Der Wald ist ein einzigartiger Naturschatz. Wir „Großen“ suchen hier Ruhe, Erholung und Entspannung. Für unsere „Kleineren“ ist es ein Ort für Bewegung, Entdeckung, Abenteuer, Spiel und Fantasie. Wer möchte an diesem Sehnsuchtsort auf weggeworfene Autoreifen blicken, über Schnüre und Drähte stolpern, in Scherben und kantige Dosen treten oder alle paar Meter Verpackungsresten begegnen?
Gefährliche Müllfalle
Was wir als Störung unseres Wohlbefindens empfinden, ist für unsere Wildtiere lebensgefährlich. Sie verfangen und verletzen sich an den Hinterlassenschaften unserer Zivilisation; Pflanzen nehmen Schaden über das Grundwasser, das Reste von aufgelösten Verpackungsmaterialien enthält. Ich – „Netti“ – bin täglich im Wald und wurde als Jägerin leider schon häufig mit entsprechenden Szenerien konfrontiert: Sei es ein Damhirsch, der sich mit seinem Geweih in Draht verheddert hatte, Rehwild, dem eine Blechdose am Lauf hing oder verendetes Wild. Um den Wald als einzigartigen Naturschatz zu bewahren, gilt es, Verantwortung zu übernehmen und Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln.
Mit Naturbildung Werte vermitteln
Mit meinem Herzensprojekt „Nettis Naturkinder“ ist es mir nicht nur als Jägerin, sondern insbesondere auch als Waldpädagogin ein großes Anliegen, bereits Kindern solche Werte im Rahmen von Naturbildungsmaßnahmen näher zu bringen. Eine Müllsammelaktion eignet sich hierfür sehr gut.
An einem Morgen im März trommelte ich daher elf Kinder der siebten Klasse aus der Pestalozzi Schule in Ludwigslust zusammen, die hinsichtlich der Gefährdung unseres Waldes sehr überrascht reagierten und das Müllproblem nicht hinnehmen wollten.
Fleißarbeit für den Wald und die Wildtiere
Voller Tatendrang zogen wir samt Bollerwagen und Jutesäcken gemeinsam in den nahen gelegenen Wald, um ihn zu säubern und die Wildtiere vor einer Verletzung oder einem qualvollen Tod zu bewahren. Bei vorfrühlingshaftem Wetter wurde auf allen Vieren kriechend unter Büschen und Hecken so richtig aufgeräumt. Bald entstand ein regelrechter Wettbewerb, wer den meisten Müll sammelt, und die mitgebrachten Säcke füllten sich schnell. Eifer und Fleiß zahlten sich aus: Die Kinder haben reichlich „Beute“ gemacht.
Am Ende des Tages wurde der gesammelte Abfall mit dem Bollerwagen mitgenommen, sortiert und entsorgt. Die Kinder waren glücklich und stolz, mit großem Erfolg an einer so sinnvollen Aktion teilgenommen und damit einen Beitrag zum Naturschutz geleistet zu haben.
Mit offenen Augen durch die Natur
Neben Spaß an der frischen Luft und dem Lerneffekt sind mir an dieser Stelle vor allem Lob und Anerkennung wichtig. Vielen Dank an meine fleißigen Helfer!
Tragen auch Sie einen Teil dazu bei, den Wald als Lebensraum der Wildtiere und Sehnsuchtsort für uns Menschen zu schützen und übernehmen Sie Verantwortung.
Gehen Sie mit offenen Augen durch die Natur und nehmen Sie Müll mit – ein kleiner, im besten Fall nachhaltiger, „Trash Bag“ in der Tasche nimmt nicht viel Platz weg.
Text und Fotos: Annette von Karp alias „Netti“
„Nettis Naturkinder“ ist ein Projekt der Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern und der Paul Jähn Stiftung. Ziel ist, der Naturentfremdung von Kindern durch das sinnliche Erleben von Natur und biologischer Vielfalt entgegenzuwirken und nachhaltige Anreize für ihre positive Entwicklung zu setzen.