Jägerin des Monats: Annette „Netti“ von Karp

Mein Vater war in den Vierzigern, als er die Jägerprüfung ablegte. Er sagte damals, er tue dies, „damit Vati Euch etwas über die Natur beibringen kann“. Zu dieser Zeit begann ich meinen Vater regelmäßig auf den Ansitz zu begleiten. Die Jagd wurde so zu einem festen Bestandteil meiner Kindheit. Parallel dazu wuchs mein Interesse an heimischen Pflanzen und den saisonalen Früchten des Waldes. Neben der Jagd waren wir oft stundenlang auf Pilzsuche. Noch heute bin ich passionierte Wildkräuter- und Pilzsammlerin.

Nettis Wildschweinpiroggen

Mit 38 Jahren nahm ich das „Grüne Abitur“ in Angriff. Meine Kinder Antonia und Alexander waren im Teenager-Alter und mittlerweile so selbständig, dass sie es zu schätzen wussten, wenn Mama ein bis zweimal die Woche in Sachen Jagdschein unterwegs war und sie „sturmfreie Bude“ hatten. Nun war es an mir, bei meinen Kindern die Neugier und Freude an der Natur zu wecken. Offensichtlich habe ich meine Sache gar nicht so schlecht gemacht, denn beide Kinder legten früh die Jägerprüfung ab und sind darüber hinaus begeisterte Pilzsammler.

Maipirsch

Vor 6 Jahren habe ich mich beruflich umorientiert. Ich wollte Neues wagen und im Bereich der naturbezogenen Bildungsarbeit eine neue Aufgabe finden. Im Walderlebniszentrum Ehrhorn, eine Einrichtung der Niedersächsischen Landesforsten, ließ ich mich zur zertifizierten Waldpädagogin ausbilden. Mittlerweile bin ich Geschäftsführerin der „Stiftung Wald und Wild in Mecklenburg-Vorpommern“ und betreue dort mein Herzensprojekt „Nettis Naturkinder“. Es ist jedes Mal wieder spannend, mit Kindern aus einem städtischen Umfeld ganz selbstverständlich und bei jedem Wetter die Natur zu erleben.

Zuerst reagieren die Kinder oft zögerlich. Doch mit der Zeit werden sie immer mutiger und blühen geradezu auf. Meine Aufgabe besteht darin, mit Kindern die Natur zu entdecken und dabei spielerisch und kreativ Wissen zu vermitteln. Die Jahreszeiten durch Kinderaugen zu erleben und zu sehen wie sich die Natur immer wieder neu präsentiert, wird nie langweilig. Es ist mir ein besonderes Anliegen, die Kinder für den Kreislauf der Natur zu sensibilisieren. Der Tod gehört zur Jagd und der Natur dazu. Mir ist wichtig, den Kindern das Thema Sterben auf eine ehrliche Art und Weise, nicht beschönigt, aber für sie nachvollziehbar, näher zu bringen.

Nettis Baumvilla

Mein Partner Axel (Chirurg) ist kein Jäger, muss er auch nicht. Er liebt die Wildgerichte, die ich für ihn koche. Anlässlich seiner Rede zu meinem Geburtstag sagte er, dass ich zwar schneller aufbrechen könne als er, nur müsse er die Organe schließlich wieder in den Körper zurücklegen und diesen obendrein auch noch zunähen. Zudem lege er allergrößten Wert darauf, dass seine Patienten das Aufbrechen überleben!
Mittlerweile bin ich „Nonni“ von zwei Enkelkindern und hoffe, dass auch Benyamin (21 Monate) und Hawa (2 Wochen) irgendwann in unsere familiären Fußstapfen treten und die Natur mit allen Sinnen erleben werden. Alles Lebendige erhält sich nur in stetigem Wechsel mit dem Werden, Bestehen und Vergehen in der Natur und wir sind ein Teil davon.

Hasenfrikadellen im April

Welche Waffe führst du und warum?

Ansitzjagd: Blaser K77 6,5 x 68 R – die Patronen lasse ich laden, da es das Kaliber nicht mehr gibt. Drückjagd: Blaser R8 Kaliber 9,3×62

 
Welche Munition bevorzugst du und warum?

Meine Patronen werden alle per Hand geladen, auch die 9,3×62 Barnes Geschosse, bleifrei 


Womit gehst du immer zur Jagd?

2 Brote mit Wildsalami, verschiedene individuelle Täschchen für: 1. Munition, 2. Jagdschein, 3. Bergehilfe, 4. Gefrierbeutel, 5. Aufbrechsäge und Messer 


Was wird deine nächste jagdliche Anschaffung?

Eine neue Knochensäge.


Weitere spannende Beiträge von „Netti“ finden Sie im FRANKONIA Blog:

Nettis Naturkinder: Wissen und Spaß um das heimische Wild – Frankonia Blog (26.07.2024)

„Nettis Naturkinder“ übernehmen Verantwortung für den Wald – Frankonia Blog (25.04.2024)

3 Antworten

  1. Für mich ist Annette von Karp ein großes Vorbild in Sachen Umweltbildung. Sie ist eine tolle POWERFRAU, die mit Liebe und Herzblut dafür sorgt, dass Kinder die Natur fühlen, erleben und begreifen können. Netti du bist großartig, und hast den Titel Jägerin des Monats zurecht verdient.

  2. Wow!
    -> Kaliber 6,5 x 68 R und 9,3×62 als bevorzugte Kaliber ?!
    Offensichtlich sieht die Dame alles unter einem kapitalen Hauptschwein oder eines ebensolchen Rothirsches als „nicht würdig“ der Bejagung an.
    Oder bejagt die Dame Rotwild jenseits der 300m im schottischen Hochland… ?
    Nun ja!, viel hilft offensichtlich viel … in jeder Beziehung!

    Ist das jetzt die „zarte Hand“ der Weiblichkeit im Waidwerk ?
    Wie gern würde man doch einmal davon lesen, dass sich diese „Waiddamen“ mit der Verbesserung/Renaturierung der Biotope/Habitate auseinandersetzen; dem ständigen erklärenden Disput mit der modernen Agrarindustrie. Ein anschaulicher Bericht wie man mit „Ansaaten“ in Kommunikation mit der Landwirtschaft in recht einfacher Art & Weise dem Wild und den „Letzten ihrer Art“ das Leben wieder lebenswert macht; das wäre doch einmal für das Porträt einer „Waidfrau“ ein gelungenes Thema.

    Aber da verlange ich vom „deutschen Waidwerk“ wohl ein wenig zu viel; lieber singt man weiter ein „Hoch“ auf die hergebrachten Traditionen!
    – schließlich gehört man ja zu einer privilegierten Elite mit Standesdünkel.

    Ich habe jetzt mehrere Artikel zur „Jägerin des Monats“ gelesen; weitere werde ich mir lieber nicht mehr antun.
    Mir fällt hier nur der von meinem schottischen Freund und Waidmann kreierte Begriff ein; den ich aus reiner Höflichkeit aber lieber verschweige…

  3. Hallo Herr Fischer. Man sollte nicht so pingelig u alles auf die gold wagen legen. das kaliber ? u andere verurteilen nur weil sie anders denken u nicht so wie sie meinen muss so sein .anscheinend ist die Dame zufrieden mit ihrer leben. Sei ihr gegönnt. lg rn

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