Jagdjahrbeginn

Es ist noch gar nicht so lange her: Die Ordnungsbehörden der Bundesrepublik Deutschland fassten so viel Vertrauen in die heimische Jägerschaft, dass sie ihr zugestanden, den Jagdschein für einen Zeitraum von drei Jahren lösen zu dürfen. Zuvor mussten deutsche Waidmänner und -frauen jedes Jahr bei den Unteren Jagdbehörden vorstellig werden, um ihre Lizenz zum Jagen zu verlängern. Deshalb: Wer an den jährlichen Gang zur Behörde gewöhnt war, sollte aufpassen, wann sein Dreijahresjagdschein abläuft, denn wer nach dem 1. April keinen solchen besitzt, kann erheblichen Ärger bekommen.

Keinesfalls den Termin versäumen

Abgesehen davon, dass damit jegliche Jagdausübung illegal wäre, wirkt sich ein ungültiger Jagdschein auch auf seinen Waffenbesitz aus, denn er ist gleichzeitig auch die Voraussetzung für eine waffenrechtliche Erlaubnis im Sinne des Waffengesetzes. Damit kann auch die Waffenbesitzkarte widerrufen werden. Auch für Revierpächter kann es problematisch werden, denn nach dem Bundesjagdgesetz erlischt ein Jagdpachtvertrag, wenn die Gültigkeitsdauer des Jagdscheines abgelaufen ist und der Pächter die Voraussetzungen für die Erteilung eines neuen Jagdscheines nicht fristgemäß erfüllt. Viele gute Gründe, um sich den Termin für die nächste Jagdscheinverlängerung zu notieren. In den heute üblichen digitalen Kalendern lässt sich problemlos so ein Termin auch drei Jahres im Voraus notieren.

Mensch und Material auf die Saison vorbereiten

Wer eine (gültige) Jagdlizenz im Frühjahr sein Eigen nennt, sollte den Beginn des Jagdjahres auch gleich nutzen, um seine Waffen einem Check zu unterziehen. Neben der Durchsicht und Reinigung der Schießeisen bietet sich auch der Gang zum Schießstand an, denn jagdlich ist jetzt ja noch nicht so viel los. Wenn Mensch und „Maschine“ sauber funktionieren, schafft das eine gute Vertrauensgrundlage für die kommenden Aufgaben. Idealerweise geschieht das im Beisein eines Büchsenmachers, der bei eventuellen technischen Schwierigkeiten hilfreich zur Seite steht.

Das Frühjahr zum Einschießen der Waffen nutzen – auch unter jagdlichen Bedingungen

Nachwuchs drängt ans Licht

Der Beginn des Jagdjahres ist auch der Beginn des Lebens vieler Wildtiere. Wie zum Beispiel bei Familie Reineke. Familie auch deshalb, weil entgegen früherer Ansicht sehr häufig der Rüde sich an der Aufzucht des Nachwuchses beteiligt und fleißig Beute zum Bau trägt. Deshalb müssen die roten Freibeuter komplett pardoniert werden, der Schutz der Elterntiere bis zum Selbstständigwerden des Nachwuchses ist einer der wichtigsten Grundsätze der Waidgerechtigkeit und deshalb auch im Jagdgesetz festgeschrieben (§ 22, Absatz 4). Wer seine Fuchsbaue kennt, wird Freude haben, das Spiel der kleinen Reinekes zu beobachten, wenn sie schließlich aus der dunklen Höhle sich rauswagen und vor dem Bau austoben.

Drei bis vier Wochen nach dem Wölfen wagen sich die Jungfüchse langsam aus dem Bau

Rehwildjagd im April

Manche Pächter klagen, dass der Großteil ihres Rehwildabschusses auf der Straße erledigt wird. Wenn das regelmäßig jedes Jahr passiert, scheinen auch reichlich Rehe vorhanden zu sein. Viele Bundesländer haben in jüngster Zeit die Rehwild-Jagdzeit auf Anfang oder Mitte April vorverlegt. Wer also ständig zusammengefahrene Rehe von der Straße aufsammeln muss, könnte dieses Problem durch frühzeitigen Eingriff abmildern. Gerade schwache Jährlinge (männlich wie weiblich), werden in solche Randbereiche abgedrängt. Inwieweit diese Jagdmöglichkeit ausgenutzt wird, liegt in der Hand des Revierinhabers. Auf jeden Fall ist hierbei Fingerspitzengefühl angesagt. Das Schalenwild drängt zum frischen Grün, Ricken bzw. Alttiere sind hochbeschlagen, brauchen Kraft und Ruhe. Wer hier ständig dazwischenfunkt, schießt sich schnell ein Eigentor. Das Wild zieht sich in die Einstände zurück und stillt dort seinen Hunger durch intensiven Verbiss.

Früh im Jagdjahr noch sehr gut zu unterscheiden: Ricke und Schmalreh
Der Anfang der Bockjagd gilt vor allem den schwachen Jährlingen

Neues Revier – neue Herausforderung

Zum 1. April beginnt für viele Jäger und Jägerinnen eine neue Zeitrechnung: Sie haben ein neues Revier gepachtet. Für die neuen Jagdausübungsberechtigten beginnt damit eine besonders spannende Zeit. Das neue Schmuckstück muss erkundet werden. Am besten gelingt das durch sportliche Fußmärsche, auf denen die „Innereien“ des neuen Beritts erkundet werden. Wechsel, Suhlen, Grenzlinien, Baue, Schäl- oder Verbissschäden usw. sollten registriert, am besten gleich notiert werden. Alte Jagdeinrichtungen müssen auf ihre Sicherheit und Sinnhaftigkeit geprüft werden. Es ist längst nicht gesagt, dass der Sitz des Vorgängers heute noch an richtiger Stelle steht. Vor allem im Wald verändern sich die Verhältnisse, und das, was vor zehn oder zwanzig Jahren noch Erfolg versprach, kann schon längst überholt sein. Wie auch immer: Etwas Neues erobern und nach eigenen Gesichtspunkten gestalten, macht Freude. Allen, die vor dieser spannenden Herausforderung stehen, gutes Gelingen!

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