Zu den weniger großen Freuden der Jagd gehört der Wildschaden im Feld. Er tritt meistens auf, wenn die Feldfrüchte viel vom Wild verbergen, schwer anzusprechen und noch schwerer zu bejagen sind. Der Druck für die Jagdpächter ist groß, denn wenn er es nicht schafft, Rotten oder Rudel aus den Schlägen zu vergrämen, kann das gewaltig ins Geld gehen. Und das würde sicher jeder lieber für ein neues Gewehr oder eine Jagdreise ausgeben.
Bei der Frühjahrsbestellung fängt es an
Mit Beginn des Jagdjahres steht auch gleich der erste Krisenpunkt auf dem Plan. Die frisch eingebrachte Saat wird von den Sauen gern als Frühstücksangebot angesehen und in den Saatreihen akribisch wieder aufgelesen. Das betrifft vor allem den Mais. Sehr beliebt ist auch Gerste, deren Früchte wegen der langen Grannen später eher gemieden werden. Auch Leguminosen werden nicht verschmäht. Nach der kargen Winterzeit ist der Appetit auf Frischkost groß.
Wenn das Getreide milchig und süß wird …
Nach der heißen Wildschadenszeit in der Frühjahrs-Bestellphase können die Pächter erstmal durchatmen, bis das Getreide in die Milchreife kommt. Die Körner sind dann noch sehr weich, weil sie von einer weißen Flüssigkeit umgeben sind, die ausgesprochen süß ist. In dieser Phase wird sie von allem Wild sehr gern angenommen. Für die klassischen Getreidearten (Roggen, Hafer, Weizen und Triticale) tritt dieser Zustand je nach Witterung und Lage von Ende Juni bis in den Juli ein. Besondere Anziehungskraft besitzen Hafer und Weizen. Beim Mais liegt die Milchreife etwa einen Monat später. Der Zustand vor Ort lässt sich leicht feststellen, indem kräftig auf eine Ähre gedrückt wird. Wenn eine milchige Flüssigkeit austritt, heißt es aufpassen.
Effektiv, aber aufwendig: der Elektrozaun
Die Schwierigkeit für den Jäger ist, das Wild wieder aus den attraktiven Schlägen zu vertreiben, um den Schaden zumindest zu begrenzen. Als passive Maßnahme bieten sich Elektrozäune an, falls der Schlag nicht zu groß ist. Die größte Arbeit ist das Freihalten der Drähte, damit auch wirklich Strom aufliegt, sonst ergibt das ein trügerische Sicherheit. Ebenso muss aufgepasst werden, dass die Kostgänger nicht mit eingezäunt werden, das hätte fatale Folgen. Die wilden Schweine sind meistens auch so schlau, nur im Zentrum des Getreides ihre Mahlzeiten einzunehmen. Bei einer Kontrolle ausschließlich von außen fällt das häufig nicht auf. Das ist alsoder ideale Einsatzzweck für eine Drohne.
Die Alternative: „Hausmittel“
Wer nicht mit einer elektrischen Barriere arbeiten will oder kann, könnte auf olfaktorische Abwehr setzen, indem er den Geruchssinn des Schwarzwildes „beleidigt“. Der Markt bietet eine Vielzahl von Vergrämungsmitteln, die den Sauen ausgesprochen stinken und sie von den gefährdeten Schlägen abhalten. Diese Stinkbomben müssen nach ein paar Tagen aufgefrischt werden, am besten mit einer neuen Duftnote, sonst ist der Gewöhnungseffekt zu groß. Manche versuchen es auch mit „Hausmitteln“, wie Scheuchen, Radios, lauten Flatterbändern oder Menschenhaaren. In den Sommermonaten sind Jäger Dauergäste in Friseursalons, wo sie aber keine Haare lassen, sondern mit Säcken voller Haare wieder abmarschieren.
Schwierige Jagd an und im Getreide
Die aktive und attraktivere Variante ist natürlich ein jagdlicher Eingriff. Die Schwierigkeit: In den Getreideschlägen sind die kurzläufigen Sauen nur schwer zu sehen. Und wenn, schauen lediglich die „Karpfenrücken“ der erwachsenen Stücke heraus. Nur wenige Bauern sind bereit, Schneisen anzulegen, die volle Sicht gewähren. Und selbst dann ist es nicht einfach, auf diesen schmalen Abschnitten anzusprechen und eine Kugel loszuwerden. Freistehende Leitern an größeren Schadstellen können eine Alternative sein. Trotz Schaden besteht die Pflicht, auf den Mutterschutz zu achten. Die beste und sicherste Lösung ist die Erlegung eines Frischlings – und sei er noch so klein. Das nehmen die Bachen übel, vor allem wenn der Frischling im Schuss noch kurz klagt.
Wenig Schaden – wenig Wild
Fazit: Wildschaden kann zu einem teuren Vergnügen werden. Vor allem wenn in den heißen Zeiten nicht regelmäßig kontrolliert wird. Eine hundertprozentige Garantie gegen Schaden gibt es nicht, denn schließlich sichert ein gutes Wildvorkommen abwechslungsreiche Jagd. Ein gutes Verhältnis zu den Landwirten ist die beste Versicherung gegen böse Überraschungen. Und wer irgendwelchen Auswüchsen begegnen will, tut gut daran, im Pachtvertrag eine Wildschadenspauschale zu vereinbaren. Dann ist das Risiko zumindest kalkulierbar.