Jägerin des Monats: Carina Aust

Ich bin Carina, 40 Jahre alt und durch meine Hündin Josie zur Jagd gekommen. Als Frau möchte ich nicht im Rampenlicht stehen, sondern eher durch Professionalität und Wissen in der traditionellen Jagdgesellschaft wahrgenommen werden.

IT & Bundeswehr ist nur was für Männer? Von wegen!

Mit einem Aldi-PC fing alles an

Auch wenn die IT nicht meine erste Berufswahl war, sondern eher die Polizei, bin ich froh, dass es damals so dazu gekommen ist. Von meinem ersparten Taschengeld habe ich mir meinen ersten Aldi-PC gekauft und die ersten Gehversuche damit gestartet. Ich wollte immer etwas Besonderes im Beruf machen, etwas nicht Alltägliches und natürlich war es mein Ansporn, den Menschen zu zeigen, dass es keinen Unterschied zwischen Männer und Frauen im IT-Beruf gibt.

2006 hat mich die Herausforderung gekitzelt und bin zur Bundeswehr gegangen. Laut Bundeswehr-Vorgaben habe ich in die Feldwebellaufbahn nur knapp reingepasst. Mit selbstbewusstem Auftreten und meiner Berufserfahrung als Systemberaterin habe ich die Vorgesetzen von mir überzeugt. In meinen 17 Jahren bei der Bundeswehr habe ich meine körperlichen und geistigen Grenzen kennengelernt, verschiedene Herausforderungen gemeistert und im Auslandseinsatz die Selbstverständlichkeiten im Alltag wieder bewusst wahrgenommen und zu schätzen gelernt.

Dank Hündin Josie zur Jagd gekommen

Im Mai 2018 bekamen meine Frau und ich einen braunen Labrador Namens Celeste Josefine vom Rantzauer Forst – kurz „Josie“. Mit 6 Monaten arbeiteten wir mit ihr an der ersten Kaninchenschleppe. Im Anschluss „grinste“ die Hündin und ich wusste, ich muss mich mit Wild, Natur und Jagd auseinandersetzen.

Gemeinsam ins Revier: Was gibt es Schöneres für einen Jagdhund?

Im Coronajahr 2021 habe ich meinen Jagdschein in der Jagdschule von Fürstenberg abgelegt, aber es fehlten mir die notwendigen Kontakte, die man in einer Kreisjägerschaft leichter knüpfen kann. Durch die Kitzrettung und einige Einladungen zu Gesellschaftsjagden habe ich mittlerweile gut Anschluss gefunden.

Ein bisschen überdimensioniert für die Kitzrettung. Da dürfte eine Drohne ja wohl kein Problem sein.

Das erste Mal allein Ansitzen – wie die erste Autofahrt!

Das erste Mal allein Ansitzen ist für mich gut mit der ersten Autofahrt nach bestandener Fahrprüfung vergleichbar. Man fühlt sich der Natur so nah und frei, dies ist so besonders und anders als in unserem Alltag.

Beim Ansitz entspannen und die Natur genießen

Die Jagd – ein schöner Kontrast zu Telefon & Computer

Die Jagd ist für mich ein schöner Kontrast zu meinem Alltag, da kein Telefon und Computer in der Nähe sind. Jagen gehen bedeutet für mich Natur und Anblick genießen, entspannen, abschalten vom Alltag und das Gefühl von freudiger Spannung. Ich möchte mit meiner Hündin routinierter werden und mit ihr gemeinsam zur Jagd gehen. Ein Traum wäre es, nächstes Jahr einen Begehungsschein in der Nähe zu bekommen.

Das nützt auch die beste Tarnung nichts: Erst die Büroarbeit dann das Vergnügen.

Extrabehandlung für Jägerinnen – nein danke!

Bei der Bundeswehr gibt es keine Extrawurst: Männer und Frauen tragen die gleiche Uniform.

Ich möchte nicht als Frau im Rampenlicht stehen, sondern eher durch Professionalität und Wissen in der traditionellen Jagdgesellschaft wahrgenommen werden. Deswegen ist es für mich nicht von Bedeutung, wie ich mich als Frau in der Jagd sehe.

Ginge es nach mir, würde es auch nicht unbedingt extra Kleidung geben, weil man dadurch immer wieder auffällt und im schlimmsten Fall belächelt oder nicht ernstgenommen wird. Die Bundeswehr setzt es genauso um. Gleiche Anforderungen (außer sportlich), gleiche Kleidung und wichtig: gleiche Bezahlung.

Mädels – so nehmt ihr es mit den Männern auf!

Lasst euch in männerdominierten Bereichen nicht unterkriegen und habt den Mut dort einzusteigen! Aus meiner Erfahrung, egal ob jagdlich oder beruflich, keine Sonderbehandlung fordern, sondern mit Wissen und Kreativität zum Ziel kommen. Damit kommt Frau gut bei Mann an. Es zeigt aber auch von Größe, gegebenenfalls mal Fehler oder Unwissen kundzutun, was die meisten Männer nicht gut können.

Carina und Josie: ein starkes Team.

6 Antworten

  1. Respekt für diese Leistung im Berufs- und Freizeitleben.
    Menschen wie dich brauchen wir in dieser heutigen Gesellschaft.
    Eindrucksvoller Bericht – Danke dafür

  2. Mit Verlaub,ich habe grundsätzlich vor jedem einzelnen Menschen,ob = Mädchen/Frau – Jungen/Mann…welcher Hautfarbe/Nationalität… Achtung/Respekt…u.habe somit keinerlei Probleme,u.hoffe/wünsche,ja erwarte… bestmöglich gleiche Chancen u.Wertigkeiten für alle in allem…,danke. –

  3. Erstmal vorab: „Thank you for your service!“ (Etwas was bspw. im anglikanischen Sprachraum selbstverständlich ist und bei uns viel zu selten zu hören/zu lesen ist)
    Also vielen Dank für inzwischen 17 Jahren Dienst im Bund!
    Ihren Bericht finde ich interessant und erfrischend. Er macht Frauen bestimmt Mut dabei, sich auch für die Jagd zu interessieren und heranzutrauen. Die Jagdgesellschaft ist eben kein elitär, angestaubter Altherren-Club.
    Dann allzeit Gut Schuss und Weidmansheil!

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