Wildäsungsflächen: Grüne Oasen im Wald

Wer ein Waldrevier oder ein Revier mit großem Waldanteil hat oder in einem solchen ständig mit jagen darf, möchte auch Wild sehen. Das macht den Ansitz, die Pirsch oder ein herbstliches Treiben spannender und ist die Voraussetzung, um Beute zu machen. Doch von Nichts kommt nichts, heißt es so schön. Aktive Jäger schauen deshalb, wie sie den Wildtieren in ihrem Bereich den Aufenthalt möglichst angenehm gestalten. Eine von vielen Möglichkeiten ist die Anlage von Wildäsungsflächen oder Wildäckern.

Zusätzliches Äsungsangebot entspannt

In Wald und Feld wird heute aus wirtschaftlichen Gründen fast jeder Quadratmeter zur Produktion genutzt. Und wenn das Wild auf die landwirtschaftlichen Kulturen drängt, wird der Bauer schnell nach Ersatz des Schadens rufen. Im Wirtschaftswald ist es nicht viel besser. Die Waldbesitzer reagieren heute äußerst empfindlich, wenn Hirsch oder Reh an ihren Bäumen rumknispeln. Im Gegensatz zum Feld hat nur das Schwarzwild als Untergrundarbeiter einen Freifahrschein im Forst. Deshalb entspannt jedes zusätzliche Äsungsangebot für Wiederkäuer die prekäre Lage, die wegen des Klimawandels und der Kalamitäten durch Sturm, Trockenheit und Schädlinge entsteht.

Die richtigen Flächen finden

Es bedarf eines gewissen Engagements und Überzeugungskraft, um vom Waldbesitzer Flächen abzuluchsen, die sich für die Anlage von Wildäsungsflächen eignen. Einfacher ist es natürlich, wenn Waldbesitzer und Jäger in einer Person vereinigt sind! Flächengrößen zwischen einem und vier Morgen (ein Hektar) sind ideal. Bevor es losgeht, sollten Bodenproben gezogen werden, um unter anderem den pH-Wert (Säuregrad) bestimmen zu lassen. Diese Ergebnisse geben Anhaltspunkte, in welcher Form eine Düngung sich anbietet. Wichtig ist gerade im Wald der Lichteinfall auf die angelegten Äsungsstreifen. Am günstigsten ist ein Verlauf in Nord-Süd-Richtung, der bei Bäumen drumherum zugleich Windschutz bietet.

Für alles Wild ein attraktiver Anziehungspunkt: Wildacker auf einer Wiese in einem großen Waldgebiet.

Die richtige Mischung für Wiederkäuer

Manche Revierinhaber meinen es besonders gut mit ihrem Wild und bauen Mais, Rüben oder Getreide an. Das ist arbeitsaufwändig und wird vom Wild schon frühzeitig verspeist, wenn nicht gezäunt wird. Außerdem muss jedes Jahr erneut ein kompletter Bestellvorgang stattfinden. Am besten bewährt haben sich Dauergrünlandflächen. Die Erstanlage ist zwar etwas aufwändiger, dafür hat man für mindestens fünf Jahre aber Ruhe und das Wild das ganze Jahr über ein attraktives Angebot. Bewährt haben sich dafür eine der üblichen Kleegrasmischungen, die im Handel angeboten werden. Ergänzt wird diese Mischung am besten durch „Leckerlis“ vor allem für das wählerische Rehwild, etwa im Verhältnis 50:50 zum Kleegras. Dafür eignen sich zum Beispiel Luzerne, Erbse, Süßlupine, Waldstaudenroggen oder Buchweizen. Wer mag, bringt noch Hafer und Sommerweizen als Deckfrucht mit ein.

Mut zur Lücke

Es bedarf einer gewissen Kreativität, den Mut zur Lücke, um Flächen für diese Zwecke im Revier ausfindig zu machen und den Besitzer davon zu überzeugen, dass damit Sinnvolleres geschehen könnte. Da sind zum Beispiel ungenutzte und ungepflegte alte Wildwiesen, die wieder in Gang gebracht werden können, Rückegassen und Krähenfüße, breite Bankette neben Forstwegen oder Holzlagerplätze. Speziell für das Rehwild sind viele kleine, gut verteilte Abschnitte im Revier wertvoll, da durch ihre Territorialität der Bewegungsradius eingeschränkt ist. Bei der Auswahl ist auch die Lage der potenziellen Flächen zu beachten. Neben der Bodenbeschaffenheit ist wichtig, dass die Wildäsungsflächen in möglichst ungestörten Revierteilen entstehen und von schadensanfälligen Abschnitten wegführen.

Auf dem eher kargen Heideboden ist so eine Äsungsschneise ein echter Lichtblick.

Eine Chance zur wildfreundlichen Reviergestaltung

Wildäsungsflächen sind vor allem im häufig tristen Wirtschaftswald ein echter Lichtblick. Viele Revierinhaber widmen sich mit sehr viel Leidenschaft dieser Aufgabe, um „ihrem Wild“ etwas Gutes anzutun. Und nicht wenige haben Freude an der Herausforderung einer Mini-Landwirtschaft, den Prozess des Machens und Werdens zu erleben und schließlich den Nutzen zu sehen. Für die meisten von ihnen ist es selbstverständlich, dass diese Anlagen nicht in erster Linie dazu dienen, den Abschuss zu erfüllen. Auf diesen Flächen sollte das Wild in Ruhe, häufig schon über Tage, seinen elementaren Bedürfnissen nachgehen dürfen und beobachtet werden können. Dann erfüllen diese Anlagen ihren Zweck im Sinne einer gezielten Hege und sorgen dafür, dass Druck vom Wald genommen wird und die Atmosphäre zwischen Waldbesitzer und Jäger sich entspannt.

Der einzige Lichtblick im einförmigen Wirtschaftswald.
An der Zeit auf der Wildkamera lässt sich ablesen, dass sich das Rotwild auf der Wildwiese offensichtlich wohl und sicher fühlt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert