Jägerin des Monats: Elisabeth Leix

Mein Name ist Elisabeth Leix. Ich wurde 1963 geboren und bin in die Jagd regelrecht reingewachsen, weil mein Vater und Großvater nicht nur Jäger waren, sondern auch die Jagd in unserem Dorf in Mittelfranken gepachtet hatten. Zur Falknerei bin ich 1975 über einen aus dem Nest gefallenen Turmfalken gekommen, der – wie auf dem Land üblich – als gefundenes Wildtier zum örtlichen Jäger gebracht wurde.

Nach erfolgreicher Jäger- und Falknerprüfung erhielt ich durch eine glückliche Fügung 1985 über die Mitarbeit im Artenschutz- und Auswilderungsprojekt des Deutschen Falkenordens (DFO) meinen ersten Wanderfalkenterzel für die Beizjagd. Zur gleichen Zeit erhielt ich auch meinen ersten eigenen Deutsch Kurzhaar, den ich erfolgreich abführte.

Verwirklichung von Träumen in Westpolen

1989 entschloss ich mich aufgrund des Niederwildrückgangs nach Polen auszuwandern und wurde Mitglied in zwei nebeneinanderliegenden großen Jagdgesellschaften (jedes ca. 11.000 ha) in Westpolen, wo ich meine jagdlichen, falknerischen Träume und Liebe zum Greifvogel- und Naturschutz in vollen Zügen ausleben konnte. Nach meiner Rückkehr im Jahr 1996 übernahm ich das Niederwildrevier meines Vaters und ein Jahr später kam unsere Tochter zur Welt, die uns bei der Beizjagd immer begleitet hat – ab ihrem dritten Lebensjahr auf eigenen Wunsch auch bei der Jagd mit der Waffe. Ebenfalls auf eigenen Wunsch hat sie mit 16 die Jägerprüfung und anschließend die Falknerprüfung abgelegt.

Unser erster gemeinsamer Ansitz mit Spielzeuggewehr, da sie ausgerüstet sein wollte wie ich. Der frühe Zugang zur Jagd und der respektvolle Umgang mit der Natur und den darin lebenden Tieren, hat sicherlich positiv dazu beigetragen, dass sie sich zu einem verantwortungsvollen Menschen entwickelt hat. (Foto: Elisabeth Leix)

Gemeinsame Jagd mit einem Wildtier

Die Falknerei oder besser gesagt die Beizjagd ist die faszinierendste Jagdart, die ich kenne. Sie ist die Jagd mit einem an den Menschen gewöhnten Greifvogel auf Wild in seinem natürlichen Lebensraum.. Die Begeisterung, mit einem Wildtier gemeinsam jagen zu dürfen, das sich sehr gut alleine in der Natur zurechtfindet, mit dem man nicht verbal kommunizieren kann oder das auch zu nichts gezwungen werden kann, macht dieses Vorhaben so ungemein spannend.

Die Ausbildung des Beizvogels ist ausschließlich auf positive Motivation aufgebaut und die Jagd mit dem Falkner oder der Falknerin unterscheidet sich kaum von einem „Jagdvorgang“ in freier Natur. Der Beizvogel erkennt schnell, dass sich die Jagdkumpanei mit Falkner oder Falknerin, Jagdhund und/oder Frettchen lohnt und er dadurch zum Erfolg kommt.   Wenn man die Falknerei ausüben will, sollte man einige Eigenschaften mitbringen: Geduld, Ausdauer, Selbstbeherrschung und Einfühlungsvermögen sind sicherlich die Wichtigsten. Darüber hinaus ist ausreichend Zeit in den Herbst- und Wintermonaten erforderlich, weil der Beizvogel, wenn er denn erfolgreich jagen soll, am besten täglich trainiert oder jagdlich geflogen werden muss. Dieses Unterfangen setzen eine verständnisvolle Familie, einen kompromissbereiten Arbeitgeber sowie tolerante Freunde voraus, ganz besonders, wenn sie keine Falkner sind.

