In Deutschland brüten etwa 15 000 Rotmilanpaare und damit etwa 50 Prozent der Weltpopulation. Daher trägt Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Art. Seit dem Beginn der 80er-Jahre geht die Anzahl der bei uns brütenden Paare aber zurück.
Getrennt im Winter, wiedervereint im Frühjahr
Im September machen sich die Rotmilane auf den Weg in ihre Winterquartiere. Diese liegen überwiegend auf der Iberischen Halbinsel, mittlerweile aber immer häufiger auch in Südfrankreich oder sogar Mitteleuropa. Selbst in Deutschland überwintern mittlerweile über 1000 Tiere.
Die meisten Rotmilane kommen im März aus ihren Überwinterungsquartieren nach Deutschland zurück. Da Rotmilanpaare den Winter nicht gemeinsam verbringen, treffen sich Weibchen und Männchen im Frühjahr im Brutrevier und beginnen dann mit der Balz und dem Bau der Nester. Meist brüten sie an Waldrändern oder in Gehölzinseln, selten tiefer im Wald. Die Nester des Rotmilans sind eine Besonderheit: Er stattet sie mit allerlei Fundstücken aus. Plastiktüten, Unterwäsche, Tennisbälle und sogar ganze Plüschtiere wurden in den Nestern des Greifvogels gefunden.
Ab Ende März legen die Rotmilane zwei bis drei Eier, die das Weibchen etwa einen Monat bebrütet. Sind die Küken geschlüpft, übernimmt das Männchen den Großteil der Fütterung der Küken, aber auch des Weibchens. Nach sieben Wochen verlassen die Jungvögel das Nest.
Ackern für den Rotmilan
Der Bruterfolg von Rotmilanen hängt wie bei allen Greifvögeln von der Nahrungsverfügbarkeit ab – und damit meistens von der Menge an Kleinsäugern wie Mäusen. Die Intensivierung der Landwirtschaft mit Fortschritten in der Bearbeitungstechnik und der Pflanzenzüchtung haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Wandel im Jagdrevier der Rotmilane geführt. Die Kulturen wachsen bereits im Frühjahr so schnell und dicht, dass Rotmilane hier keine Beutetiere mehr schlagen können. Und das in der Zeit der Jungenaufzucht, in der der Nahrungsbedarf besonders hoch ist. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Nahrungsmangel zur Brutzeit einer der Hauptgründe für den Rückgang des Rotmilanbestands in Deutschland ist.
Luzerne: Vergessenes Multitalent
Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Maßnahmen, mit denen dem Rotmilan und mit ihm vielen anderen Arten der Feldflur geholfen werden kann: Baumreihen, Hecken, Kleingewässer, Brachen oder Blühstreifen bieten Insekten, Vögeln und Kleinsäugern – und damit vielen Beutetieren des Rotmilans – ein Zuhause. Besonders nützlich ist der Anbau von Luzerne als Futterpflanze für das Vieh oder für die Biogasanlage. In der mehrjährigen Kultur vermehren sich Mäuse sehr gut, und durch die regelmäßige Mahd können sie leicht vom Rotmilan erbeutet werden. Je nach Witterung sind bis zu vier Schnitte im Jahr möglich, damit bietet sich immer wieder ein reich gedeckter Tisch für Greifvögel, gerade während der Jungenaufzucht. Eine Staffelmahd zu unterschiedlichen Zeitpunkten steigert den naturschutzfachlichen Wert der Fläche nochmal. Nebenbei bindet die Luzerne, die im Greifvogelschutz lange in Vergessenheit geraten war, mit ihren Wurzeln Luftstickstoff und düngt sich somit fast von allein.
Der Anbau von Luzerne wird wie viele andere Naturschutz-Maßnahmen in der Feldflur über die Agrarumweltprogramme oder die sogenannten Ökoregelungen, die seit dem Jahr 2023 gelten, gefördert. Eine Rotmilan-freundliche Landwirtschaft ist also auch eine Chance für Landwirtinnen und Landwirte.
Gemeinsam aktiv für unsere Wildtiere
Setzen auch Sie sich für den Schutz bedrohter heimischer Arten wie dem Rotmilan ein – werden Sie jetzt Teil der Unterstützergemeinschaft der Deutschen Wildtier Stiftung.
Seit mehr als 30 Jahren macht sich die gemeinnützige Deutsche Wildtier Stiftung für den Natur- und Artenschutz in Deutschland stark. Um Lebensräume für bedrohte Tierarten schaffen und langfristige Artenschutzprogramme erarbeiten zu können, sind wir auf die Spenden engagierter Naturfreunde angewiesen.
Gemeinsam mit Menschen, denen die Natur und die heimischen Wildtiere am Herzen liegen, können wir durch unsere Projekte viel dazu beitragen, dass Arten wie der Rotmilan in Deutschland bewahrt werden.
Bitte unterstützen auch Sie unsere Natur- und Artenschutzmaßnahmen durch eine Spende – vielen Dank!
Übrigens: Alle Spenderinnen und Spender der Deutschen Wildtier Stiftung stimmen über das Tier des Jahres ab – und entscheiden somit darüber, für welche Art wir uns im kommenden Jahr ganz besonders einsetzen. Außerdem sind sie herzlich zu unserem jährlich stattfindenden Naturerlebnistag eingeladen.
Titelbild: Äcker, Wiesen und Weiden sind Jagdreviere des Rotmilans. Vor allem Vögel und Kleinsäuger stehen auf seinem Speiseplan.
(Foto: imageBROKER.com / alimdi / Arterra)
Text: Deutsche Wildtier Stiftung