches Wild, wie Wildschwein, Dachs, Rothirsch, Marder, Reh und Fuchs zu lernen. Da ich im Anschluss noch eine Bastelstunde zum Thema Fuchs eingeplant hatte, fokussierten wir uns in dem von mir aufgebauten Waldklassenzimmer auf Reineke.
Lernen und Staunen
Zu Beginn fragte ich, wo wir einen Fuchs treffen könnten. Als richtige Antworten kamen meist Wälder, Wiesen und Felder. Ganz erstaunt reagierte die Gruppe, als ich ihnen erklärte, dass der Fuchs sehr anpassungsfähig ist und in städtischen Parks und Wohngebieten auch schon einmal Abfallkörbe, Mülltonnen und Komposthaufen plündert. Im Bollerwagen hatte ich u.a. einen präparierten Fuchs mitgebracht. Sein Fell ist orange- bis rotbraun, weshalb er auch Rotfuchs genannt wird. Sein buschiger Schwanz heißt in der Jägersprache „Lunte“. Staunend wurde er von den Kindern untersucht und befühlt.
Wissen über Reineke
Der Fuchs ist ein Raubtier und kann daher sehr gut hören, riechen und sehen. Das hilft ihm beim Jagen, denn er ernährt sich als Allesfresser von Wühlmäusen, Jungvögeln aus Bodenbrüternestern, Rehkitzen, Junghasen, Reptilien und großen Insekten. Im Sommer stehen auch Beeren auf seiner Speisekarte. Wenn Reineke auf Mäusejagd geht, schleicht er sich an wie eine Katze. Dann springt er fast senkrecht nach oben und drückt die Maus mit den Vorderpfoten zu Boden, bevor er sie mit den Zähnen packt und verspeist. Obwohl es geradezu elegant aussieht, ist dieser Mäusesprung für die Maus meist tödlich.
Ganz aufmerksam lauschten die Kinder, als ich ihnen den Aufbau eines Fuchsbaus erkläre. Ein Fuchsbau besteht aus einem Hauptkessel – sozusagen sein Wohnzimmer –, von dem mehrere Gänge abgehen. Einer der Gänge, die Hauptröhre, dient als Ein- und Ausgang, die anderen Gänge werden als Fluchttunnel angelegt. Er gräbt den Bau nicht immer selbst, sondern baut bestehende Höhlen aus bzw. um oder lebt sogar in einer Art „Wohngemeinschaft“ mit anderen Tieren. Der Fuchs hält dann in der näheren Umgebung einen so genannten „Burgfrieden“ mit zum Beispiel Dachs, Iltis, Marder oder Brandgans. Das heißt, er jagt seine Mitbewohner nicht in der Nähe des gemeinsamen Baus.
Füchse aus Eierkarton
Zum Abschluss des gemeinsamen Ausflugs haben wir gemeinsam Füchse aus Eierkarton gebastelt – ein Highlight, das die Kinder immer gerne als Andenken zu Hause „präsentieren“.
Zum Beginn der Sommerferien können Sie sich die Bastelanleitung gerne herunterladen und los basteln – viel Freude damit!
Text und Fotos: Annette von Karp alias „Netti“
„Nettis Naturkinder“ ist ein Projekt der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern und der Paul Jähn Stiftung. Ziel ist, der Naturentfremdung von Kindern durch das sinnliche Erleben von Natur und biologischer Vielfalt entgegenzuwirken und nachhaltige Anreize für ihre positive Entwicklung zu setzen.