Die Passion „Falknerei“ ist eine Lebenseinstellung sowie langjährige, wenn nicht sogar lebenslange Verpflichtung und hat ohne Zweifel dazu beigetragen, mich als Mensch zu formen und auch motiviert, die Werte der Jagd und Falknerei in der Öffentlichkeit zu vertreten. Deshalb habe ich im Laufe meines Lebens zahlreiche Funktionen und Ämter in unterschiedlichen Bereichen der Jagd und Falknerei übernommen, was 2014 mit der Verleihung der Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland geehrt wurde. Im Moment bin ich im Deutschen Falkenorden – Bund für Falknerei, Greifvogelkunde und Greifvogelschutz e.V. Bundesvorsitzende und Obfrau für Auswilderung. Die European Foundation for Falconry & Conservation unterstütze ich als Schatzmeisterin und den Prüfungsausschuss in Bayern als Prüferin für die Falknerprüfung.

Es gibt kaum etwas aufregenderes als wenn der Hund vorsteht, der Falke von der Faust startet und der Ausgang des Jagdfluges völlig ungewiss ist. (Foto: Klaus Leix)
Sunny, mein 14-jähriger Habichtsterzel, ist ein erfolgreicher Rabenkrähenjäger. (Foto: Klaus Leix)

Botschafterin der Falknerei und der Beizjagd

Eine aufgrund des Zeitmangels vernachlässigte Leidenschaft ist das Schreiben. Trotzdem habe ich über all die Jahre hinweg immer wieder Berichte in nationalen und internationalen Jagd- und Falknereimagazinen verfasst und im Jahr 2018 ein Fachbuch (Leitfaden zur Falknerprüfung) als Herausgeberin sowie ein Coffee-Table-Book mit falknerischen Erlebnisberichten verfasst.

Ein besonderes Anliegen ist es mir, die Falknerei und Beizjagd, ein als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkanntes Kunsthandwerk, sowie die Aktivitäten der Falkner und Falknerinnen für den Tier- und Artenschutz, für den Umwelt- und Naturschutz in der Öffentlichkeit und vor allem Entscheidungsträgern der Politik näherzubringen und junge Menschen zu fördern, die jagdlich oder falknerisch interessiert sind. Denn nur wer weiß, was wir tun, warum wir es tun und wie wir was tun, wird erkennen, wie viel Gutes die Jagd und Falknerei sowie unser ehrenamtliches Engagement, auch für die Allgemeinheit mit sich bringt und somit für mehr Verständnis sorgen.

Heute jage ich aus Zeitmangel mit der Waffe nur noch, wenn sich die Fleischvorräte in der Gefriertruhe zu Ende neigen. Die Beizjagd hingegen betreibe ich nach wie vor fast täglich während der Jagdsaison, mit meinen beiden Wanderfalkenterzeln und meinem Habichtsterzel sowie mit meinem Mann und seinen Beizvögeln, der glücklicherweise auch Falkner ist.

Familiäre Glücksmomente. (Foto: Jarek Mazur)

Welche Waffe führst du und warum?

Blaser Bockbüchsflinte (16/70 – 7x57R). Ich habe diese Waffe bereits vor 40 Jahren erworben und liebe sie wegen ihrer Eleganz, Leichtigkeit und der Kolbenhalssicherung. Außerdem konnte ich damit vom Fuchs bis zu Rotwild alles erlegen.

Welche Munition bevorzugst du und warum?

Ich habe lange Zeit für diese Waffe das Teilmantel-Rundkopf-Geschoss von RWS (9,0 g und 11,2g) geschossen. Die höhere Laborierung habe ich verwendet, wenn ich explizit auf Rotwild gejagt habe. Heute verwende ich RWS 7X57 R EVOLUTION GREEN 8,2 g.

Womit gehst du immer zur Jagd?

Unsere Hunde sind immer dabei, egal ob bei der Jagd mit der Waffe oder bei der Beizjagd. Mein Favorit ist der Deutsch Kurzhaar, allerdings führen wir im Moment nur zwei Pointer für die Beizjagd.

Was wird deine nächste jagdliche Anschaffung sein?

Einen neuen GPS-Tracker für die Hunde, damit sie beim Vorstehen in unübersichtlichem Gelände gefunden werden können.

2 Antworten

  1. Beeindruckend. In meiner Familie gab es bisher keine Jäger oder Land- oder Forstwirte. Ich bin am Stadtrand aufgewachsen. Lieber spät als nie, starte ich jetzt (mit 54) mit dem Jagdschein und will auch den Falknerschein machen.

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